Tierheim Fünftägiges Hundedrama in Gardelegen
Nach langer Suche und einem Feuerwehreinsatz ist „Prinz“ im Tierheim Gardelegen angekommen und hat auch seine Scheu verloren.
Gardelegen l Dass der neueste Bewohner des Tierheims einige Tage in der Wildnis verbracht hat, ist ihm schon nicht mehr anzumerken – oder anzusehen. Bevor „Prinz“ – so der neue Name des Ex-Streuners – dort ankam, war allerdings erst eine Suchaktion mit Unterstützung der Feuerwehr nötig.
Los ging das Tierdrama am 21. September, schildert Gisela Kürten vom Tierschutzverein Gardelegen in einem Schreiben an die Volksstimme: Das Tierheim bekam den Tipp, dass im Waldstück vor Lüffingen ein freilaufender Hund unterwegs war. Er trug ein Halsband mit einer lose hängenden Kette, die ihn in Gefahr brachte, irgendwo hängenzubleiben. Kürten fuhr sofort los und fand den Hund auch, konnte aber nicht besonders nahe an ihn heran. Er war verängstigt und aggressiv, hätte also zubeißen können.
Auch eine Kollegin mit Fangstange bekam ihn nicht zu greifen, das Tier ergriff die Flucht.
Seine Angst war wohl „der Situation geschuldet“, gibt Kürten auf Nachfrage an – er sei in eine Art „Wildtiermodus“ übergegangen. „Dass er misshandelt wurde, glaube ich nicht“, heißt es von ihr weiter. Auch sein Fell machte einen gepflegten Eindruck, trotz einiger Tage im Freien. Prinz eigentlicher Besitzer könnte sich aber dennoch strafbar gemacht haben, denn Kettenhaltung ist in den meisten Fällen verboten.
Nach dem ersten Treffen gingen noch einige Sichtungen des Hundes beim Tierheim ein, schreibt Kürten weiter. Entweder war er aber schon weg, wenn die Mitarbeiter ankamen, oder er floh, sobald er sie sah. Er hielt sich viel in der Nähe des Tierheims auf, schildert der stellvertretende Tierheimleiter Marcus Müller, nur „vor Hunger ist er später in die Stadt rein“.
Nahe der Stadt gelang es am 26. September dann schließlich, ihn einzufangen. Ein Firmenbesitzer rief an und meldete, dass sich der Hund auf seinem Gelände herumtrieb. Nachdem er früheren Futterködern aus dem Weg ging, ließ er sich – offenbar schon ziemlich ausgehungert – auf einen Napf ein, in dem das Futter mit Betäubungsmitteln versetzt war. Doch er blieb hartnäckig und flüchtete auf wackeligen Beinen aufs Gelände zwischen Holzweg und Tierfriedhof.
Hier stießen nun zehn Leute von der Feuerwehr hinzu, die es schafften, den Hund einzukreisen und in einem Netz zu fangen. Er wurde ins Tierheim gebracht, blieb trotz Erschöpfung und Betäubung weiterhin wehrhaft und aggressiv – allerdings nur etwa einen Tag lang.
Im Tierheim kümmerte sich Marcus Müller dann um ihn und sorgte dafür, dass er „schnell aufgetaut“ ist, beschreibt Kürten. Dass dies recht fix passierte, sei ein weiterer Hinweis dafür, dass es ihm bei seinem Halter nicht allzu schlecht ging.
Müller habe sich zunächst vor den Zwinger und den Hund gestellt, der sein Misstrauen immer noch nicht überwunden habe. Nach etwa zehn Minuten habe es ihm dann gereicht, er dachte sich: „Moment, du knurrst mich hier nicht so an.“ Also ging er selbst in den Käfig.
Dort habe er durch gutes Zureden und ein paar Leckerlis das Vertrauen des Hundes gewonnen. Von dem ängstlichen Streuner ist nichts mehr zu sehen. Der vermutlich noch recht junge Hund ist verspielt und zutraulich geworden – selbst gegenüber Fremden. Auch seine lästige Kette ist er mittlerweile losgeworden.
Prinz eigentlicher Halter oder jemand mit Hinweisen, wo er hingehört, kann sich beim Gardelegener Tierheim unter der Telefonnummer 03907 / 71 51 05 melden.