Modellprojekt Fünf Orte wollen zukunftsfähig werden
„Leben in zukunftsfähigen Dörfern“ - an dem Modellprojekt beteiligen sich Lindstedt, Wollenhagen, Lindstedterhorst, Seethen und Lotsche.
Lindstedt l „Wie wird Ihr Dorf im Jahr 2030 oder 2050 aussehen? Welche Bilder tauchen dann auf?“ Diese Fragen stehen eingangs einer Projektbeschreibung für ein Projekt, das den Titel „Leben in zukunftsfähigen Dörfern“ trägt. Und das bedeute, „mit Hilfe engagierter Dorfgemeinschaften im ländlichen Raum eine langfristig tragfähige Balance der vier Nachhaltigkeitsdimensionen – Ökologie, Ökonomie, Soziales und Kultur – zu etablieren“, heißt es weiter in der Erläuterung. Und dabei sollen die Akteure die langjährigen Erfahrungen deutscher Ökodörfer – in diesem Fall ist es das Ökodorf Sieben Linden Poppau – in Form partnerschaftlicher Kooperationen nutzen.
Und das wollen jetzt die Orte Lindstedt mit Lindstedterhorst und Wollenhagen sowie Seethen mit Lotsche in Angriff nehmen, informierte auf Anfrage Lindstedts Ortsbürgermeister Siegfried Jordan. Vor kurzem fand dazu eine Informationsveranstaltung in Lindstedt statt. „Vor-Ort-Koordinator“ Christoph Strünke vom Öko-Dorf Poppau stellte dabei die Einzelheiten vor. „Sehr interessant“, betonte Jordan, so dass man sich danach entschlossen hätte, sich für das bundesweite Modellprojekt zu bewerben.
Als „überregionaler Begleiter“ wird sich zudem Ipse mit seinem Vereine Ipse excitare einbringen. Die Region Lindstedt und Seethen seien die einzigen Orte aus Sachsen-Anhalt. Insgesamt seien es fünf Dörfer, darunter zwei Dörfer aus Niedersachsen.
Die Teilnahme am Projekt sei mit Kosten von 1000 Euro verbunden. 50 Prozent wird der Förderverein Historische Region Lindstedt übernehmen. Mit 500 Euro wird sich die Stadt an den Kosten beteiligen. Im Sozialausschuss gab es dazu bereits Zustimmung. „Wir werden jetzt die Unterlagen erstellen“, so Jordan. Grundlage für das Modellprojekt sei das Integrierte gemeindliche Entwicklungskonzept, kurz IGEK, das die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt 2014 für die Stadt Gardelegen mit ihren 49 Ortsteilen erstellt hatte. „Daran lehnen wir uns an und entwickeln das weiter“, so Jordan.
Hintergrund seien gesellschaftlich bedingte Veränderungen im ländlichen Bereich. So hätten die Intensivierung der Landwirtschaft und der demografische Wandel in den vergangenen Jahrzehnten viele Probleme mit sich gebracht. Vor Ort gebe es immer weniger Arbeitsplätze. Das führe unter anderem zu einer Abwanderung der Dorfbevölkerung in die Städte. Abwanderung und Überalterung würden zu einem Niedergang des sozialen und kulturellen Lebens führen.
„Diesen Fehlentwicklungen entgegenzuwirken und damit für weite Bevölkerungskreise den Weg zu einem nachhaltigen, ländlichen Leben zu bewahren beziehungsweise zu eröffnen, ist Ziel und Inhalt dieses Modellprojektes“, heißt es weiter in der Projektbeschreibung.
Die Wiedergewinnung einer lebendigen Dorfgemeinschaft, unter anderem durch den Zuzug junger Menschen, die Schaffung einer attraktiven sozial-kulturellen Infrastruktur, die Stärkung lokaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe mit dem Effekt von Beschäftigung vor Ort und eine autarke Energiegewinnung könnten zu den Themen gehören. Ebenso die Entwicklung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft, unter anderem mit kleinbäuerlichen Strukturen und einer lokalen, fairen Vermarktung.
Nächster Schritt werde eine Bestandsaufnahme in der Region Lindstedt sein. „Dann werden wir sehen, was entwickelt werden kann“, so Jordan.