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Garten Wer hat noch einen Eiserapfelbaum?

Die Kalbenser Gartenbauingenieurin Ruth Schwarzer erläutert, was im Februar im Garten zu erledigen ist.

Von Doreen Schulze 05.02.2021, 11:00

Kalbe l Mit Mariä Lichtmess (2. Februar), genau 40 Tage nach Weihnachten, startet das neue Bauernjahr. In früherer Zeit endete das Dienstbotenjahr für Mägde und Knechte. Der Rest des Jahreslohns wurde ausbezahlt und die Dienstboten suchten eine neue Anstellung oder verlängerten ihre für ein weiteres Jahr. Erste Arbeiten für Feld und Garten standen an. Da die Tage nun merklich wieder etwas länger sind, beginnen auch heutzutage wieder die Vorbereitungen für die neue Gartensaison und für Pflanzen im Haus.

Bevor es hinaus ins Freie geht, sollte sich zunächst den Zimmerpflanzen in der Wohnung gewidmet werden. Nun, da die Tage wieder heller werden, ist die beste Zeit, um Gummibäume und weitere Topfpflanzen in größere Gefäße umzutopfen. Allerdings sollte der neue Topf nur eine Nummer größer sein als der bisherige. Als Faustregel gilt dabei eine Daumenbreite Unterschied zwischen dem neuen und dem alten Topf. So wird die Erde besser durchwurzelt. Nach dem Umtopfen steckt die Pflanze ihre Kraft in die Wurzelbildung. Während dieser Zeit treibt sie kaum. Je größer der Topf, desto länger braucht die Pflanze für die Wurzel.

Nach dem Umtopfen sollte die Pflanze wieder so aufgestellt werden, wie sie zuvor stand, rät die Expertin. Sie sollte also nicht gedreht werden. Ansonsten könnte es vorkommen, dass die Pflanze ihre Blätter abwirft. Tipp: Wer sich nicht sicher ist, wie die Pflanze genau stand, der kann ein Streichholz so in die Erde stecken, dass dieser als Orientierung dient.

Die Pflanzen im Winterquartier sollten nun wieder kräftiger gegossen werden. Sofern noch nicht geschehen, sollte ein Rückschnitt erfolgen. Ab Ende Februar kann alle 14 Tage Dünger ins Gießwasser gegeben werden.

Im Februar ist es Zeit, sich den Beerensträuchern zu zuwenden. Dabei ist zu unterscheiden, ob es sich um einen Strauch oder ein Hochstämmchen handelt. Bei Stachelbeer-Hochstämmchen ist es wichtig, sofern man nicht in jedem Jahr die Enden aller Zweige entfernt hat, nun einen größeren Rückschnitt vorzunehmen. Vom Stamm aus gesehen sollte dabei 30 bis 40 Zentimeter stehen gelassen werden. Der Schnitt sollte an frostfreien Tagen erfolgen und wenn abzusehen ist, dass es auch in der Nacht nicht friert. Ruth Schwarzer rät, alljährlich die Spitzen der Zweige zu entfernen, weil dort der Stachelbeermehltau sozusagen überwintert.

Bei der Johannisbeere, speziell der Schwarzen Johannisbeere, sollten auch die augenscheinlich verdickten Knospen entfernt werden. Sie sind ein Hinweis auf die Johannisbeergallmilbe. Sie sind zu verbrennen oder im Bio-Müll (nicht im eigenen Garten) zu entsorgen, um dem Schädling keine weitere Chance zu geben. Bei Stachel- oder Johannisbeerbüschen sind die ältesten Triebe herauszunehmen. Auch bei ihnen sind die Spitzen abzuscheiden. Bei Brombeeren können nun alte Triebe gekappt werden, damit in die jungen Triebe mehr Kraft hineingeht. Auch alte Himbeerruten sind rauszuschneiden.

Im Februar und bis Anfang März können noch Äpfel- und Birnenbäume beschnitten werden. Bei Pflaumenbäumen ist hingegen kaum ein Schnitt erforderlich. Kirschbäume werden erst im Sommer beschnitten. Bei Pfirsich- und Aprikosenbäumen ist erst die Blüte abzuwarten. Da diese Bäume erst nach dem Aufblühen austreiben, ist dann auch gut zu erkennen, welche Triebe zum Beispiel abgestorben sind.

Beim Obstbaumschnitt sollte berücksichtigt werden, dass maximal ein Drittel, besser nur ein Viertel, der Krone abgenommen wird. Ansonsten bilden sich die sogenannten Wassertriebe (feine dünne Äste, die stark nach oben wachsen). Sie sind ein Zeichen dafür, dass sich Wurzelvolumen und Kronenvolumen im Ungleichgewicht befinden. Diese unnötigen Wasserschosser können aber beim Sommerschnitt entfernt werden, so die Gartenexpertin.

Reiser von „alten Schätzchen“, also von alten Obstsorten, können nun bei frostfreiem Wetter für eine Veredelung geschnitten werden. Dadurch können diese Sorten erhalten bleiben. Es sollten bleistift- bis kugelschreiberdicke Reiser verwendet werden. Wenn eine Veredlung nicht zeitnah erfolgen könne, können die dazu vorgesehenen Zweige mit der Schnittstelle in ein mit Sand gefülltes Gefäß gesteckt werden. Zur Veredelung eignen sich einjährige Triebe ohne Fruchtholz.

Vor allem unter den alten Sorten gibt es die Wirtschaftsäpfel, die unsere Vorfahren das ganze Jahr über zur Eigenversorgung nutzten. So hatten sie Bäume im Garten, die Tafeläpfel für den Direktverzehr trugen, aber auch Wirtschaftsäpfel, die zum Teil bis in den Sommer hinein zum Kochen, zum Backen, zum Einmachen und zum Entsaften verwendet werden konnten. Geeignet sind zum Beispiel der Rheinische Bohnapfel, der Rote Eiserapfel und der Altländer Pfannkuchenapfel. Einige dieser Sorten, vor allem der Eiserapfel, wurden damals auch ähnlich wie Kartoffeln oder Mohrrüben eingemietet. Diese Äpfel können in Erdmieten bis zum übernächsten Jahr aufbewahrt werden.

Bohnäpfel, Eiseräpfel und Altländer Pfannkuchenapfel sind Sorten, die auch in der Altmark vorkamen beziehungsweise nach wie vor vorkommen. Wie viele es davon noch gibt und an welchen Standorten sie stehen, das möchte Ruth Schwarzer gern erfahren. Wer einen solchen Apfelbaum vorweisen kann, der melde sich bei ihr unter der Telefonnummer 01520/855 98 41.