Internet Jercheler sind sauer

Zahlreiche Internetkunden erhielten am Donnerstag von ihrem Anbieter kurzfristig eine Kündigung.

Von Doreen Schulze 15.04.2018, 03:00

Gardelegen l Eigentlich wollte Petra Thauer aus Jerchel am Donnerstagabend nur noch schnell einige E-Mails checken. Nachdem sie aber die Mail ihres Internetanbieters las, war sie fassungslos. Darin wurde ihr mitgeteilt, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Leistungen zum kommenden Montag gekündigt werden. Als Grund wurde genannt, dass der Verteiler über den ihr Internetanschluss angeschlossen ist, abgeschaltet wird. „Das darf doch nicht wahr sein“, ist Thauer im Volksstimme-Gespräch empört. Kati Drebenstedt ist auf einen Internetanschluss angewiesen. Die Jerchelerin arbeitet von zu Hause aus. Und für Doris Linhardt ist die kurzfristige Kündigung „eine Frechheit“. „Über das Internet ist auch unser Telefon angeschlossen. Wir sind dann abgeschnitten von jeder Kommunikationsmöglichkeit“, erklärt sie. Empört fragt sie sich, wie eine so kurzfristige Kündigung möglich ist.

Thomas Weiser, Vertriebsleiter beim Internetanbieter Arche Net Vision, stellte klar: „Wir wollen unsere Kunden weiter versorgen. Das Problem ist aber, uns wird die Grundlage entzogen.“ Er erklärte die Situation: Der zentrale Verteiler befindet sich auf einem Schornstein auf dem Gelände der Firma Carl Bechem in Mieste. Das Unternehmen hat vor, den Schornstein abreißen zu lassen. Das solle nun erfolgen.

Arche Net Vision hat den Standort vor Jahren von E-Plus, heute Telefonica Deutschland, angemietet. „Wir versorgen Jerchel, haben mit Telefonica einen Untermietervertrag“, erklärte Weiser. Von ihrem Vermieter habe Arche Net Vision erst kurzfristig von den Abrissplänen in Mieste erfahren, konnte daher auch erst am Donnerstag die Kunden in Jerchel informieren, so Weiser.

„Wir haben den Nutzungsvertrag mit Telefonica fristgerecht gekündigt“, sagte Wolfgang Bartnik von der Firma Bechem auf Volksstimme-Nachfrage. Bereits 2016 wurde Telefonica über die Abrisspläne informiert, wie er hinzufügte. Von Telefonica habe das Unternehmen auch eine Bestätigung der Vertragskündigung erhalten. Weshalb das Kommunikationsunternehmen seinen Untermieter Arche Net nicht frühzeitig informierte beziehungsweise kündigte, könne Bartnik sich nicht erklären. „Wir wollen größere Investitionen tätigen, das Unternehmen weiter entwickeln“, blickte er voraus. Ein neues Logistikzentrum solle entstehen. Dazu steht der Schornstein allerdings im Wege.

Bartnik räumte aber auch ein, dass das Unternehmen bereit sei, mitzuhelfen, eine Lösung zu finden. „Der Schornstein muss nicht sofort abgerissen werden“, sagte er.

„Solange der Standort Strom hat, werden wir die Kunde versorgen“, erklärte Weiser von der Firma Arche Net. Allerdings reiche dafür allein die Zusage des Unternehmens Bechem nicht aus, „Uns fehlt die Rechtsgrundlage“, so Weiser, denn auch die Übergangsphase müsse vertraglich mit Telefonica geregelt werden.

Auch die Hansestadt Gardelegen brachte sich gestern in die Verhandlungen mit Bechem, Arche Net und Telefonica ein. „Wir können nichts entscheiden. Wir können nur vermitteln“, räumte Bürgermeisterin Mandy Zepig ein.

Gestern Nachmittag konnte Bartnik einen ersten Stand über die Gespräche geben: „Wir haben mit Telefonica verhandelt, eine finale Lösung wird es aber erst am Montag geben“, teilte Bartnik mit. Bis dahin, also bis einschließlich Montag, sichert das Unternehmen Bechem zu, dass die Internetversorgung gewährleistet ist, der Schornstein bis dahin zur Verfügung stehe. Alles weitere werde Montag besprochen.

Derzeitig baut die Telekom in Jerchel ihre Kapazitäten aus. Sobald der Ausbau abgeschlossen ist, könne Internet im Ort angeboten werden ohne dass der Verteiler in Mieste relevant ist. Wie Bürgermeisterin Mandy Zepig mitteilte, habe sie gestern die Telekom kontaktiert. Wie diese erklärte, könnten bereits Ende April, Anfang Mai Freischaltungen stattfinden.

Volksstimme stellte auch Telefonica Deutschland eine Anfrage. Bis zum Redaktionsschluss lag aber keine Antwort vor.