Mühlentag in Wiepke Kein Rahmenprogramm, aber große Resonanz beim Mühlentag in Wiepke
Ein völlig kurzfristiges Angebot fand eine recht große Resonanz. Die Wiepker Wassermühle stand am Mühlentag, Pfingstmontag, für Besichtigungen offen .

Wiepke - Es war ein ganz anderer Mühlentag in Wiepke. In völliger Ruhe und Entspannung. Das monotone Rauschen des Wassers auf dem Mühlrad, dazu lautes, fröhliches Vogelgezwitscher – das sorgte für Entschleunigung. Einfach schön, ein Mühlentag in Corona-Zeiten zum Genießen. Hätten eigentlich nur noch eine Tasse Kaffee und hausgebackener Kuchen gefehlt.
Fast 100 Besucher konnte der Vorsitzende des Wiepker Wassermühlenvereines und Inhaber der Wassermühle, Friedrich-Wilhelm Gille, begrüßen, und das in jedem Fall ganz persönlich. Und ebenfalls ganz persönlich konnte er auch fast jede Besuchergruppe über den Mühlenhof mit seiner jahrhundertealten Wassermühle führen. Das nämlich ist zu den Mühlentagen sonst nicht möglich, wenn sich 2000 bis 3000 Besucher und mehr auf dem Mühlenhofgelände drängeln.
Eine richtige Entscheidung
Doch in Corona-Zeiten ist eben vieles anders. Auch das sonst traditionelle Rahmenprogramm und die leckeren regionalen Imbissangebote fehlten in diesem Jahr.
„Es war trotzdem eine richtige Entscheidung, den 29. Mühlentag aus dem Stand durchzuführen. Die Leute wollen raus und sich mit anderen Menschen treffen“, zog Gille gestern im Nachgang des Mühlentages Bilanz.
Kurzfristige Öffnung ohne Programm und Ausschank
Und aus dem Stand: So war es im wahrsten Sinne des Wortes. Denn nachdem erst Mitte der vergangenen Woche klar war, dass nun unter anderem auch Museen wieder öffnen dürfen, hatte sich Gille entschlossen, auch seine Mühle zu öffnen. „Die ist doch schließlich auch ein Museum“, sagte er. So hat er sich, nachdem der Mühlentag an sich „hochoffiziell abgesagt“ wurde, am Donnerstag der vorigen Woche entschieden, seine Mühle zum Mühlentag zu öffnen. Hat die entsprechenden Telefonate geführt und die Öffnung bei der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde angezeigt. „Die haben sich bei mir dann gemeldet und gesagt, dass ist ganz toll. Unseres Wissens nach ist Ihre Mühle die einzige in ganz Deutschland, die öffnet“, gab Gille das Gespräch wieder.
Und öffnen durfte er auch, allerdings ohne Werbung, ohne Ausschank und ohne Programm, mit Führung einer Besucherliste und Besichtigungen der Mühle mit Mund-Nasen-Schutz.
Neuer Putz für alte Scheune
Gille konnte auch beim Mühlentag 2021 wieder einige Neuerungen präsentieren. Die komplette Scheune auf dem Hof wurde neu angeputzt und, damit verbunden, eine Transmission wieder freigelegt. Die war bis dato von Efeu zugewachsen. „Der Müller konnte diese Transmission mit einem Drahtseil von der gegenüberliegenden Mühle in Gang setzen und so die Dreschmaschinen oder andere Maschinen in der Scheune antreiben“, erläuterte Gille. Das sei beispielsweise in Notzeiten, wie nach dem Krieg, ganz wichtig gewesen. „Er konnte auch ohne Strom arbeiten“, so Gille.
Neu aufgemauert hat Gille auch die Widerlager, die die Sandsteinplattenrinne tragen. Über diesen Trog fließt das Wasser der Wiepker Beeke zum Mühlrad. Auch dort hat Gille gearbeitet. „Eigentlich wollte ich nur einige Löcher zumachen. Daraus ist dann eine Erneuerung des gesamten Wasserradbodens geworden“, so der Mühlenbesitzer.
2022 steht die 30. Auflage im Kalender
Mittlerweile sind auch alle Dachflächen des Mühlenhofes – mehr als 1000 Quadratmeter – neu gedeckt mit roten Tondachziegeln. „Alles traditionell, so wie früher“, betonte Gille.
Wie sind die Planungen für den Mühlentag 2022? „Ja, keine Ahnung, was Corona noch so bringt. Das wäre dann der 30. Mühlentag, und das sollte doch schon etwas ganz was Besonderes werden“, hofft Gille. Ein Jubiläumsfest – mit großem Rahmenprogramm und entsprechender Versorgung.
