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Kakerbecker Traditionsfeier war nicht angemeldet: 250-Euro-Rechnung für die "Unterhaltungsmusik" kam nach einem Jahr GEMA-Gebühren für Kinderlieder beim Kartoffelfest

Von Gesine Biermann 18.11.2011, 05:20

Rund 250 Euro fordert die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungen) für das Kakerbecker Kartoffelfest im vergangenen Jahr.

Kalbe l Sie ist eine vielumstrittene Institution: Die GEMA sorgt seit Jahren bundesweit häufig für Frust mit ihren Gebührenforderungen. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen, wo Musik zur Unterhaltung dient, ist sie mit im Boot, fordert Gelder für jene Komponisten und Texter ein, die die Lieder schufen. Nun flatterte kürzlich auch der Kalbenser Stadtverwaltung wieder einmal eine solche Rechnung ins Haus: Für "Unterhaltungsmusik mit Musikern" beim Kartoffelfest am 2. Oktober in Kakerbeck soll die Stadt 249,80 Euro zahlen. Nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in der Kakerbecker Kita ärgerte man sich über den Brief. Denn lediglich Kindergarten und Spielmannszug sorgten als "Musiker" beim Fest für Unterhaltung. Zudem schien die Forderung mit Rechnungsdatum 29.September vordatiert.

Eine Nachfrage der Volksstimme bei der zuständigen Bezirksdirektion Dresden ergab allerdings schnell eine andere Situation. Denn die Rechnung beziehe sich auf das Kartoffelfest 2010, machte GEMA-Mitarbeiterin Antje Beer klar und zitierte eine Pressemeldung, in der "Tanz zu Diskomusik" angekündigt werde. "Und da brauchen wir uns doch wohl gar nicht mehr über Kinderlieder zu unterhalten", so die Sachbearbeiterin. Die hohe Summe der Forderung sei zudem der Tatsache geschuldet, dass "die Veranstaltung nicht angemeldet war". Selbst nach einer schriftlichen Aufforderung mit Schreiben vom 4. August dieses Jahres sei dies nicht nachgeholt worden. "Damit entstehen uns Kontrollkosten", die natürlich auf den Veranstalter umgelegt würden, so Beer.

Dass die Dauer einer Veranstaltung geschätzt und die Art der musikalischen Unterhaltung Presseankündigungen entnommen werde, sei zudem üblich, so die Mitarbeiterin der GEMA weiter. Dass das Kartoffelfest im Oktober vergangenen Jahres dann auch tatsächlich stattgefunden hätte, "haben wir ebenfalls der Presse entnommen".

Als "sehr ärgerlich" bezeichnete gestern Kalbes Bürgermeister Karsten Ruth die Sachlage. Bereits in der Vergangenheit waren bei der Gemeinde nach Veranstaltungen GEMA-Rechnungen eingegangen. "Das Problem ist, dass ja nicht die Stadt, sondern meist Vereine die Veranstalter sind", so Ruth. Die jüngste GEMA-Forderung will Ruth deshalb zum Anlass nehmen, "mit den Verantwortlichen noch einmal den Umgang mit der Problematik zu besprechen." Wenn Feste mit Musikuntermalung nicht bei der GEMA angemeldet würden, wird laut Aussagen von Antje Beer regelmäßig eine Kontrollgebühr in Höhe des doppelten Tarifes fällig. Und "ja", auch Kinderlieder, vom örtlichen Kindergarten vorgetragen, unterlägen der Gebührenordnung. "Es ist egal, wer die Musik darbietet." Sollte es sich tatsächlich um selbst komponierte und getextete und somit um sogenannte GEMA-freie Stücke handeln, könne der Veranstalter das ja an einer Musikliste im Antrag nachweisen.

Die Rechnung vom 29. September muss die Stadt nun auf jeden Fall bezahlen. Doch auch das jüngste Kartoffelfest in Kakerbeck hat die GEMA schon registriert. Auch das "wurde bis jetzt nicht angemeldet", kritisierte Antje Beer. "Und ich rate Ihnen, das umgehend nachzuholen."