"Supertalent" Michael Hirte tritt im Herbst in Kalbe auf/Mit der Volksstimme sprach er über seine Musik, über Hartz IV - und über Vaterfreuden "Ich würde mich wieder bewerben"
In Kalbe dürfte es das Konzerthighlight des Jahres werden: Michael Hirte, der Mann mit der Mundharmonika, der wieder für die Goldene Henne nominiert worden ist, tritt am 4. Oktober während seiner My-Way-Tournee im Großen Kulturhaussaal auf. Und das Publikum, das die Karten unter anderem in der örtlichen Tourist-Information erhält, darf sich auf Überraschungen freuen. Das und mehr verriet der 46-Jährige im Volksstimme-Interview. Das Gespräch mit ihm führte Conny Kaiser.
Volksstimme: Hallo, Herr Hirte, bevor wir loslegen, gleich mal die Frage an den frisch gebackenen Vater: Wie geht es denn Ihrem kleinen Jakob?
Hirte: Es geht ihm super.
Volksstimme: Wie alt ist er denn inzwischen?
Hirte: Siebente Woche. Er ist am 14. Juni geboren worden.
Volksstimme: Und dann sind Sie und die Mama (Michael Hirte wird von Jenny Grebe, seiner Lebensgefährtin und Mutter seines Sohnes gemanagt) schon wieder im Stress?
Hirte: Noch geht es. Im Moment sind wir voll und ganz für Jakob da. Aber bald geht es ja für mich wieder los.
Volksstimme: Sie haben ja gerade ein Open Air mit dem Johann-Strauß-Orchester hinter sich gebracht, haben in Torgau gespielt. War das im Vergleich zu anderen Konzerten etwas Besonderes?
Hirte: Es ist immer etwas Besonderes, mit Livemusikern spielen zu dürfen. Lampenfieber habe ich ja sowieso immer.
Volksstimme: Sie treten ja nicht erst seit dem "Supertalent 2008" vor Menschen auf. Wissen Sie denn, wie lange Sie das jetzt schon machen?
Hirte: Die Straßenmusik?
Volksstimme: Ja. Sie haben ja erst damit begonnen, nachdem Sie den schweren Unfall hatten (Hirte verunglückte 1991 mit einem Lkw und lag mehrere Monate im Koma), oder?
Hirte: Mundharmonika habe ich schon als Kind gespielt. Aber mit größeren Auftritten habe ich erst 2000 begonnen. Vorher habe ich nur in Kneipen oder bei Familienfeiern gespielt.
Volksstimme: Sie hatten den Unfall 1991. Und dann hat es trotzdem so lange gedauert, bis Sie gesagt haben: Ich trete jetzt auf der Straße auf?
Hirte: Mir ging es ja bis dahin nicht so schlecht. Aber als ich dann keine Arbeit mehr hatte und Hartz IV bekam...
Volksstimme: Also Hartz IV hat Sie auf die Straße gebracht?
Hirte: Ja, mir ging es damals ziemlich schlecht. Es steht zwar drin in den Gesetzen, dass man das eine oder das andere zusätzlich bekommt. Aber ich habe das nicht bekommen.
Volksstimme: Hat es Sie damals, als Sie das erste Mal auf der Straße gespielt haben, viel Überwindung gekostet?
Hirte: Das kostet schon Überwindung - allen, die Straßenmusik machen. Am ersten Tag sitzt man erst mal da und überlegt: Macht man es oder macht man es nicht.
Volksstimme: Sie sagen, Sie spielen Mundharmonika, seit Sie ein Kind waren. Wissen Sie noch, wann genau Sie damit angefangen haben. Gab es da so eine Art Initialzündung?
Hirte: Ja, gab es. Mit acht Jahren. Wir waren da bei meinem Onkel in Stralsund. Und der hatte eine Mundharmonika. Ich habe mich damit hingesetzt, etwa eine halbe Stunde lang probiert. Und dann konnte ich das erste Lied.
Volksstimme: Nach einer halben Stunde?
Hirte: Ja, und anschließend kam jeden Tag ein neues Lied dazu. Denn ich durfte die Mundharmonika behalten.
Volksstimme: Ist Ihr Talent denn irgendjemandem aufgefallen außer Ihrer Familie?
Hirte: Eigentlich nicht. Ich bin ja nicht öffentlich aufgetreten.
Volksstimme: Wo haben Sie die Mundharmonika gespielt?
Hirte: Zu Hause oder im Wald.
Volksstimme: Sie haben sich also alles selbst beigebracht?
Hirte: Ja, eigentlich schon.
Volksstimme: Wissen Sie denn, wie viele Mundharmonikas sie inzwischen besitzen?
Hirte: Nein.
Volksstimme: Mehr als 100?
Hirte: Kann ich so nicht sagen. Es gibt ja da verschiedene Tonarten. Und ich brauche von jeder Tonart auch mindestens ein Ersatzinstrument bei der Tournee. Ich spiele ja auf diatonischen Mundharmonikas.
Volksstimme: Und Sie wechseln die Instrumente ja auch während eines einziges Liedes.
Hirte: Ja.
Volksstimme: Herr Hirte, Sie sind bekanntlich jemand, der lieber Musik spielt und das Reden gern anderen überlässt. Zu uns in die Altmark bringen Sie ja Ihren Kollegen Michael Holderbusch (Zweitplatzierter der jüngsten "Supertalent"-Staffel) mit. Sind Sie mit ihm schon einmal aufgetreten?
Hirte: Ja, wir kennen uns, sind auch schon zusammen aufgetreten. Beim "Musikantendampfer" war das.
Volksstimme: Sie sind ja in ganz Sachsen-Anhalt unterwegs, kommen gleich mehrfach in die Region. Sagt Ihnen die Altmark etwas?
Hirte: Habe ich schon gehört, ja. Aber ob ich schon einmal da war, das weiß ich jetzt gar nicht. Ich muss es sehen. Wenn ich die Halle betrete und sie erkenne, dann kann ich sagen, ob ich schon einmal da war.
Volksstimme: Sie kommen viel herum und wohnen mittlerweile in Nordrhein-Westfalen...
Hirte: Nicht mehr.
Volksstimme: Sind Sie zurück nach Brandenburg gezogen?
Hirte: Nein (Hirte lacht). Das sind jetzt wieder fünf Euro fürs Schwein. Ich antworte ja im- mer nur mit Ja oder mit Nein. Wärmer. Kälter (lacht wieder).
Volksstimme: Verraten Sie, wohin Sie mit ihrer kleinen Familie gezogen sind?
Hirte: Nach Thüringen.
Volksstimme: Sie haben ja ein Album mit Filmmelodien herausgebracht. Konnten Sie bei der Auswahl der Lieder Einfluss nehmen?
Hirte: Ja, ich habe mit ausgesucht, was da drauf kommt. Aber die letzten Aufnahmen waren für mein neues Album, das im Oktober erscheinen soll. Es wird wahrscheinlich "Der Mann mit der Mundharmonika III" heißen und ist wieder bunt gemischt.
Volksstimme: Gibt es denn ein Lied, das Sie besonders mögen?
Hirte: "Jennys Song". Den habe ich selbst geschrieben. Er ist mit auf dem aktuellen Album. Auf dem neuen Album wird es dann auch ein Lied für Jakob geben. Es heißt "Unser Jakob". Das spiele ich dem Kleinen jetzt immer schon vor. Und er findet es richtig gut.
Volksstimme: Gibt es unter den Filmmelodien ein Lieblingsstück, etwa "Das Lied vom Tod"?
Hirte: Ja, das ist gut. Aber ich spiele eigentlich alles gern, was sich gut auf der Mundharmonika spielen lässt.
Volksstimme: Als damals Ihr erstes Album, unmittelbar nach dem Sieg beim "Supertalent 2008", auf den Markt gekommen ist und sofort auf Platz eins schoss, was ging denn da in Ihnen vor?
Hirte: Ob Platz eins, zwei oder drei - das war mir eigentlich egal. Ich kann gar nicht sagen, was ich damals gedacht habe.
Volksstimme: Haben Sie denn eigentlich noch Kontakt zu einem Ihrer größten Fans, zu Dieter Bohlen?
Hirte: Ganz selten mal. Der hat doch so viel zu tun.
Volksstimme: Sie doch auch. Was gibt es denn für Zukunftspläne bei Ihnen?
Hirte: Demnächst beginnt ja meine My-Way-Tour. Und dann bin ich im Oktober auch bei Ihnen. Schreiben Sie bitte, dass ich mich auf meine Fans freue, und dass ich mich bei jedem einzelnen bedanke, der damals für mich angerufen hat. Ich hoffe, dass mein Konzert allen Spaß macht. Es wird Überraschungen geben.
Volksstimme: Werden Sie dann selbst moderieren?
Hirte: Bei der My-Way-Tour werde ich selbst ein bisschen auf der Bühne erzählen.
Volksstimme: Gibt es eigentlich weiterhin Kontakt zu den Puhdys? Voriges Jahr waren Sie ja mit denen auf Ostrock-Tour.
Hirte: Zurzeit nicht. Aber wenn es sich ergibt, dann machen wir wieder was zusammen. Jetzt habe ich ja erst einmal viele Konzerttermine. Bis Januar sind es 17 und danach noch einmal mehr als 50.
Volksstimme: Schaffen Sie es denn dann zwischendurch immer nach Hause, damit Sie Ihre Familie sehen können?
Hirte: Na klar, zwischendurch hat man dann ja auch mal ein paar Tage frei.
Volksstimme: Wenn Sie sich heute zurückerinnern, was in den vergangenen Jahren alles geschehen ist, was sich in Ihrem Leben verändert hat, würden Sie dann sagen, Sie würden alles wieder so machen oder gab es auch die eine oder andere Erfahrung, auf die Sie gern verzichtet hätten?
Hirte: Ich würde mich auf jeden Fall wieder beim "Supertalent" bewerben. Natürlich gab es auch negative Erfahrungen. Aber daraus lernt man. Und dann achtet man hinterher darauf, dass einem das nicht wieder passiert. Man muss vor allem immer die Verträge richtig gut durchlesen.
Volksstimme: Und der Umgang mit den Medien? Der war doch am Anfang sicher auch nicht so einfach. Sie gelten ja als ziemlich zurückhaltend.
Hirte: Ja, das war schwierig.
Volksstimme: Darf man Sie denn während Ihrer Konzerte auch mal fotografieren?
Hirte: Man darf mich selbstverständlich fotografieren, nur das Filmen ist nicht erlaubt. Aber ich bin bei den Konzerten immer für meine Fans da. Davor, in der Pause und auch danach.
Volksstimme: Sie sind ja gerade wieder für die Goldene Henne nominiert worden, von der sie schon ein Exemplar besitzen.
Hirte: Ich freue mich riesig, aber die Konkurrenz ist groß. Es entscheidet ja das Publikum. Wir werden sehen.