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Furiose Show in ausverkaufter Turnhalle / Viele Gäste sprechen von der besten Prunksitzung der neuen Zeitrechnung Von Conny Kaiser Karneval in Kakerbeck: "Alles richtig gemacht"

04.02.2013, 01:37

Viele waren sich einig: Es war die beste Prunksitzung seit Wiederbelebung des Kakerbecker Karnevals im Jahre 1996. Am Sonnabendabend jedenfalls war das närrische Volk total aus dem Häuschen. In der ausverkauften Kakerbecker Turnhalle tanzte es auf den Sitzbänken.

Kakerbeck l "Das Publikum steht. Wir haben alles richtig gemacht", sagt Andreas Link in das Mikrofon von Moderator Kay Fankhänel. Dabei hebt sich seine tätöwierte Brust, die in ein enges Mieder gequetscht ist, schnell auf und ab. Die rote Perücke ist leicht verrutscht.

Gerade eben haben Link und seine Mitstreiter vom Kakerbecker Männerballett eine furiose Show abgeliefert. Als Moulin-Rouge-Tänzerinnen haben sie sich erst lasziv geräkelt, um sich dann zum Cancan zu formieren. Das Publikum verlangt gleich mehrere Zugaben.

Der Auftritt des Männerballetts hat den Schlusspunkt und einen wahrhaft spektakulären, und recht umfassenden Karnevalsabend gesetzt. Langweilig ist es dabei niemandem geworden. Im Gegenteil: Selten war die Stimmung derart ausgelassen in der Turnhalle.

Die ersten Begeisterungsstürme gibt es schon relativ früh, als nämlich zuerst die Funkenmariechen auftreten und dann ihre Chefin Susanne Fankhänel, die die Mädchen gemeinsam mit Anne Beckmann trainiert, das Märchen vom verlorenen Kakerbecker Karneval erzählt. Der war 1955 geboren worden, dann aber ein paar Jahre später plötzlich verschwunden. Doch den Kakerbeckern ließ dies keine Ruhe. Sie schwärmten im Wald aus - und fanden ihn 1996 endlich wieder. Inzwischen hatte der Karneval gar Nachwuchs bekommen. Und der wird nun in einem rollenden Hühnerstall in die Halle gezogen. Susanne Fankhänel öffnet das Gatter und heraus kommen acht putzige Küken im Kindergartenalter, die in ihren quietschgelben Puscheloutfits einen lustigen Tanz aufführen. Drei Monate lang war zuvor geübt worden.

"Dieser Mann ist mehr Udo Lindenberg als Udo selbst"

Moderator Kay Fankhänel über Panickrocker Torsten Muck

Einer musste hingegen nur wenig üben. Denn er lebt das, was er an diesem Abend darstellt. "Dieser Mann ist mehr Udo Lindenberg als Udo selbst", sagt Kay Fankhänel über Torsten Muck. Der hat die ersten Sekunden hinter einer Schattenwand verbracht. Doch sofort weiß jeder im Publikum, was jetzt kommt: eine mitreißende Show in Panikrocker-Manier. Und Torsten Muck singt sogar selbst, ist dabei kaum vom Original zu unterscheiden. Der Titel des Liedes ist bezeichnend: "Ich mach\' mein Ding." Begleitet wird Muck dabei von einer Band, der unter anderem Gitarrist Stefan Seeger angehört. Und dass der Kakerbecker musikalisch wirklich etwas drauf hat, das beweist er nicht nur als versiertes Mitglied der bekannten Formation Neid Klapp, sondern auch als Coach der Nachwuchsband 4 ever.

Die sorgt an diesem Abend ebenfalls für einen Programmhöhepunkt. Nick Fankhänel, Leonie Robe, Henrike Seeger und Johanna Krümmel, die da wie Profis auf der Bühne agieren, sind zwischen 12 und 14 Jahre alt. Ihre Lieder sind live gespielt und gesungen. Sie haben für das Publikum nicht "Nur ein Wort" (Lied von Wir sind Helden) mitgebracht, sondern auch einen eigenen englischsprachigen Song. "Pech für die, die in der Schule nicht richtig aufgepasst haben", sagt Leonie Robe augenzwinkernd, bevor sie und ihre Mitstreiter in die Saiten beziehungsweise aufs Schlagzeug hauen. Logisch, dass das närrische Volk eine Zugabe verlangt. Und die gibt es mit "Kling Klang", dem Kulthit von Keimzeit.

Nach den Jugendlichen rollen zwei alte Damen in die Halle: Frieda (Undine Krümmel) und Hermiene (Dörthe Flögel) kommen auf einem SR Peng. Und irgendwie erinnern sie an die Missfits, wie sie sich da so mit angeblich müden Gelenken auf die Bühne bewegen, um hinterher bei einem leckeren Schlückchen über die kleinen Freuden des Seniorenalltags, aber auch über die körperlichen Beschwerden, die einen mit zunehmendem Alter heimsuchen, zu schwadronieren.

"Bei Schmerzen im Genick hilft der Genickologe"

Hermiene (Dörthe Flögel) zu Frieda (Undine Krümmel)

Doch zum Glück gibt es ja die guten Tipps der Freundin, wenn Frieda zum Beispiel in breitem Dialekt erzählt, dass sie ein steifes Genick hat, und ihr Hermiene daraufhin rät: "Bei Schmerzen im Genick hilft der Genickologe". Das findet nicht nur Dr. Silvia Ruth amüsant. Die Gynäkologin hat ihren Ehemann, Einheitsgemeinde-Bürgermeister Karsten Ruth, zur Prunksitzung begleitet. Und beide haben sichtlich Spaß zwischen den vielen ausgelassenen Narren.

Die übrigens kommen an diesem Abend längst nicht nur aus Kakerbeck. Auch die Klötzer und die Bismarker Karnevalisten haben Abordnungen geschickt, die sogar auf der Bühne aktiv werden. So präsentieren sich die Candygirls, Jenny Schwerin aus Kusey und Sissi Bergmann aus Klötze, als feurige Cowgirls, während die Bismarker Närrinnen, die sich "Die Frauen für alle Fälle" nennen, zeigen, dass sie wandlungsfähig sind. Denn erst mimen sie eine Bankräuberbande, um hinterher in schillernden Kostümen zu tanzen.

Tanzen können aber auch die Herren des Klötzer Männerballetts, wie sie mit ihrer Volksmusikparodie beweisen. Und die Kakerbecker Prinzengarde stellt erstmals einen mitreißenden Schattentanz vor. Das stellt ihre bisherigen Aktivitäten glatt in den Schatten.