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Frapa-Plast-Großbrand Außergerichtliche Einigung

Die Aufarbeitung der Ereignisse im Zusammenhang mit dem Großbrand bei Frapa-Plast in Gardelegen Ende Mai 2017 ist abgeschlossen.

Von Elke Weisbach 04.09.2019, 04:00

Gardelegen l Gut zwei Jahre hat es gedauert, bis die finanziellen Fragen abschließend geklärt werden konnten. Und es ging nicht um kleine Summen beim Großbrand auf dem Gelände der Frapa-Plast GmbH nahe des Lausebaches an der Stendaler Chaussee in Gardelegen. Die Stadt Gardelegen machte einen Betrag von 84.351 Euro geltend. Der Kreisanglerverein forderte 6817 Euro für neuen Fischbesatz für den Lausebach, denn das gerade kurz zuvor sanierte Gewässer war ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden.

Zur Vorgeschichte: Am 24. Mai 2017 – einen Tag vor Himmelfahrt – löste um 18.48 Uhr die Brandmeldeanlage des Unternehmens, das Kunststoffmüll zu Granulat verarbeitet, Alarm aus. Riesige Mengen Plastemüll standen in Flammen. Eine dicke, schwarze Rauchwolke mit einer Feuersbrunst breitete sich aus. Noch am Tag danach war kilometerweit der schwarze Rauch zu sehen. Für die Kameraden der freiwilligen Feuerwehren begann damit ein Dauereinsatz. In der Spitze waren mehr als 170 Kameraden vor Ort. Am 27. Mai waren zusätzlich 35 Berufsfeuerwehrleute unter der Regie der Werksfeuerwehr Bitterfeld im Einsatz, um die örtlichen Wehren zu unterstützen.

Denn eine extrem starke Hitzeentwicklung und zwei Explosionen in den Containern brachten die Kameraden an ihre Grenzen. Am 28. Mai abends wurde der Einsatzort der Firma übergeben. Die riesigen Plastikmüllhaufen mussten danach noch 14 Tage lang alle zwei Stunden mit Wasser gekühlt werden. Diesen Part hatten dann Mitarbeiter der Firma übernommen.

Bei den Ermittlungen zur Brandursache hatte die Polizei einen technischen Defekt ausgeschlossen. Ermittelt wurde wegen fahrlässiger oder vorsätzlicher Brandstiftung. Im Mittelpunkt stand eine vermutlich nicht gesetzeskonforme Lagerung von Kunststoff.

Nach dem Großeinsatz folgte die Schadensbilanz. Zum einen waren das die Einsatzkosten. Zum anderen waren auch viele technische Gerätschaften beschädigt worden, wie Tragkraftspritzen, Pumpen, Schläuche und Einsatzbekleidung. Anfang Dezember des vorigen Jahres hatte die Umweltschadenshaftpflichtversicherung der Frapa-Plast GmbH der Stadt einen Vergleich vorgeschlagen, verbunden mit einer Zahlung von 45.000 Euro.

„Das Brandereignis ist erledigt“, verkündete jetzt vor Pressevertretern Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher. Noch der alte Stadtrat habe während seiner letzten Sitzung im nichtöffentlichen Teil dem vorliegenden Vergleich mit der Frapa-Plast GmbH zugestimmt, nachdem die Stadt auf Entschädigung geklagt hatte.

Grundsätzlich sei der Einsatz der Feuerwehren bei einem Brand unentgeltlich. Das sei im Brandschutzgesetz geregelt. Doch es gebe Ausnahmen, und zwar im Fall von Vorsatz und grober Fahrlässigkeit.

Aufgrund der vorgefundenen Lagersituation von Kunststoff seien Nachforschungen angestellt worden. Und insbesondere die eingesehenen Genehmigungsunterlagen des Altmarkkreises Salzwedel hätten den Eindruck vermittelt, dass hier „gegen die Kunststoffrichtlinie verstoßen“ worden sei und man damit seitens des Unternehmens möglicherweise grob fahrlässig gehandelt habe. Das habe zur allgemeinen Geltendmachung von Ansprüchen gegenüber Frapa-Plast geführt, so Schumacher: insgesamt 84 351 Euro und 6817 Euro für den neuen Lausebach-Fischbesatz .

Die Frapa-Plast GmbH wiederum habe ebenfalls Ansprüche im Zusammenhang mit dem Einsatz der Werksfeuerwehr Bitterfeld-Securitas erhoben. Die Firma sei der Auffassung gewesen, dass diese Einsatzkosten – immerhin auch 67.230 Euro – von der Stadt zu tragen seien. Denn Frapa-Plast sei der Auffassung gewesen, dass der Brand nur durch die Werksfeuerwehr hätte gelöscht werden können. Allerdings habe der Geschäftsführer des Unternehmens die Werksfeuerwehr selbst beauftragt, um den Brand zügig unter Kontrolle zu bringen, damit die Arbeit dort wieder aufgenommen werden kann.

Insofern habe die Firma auch mit der Werksfeuerwehr eine vertragliche Vereinbarung geschlossen, auch wenn Spezialisten aufgrund einer offiziellen Anforderung der Hansestadt zum Einsatzort gekommen seien, „weil es die vertragliche Zusicherung der Kostenübernahme durch Frapa-Plast gab“, so Schumacher.

Unterdessen hätten beide Seiten ihre Verpflichtungen aus dem Vergleich erfüllt. Frapa-Plast habe der Stadt 45.000 Euro überwiesen und auch die Einsatzkosten der Werksfeuerwehr Bitterfeld bezahlt, informierte Schumacher gestern.

Von einem Gerichtsverfahren werde abgesehen, da mit unkalkulierbaren Kosten zu rechnen sei, wie für Sachverständige, Anwälte und Gericht. Das alles würde laut Schumacher in keinem Verhältnis zum Ergebnis stehen. Es müsste nämlich bewiesen werden, wie hoch die Kosten des Einsatzes ausgefallen wären, wenn der Kunststoff ordnungsgemäß gelagert worden wäre.