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Gardelegen Kunst aus Vollzugsanstalten

In der Gardelegener Sparkasse wird eine Ausstellung für kunstinteressierte Menschen angeboten.

Von Malte Schmidt 31.01.2020, 02:00

Gardelegen l „Nun sitze ich hier, hinter verschlossener Tür. Die Zeit, sie steht, als ob sie nie vergeht. Und die Kinder rufen bange: Papi! Noch so lange?“ Es sind die ersten und sehr offenen Zeilen eines Gedichtes, das am Donnerstag bei einigen Gästen, die in die Filiale der Sparkasse Altmark West an der Bismarker Straße in Gardelegen kamen, Gänsehaut erzeugten. In den Räumlichkeiten wurde die Ausstellung „Das Wichtigste im Leben“ eröffnet.

Das Besondere daran: Die Hobby-Künstler, deren Werke bis zum 13. März ausgestellt werden, sind alle in Justizvollzugs- oder Maßregelvollzugsanstalten inhaftiert und haben an einem Kunstwettbewerb teilgenommen.

Seit 22 Jahren rufe der Landesverband für Kriminalprävention und Resozialisierung Häftlinge und Patienten der Anstalten auf, daran teilzunehmen, informierte Jennifer Schmidt, die im Verein als Projektleiterin tätig ist. Von einer Jury werden dann die besten Bilder prämiert und sind Teil einer Wanderausstellung, die jetzt mit 20 Werken in Gardelegen zu sehen ist.

Darüber zeigte sich am Donnerstag auch Petra Fraaß erfreut, die im Jugendförderungszentrum Gardelegen für die Konflikt- und Schlichtungsberatung im Täter-Opfer-Ausgleich als Mediatorin tätig ist.

Sie baute die Kontakte zum Landesverband für Kriminalprävention und Resozialisierung auf, holte zeitgleich Institutionen, wie die Netzwerkstelle Schulerfolg, die Jugendgerichtshilfe oder die Sparkasse, mit ins Boot und konnte somit zur Vernissage zahlreiche eingeladene Gäste begrüßen.

Hintergrund: Der Wettbewerb und das Ausstellen der Werke soll den Inhaftierten die Möglichkeit geben, darzustellen, welche guten Gründe es dafür gebe, ihnen die Rückkehr in die Gesellschaft nicht zu verwehren und aufzuzeigen, wie sie an sich arbeiten, sich verändern und Verantwortung für ihre Tat übernehmen, erklärte Jennifer Schmidt.

Wenn auch teils kunterbunte Farben für die Werke verwendet wurden, strahlen nur wenige von ihnen Fröhlichkeit aus.

Es ist mehr die Sehnsucht nach Freiheit, nach einem Wiedersehen mit den Familien und auch oftmals Reue, die viele der gemalten und kreierten Kunstwerken einen.

Interessenten können sich selbst einen Eindruck davon verschaffen. Möglich ist ein Rundgang während der Öffnungszeiten (siehe Info-Kasten) der Sparkasse Altmark West an der Bismarker Straße in Gardelegen.

Darüber hinaus ist auch die Meinung der Gäste gefragt. „Wir haben Boxen aufgestellt. Nach dem Besichtigen der Ausstellung können Interessenten ihre Gedanken auf ein Blatt Papier schreiben und danach in die Box legen“, erläuterte Petra Fraaß. Möglich sei auch, das Wichtigste in seinem Leben zu nennen und somit an der Aktion teilzunehmen. „Das ist natürlich auch anonym möglich“, betonte Fraaß.