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Zwangsversteigerung Hanse-Center kommt unter den Hammer

06.04.2021, 16:16

Von Cornelia Ahlfeld

Gardelegen Einst sorgte es für ordentlich Schlagzeilen in der lokalen Presse: das Hanse-Center am Gardelegener Buschhorstweg. Eingeweiht wurde es im Sommer 1996. Und jetzt, 25 Jahre später, steht das gesamte Areal zur Zwangsversteigerung an.

Die findet am Donnerstag, 22. April, im Amtsgericht Gardelegen statt. Das Verfahren ist quasi in zwei Abschnitte geteilt, denn es geht um zwei zum großen Teil bebaute Grundstücke. Zum einen ist es das Areal des Hanse-Centers selbst. Das ist etwa zur Hälfte belegt, unter anderem mit einem Lebensmittelmarkt, mit Textilgeschäften und einem Schuhgeschäft. Dazu gehört auch der große Parkplatz mit knapp 400 Stellplätzen. „Bei dem Standort handelt es sich insgesamt um einen nicht integrierten, in erster Linie auf Autokunden orientierten Standort mit überörtlicher Versorgungsfunktion“, heißt es in einer Anzeige des Amtsgerichtes zur Zwangsversteigerung.

Etwa zur Hälfte vermietet

Mehrere Flurstücke sind aufgeführt. Der Gesamtverkehrswert liegt bei etwa vier Millionen Euro. Nummer zwei der Zwangsvollstreckung sind Handels- und Dienstleistungsflächen gegenüber dem Hanse-Center, unter anderem bebaut mit einer Tankstelle mit Waschanlage und einem Werkstatt- und Lagergebäude. Der Gesamtverkehrswert liegt hier bei etwa einer Million Euro.

Die Zwangsvollstreckung geht nicht auf ein Bestreben der Stadt Gardelegen zurück wegen nicht gezahlter Grundstückssteuern oder ähnlicher Probleme, betonte Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher. Für die Zwangsversteigerung gebe es etliche Interessenten für das doch recht teure Objekt. Zehn Anfragen habe es bereits gegeben, hieß es aus dem städtischen Bauamt. Dabei gehe es beispielsweise darum, was baulich dort noch möglich sei, welche Veränderungen genehmigungsfähig seien. Es habe auch Anfragen an den Kreis gegeben, was eine mögliche Altlastenbelastung der Grundstücke betreffe. Die Stadt werde an der Zwangsversteigerung selbst nicht teilnehmen. Man sei aber schon sehr gespannt, wer der neue Ansprechpartner sein werde und welche Pläne er habe, hieß es.

Initiator der Zwangsversteigerung ist nach Informationen der Redaktion die Berliner Sparkasse. Nähere Angaben könne man mit Blick auf das Bankgeheimnis dazu nicht geben, teilte Sprecher Alexander Greven auf Volksstimme-Anfrage mit.

Auf dem Areal am Buschhorstweg stand einst das Gardelegener Asbestzementwerk. Das wurde nach der Wende stillgelegt und abgerissen. Ein Berg hinter der Reitsportanlage ist optisch gesehen noch letzter Zeuge dieses Werkes.

Einweihung im Jahr 1996

1994 wurden dann die Bebauungspläne für das EKZ, also für das Einkaufszentrum – so lautete seinerzeit zunächst die Bezeichnung – erstellt.

Das Projekt war in Gardelegen nicht unstrittig und wurde teils heftig kritisiert. Denn damals, nach der Wende, schossen allerorten die Einkaufszentren auf der grünen Wiese, also außerhalb der Stadtzentren, in die Höhe. Vor allem der Einzelhandel, auch in Gardelegen, gehörte zu den Gegnern solcher Einkaufstempel auf der grünen Wiese. Auch Naturschützer protestierten gegen die großräumige Versiegelung von zumeist landwirtschaftlich genutzten Flächen. In Gardelegen gab es also Gegner und Befürworter. Letztere strengten im Vorfeld der Entscheidungen im damaligen Stadtrat sogar eine Unterschriftenaktion für den Bau des EKZ an. Federführend hierbei war Liesbeth Krüger (†) aus Gardelegen.

Letztendlich wurde das EKZ gebaut. Baubeginn war im Sommer 1995. Die Einweihung wurde ein Jahr später, im Sommer 1996, gefeiert – mit Namensgebung, denn seitdem heißt der Komplex Hanse-Center. Im Laufe der Jahre wechselten die Mieter. Zu den längsten Nutzern dürften Kaufland und Deichmann gehören. Sogar eine Diskothek gab es dort mal, betrieben von einem Veranstalter aus Haldensleben. Aber auch das ist längst Geschichte.

In einem weiteren Bauabschnitt wurde dann das gegenüberliegende Gelände mit der Tankstelle bebaut.

Die Zwangsversteigerung am 22. April beginnt um 10 Uhr. Interessenten sollten vor Beginn Zeit für die Kontakterfassung einplanen.