Nikolaikirche Gardelegener Nikolaikirche erhält neuen Anstrich unterm Dach
In der Nikolaikirche Gardelegen wird derzeit zwölf Meter über dem Boden die Holzdecke verschönert.
Gardelegen. Viele Stufen, erst noch auf Treppen, oben dann nur noch über Leitern muss man hinauf, wenn man die aktuellen Verschönerungsarbeiten in der Nikolaikirche Gardelegen bewundern will.
Ein riesiges Gerüst ist im Kirchenschiff aufgebaut. Darauf klettert jeden Tag der ausführende Restaurator Mathis Schubert, um an seinen Arbeitsplatz unter der Kirchendecke zu gelangen. Unterstützt wird er von Kai Fronk, einem weiteren Restaurator, und Helma Groll, die die betreuende Restauratorin für das Projekt ist.
Ihrer Arbeitsgemeinschaft ist ein enger Zeitrahmen vorgegeben, um die Verschönerung der Decke abzuschließen. Vom 15. März bis zum 30. April 2021 gilt die Ausführungsfrist für die Arbeiten. Bis zum 10. Mai sollen die Abnahme und der Abbau der Rüstung in der Kirche erfolgen.
Pfarrer Franz war Initiator
Danach hätten dann auch Besucher einen freien Blick auf die neuen, alten Malereien. Diese hatte der frühere Pfarrer der Kirche, Dr. Friedrich Franz, in den 1950er Jahren gestalten lassen. Rund 100 Quadratmeter – die Winkel der Balken eingerechnet sogar 120 Quadratmeter – groß ist die Fläche.
„Es ist flächenmäßig ein für altmärkische Verhältnisse schon recht großes Projekt“, informiert Helma Groll. Dadurch, dass die Arbeit aber nicht so alt wie die Kirche selbst ist, seien die Anforderungen nicht so hoch und der Zeitplan könne eingehalten werden.
1953 wurden rein ornamentale Motive teils freihändig, teils mit Schablone auf die Deckenbalken gemalt. Einige der Farbpigmente, mit denen Schubert und seine Kollegen heute arbeiten, stammen sogar noch aus dieser Zeit. Erdtöne und Abstufungen von Türkis bestimmen das Muster an der Kirchendecke.
Finanziert wird die Restauration der Deckenmalerei mit Mitteln der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Altmark West.
Steine für die Kirche
Um finanzielle Unterstützung für weitere Arbeiten an der Kirche zu bekommen, läuft über den Verein für Kultur- und Denkmalpflege derzeit eine kreative Aktion. Für die 250.000 Euro, die es von Land und Stadt für die Sanierung gibt, muss der Verein 36.000 Euro Eigenmittel erbringen.
Um diese zusammenzukriegen, werden Steine verkauft, die mit persönlicher Widmung den Boden der Kirche zieren. 180 davon sind bereits gestaltet, 4300 gibt es insgesamt. Den aktuellsten Stein verlegte Bernstein am Donnerstag.
Er stammt vom Enkel von Jonkher Mathieu Lambert van Geen, einem von vier Häftlingen, die der frühere Pfarrer der Nikolaikirche, Dr. Friedrich Franz, am 12. April 1945, einen Tag vor dem Feldscheunen-Massaker in Gardelegen, versteckte und damit vor dem Tod rettete. Der Stein mit Geens Namen liegt nun neben dem seines Retters.
Interessenten, die selbst einen Stein erwerben möchten, können sich bei Siglinde Hintze unter der Telefonnummer 03907/77 66 89 oder bei Klaus Bernstein unter der 0151/51 71 36 25 melden.