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Kultkneipe Bald ist wieder was im Krug ...

Hier wurde zu DDR-Zeiten geknutscht und getanzt. Dann war Schluss. Jetzt heißt es: „Mir schaffe das“: Zwei Schwaben spucken in die Hände.

Von Gesine Biermann 16.06.2019, 07:00

Kloster Neuendorf l Jahrelang brannte hier kein Licht mehr. Jetzt sind es Bauscheinwerfer. Im Klosterkrug wird gebaut. So viel ist mal sicher. Wer vorbei fährt, kann die riesigen Holzstapel direkt vor dem Gasthaus in der Dorfmitte auch schlecht übersehen. Die Leute aus der Umgebung werfen erstaunte Blicke aus dem Autofenster. Die Einheimischen beäugen das Treiben zunächst von weitem. Einige kommen aber auch rein und fragen einfach mal nach. Die beiden Bauherren sind schließlich selbst vor Ort und haben kein Problem damit, den Besuchern ihre Pläne zu erläutern.

Und das hört sich lustig an, wenn die beiden miteinander „schwätze“. Denn Klaus Hartmann und Georg (Schorsch) Stockinger sind waschechte Schwaben, auch wenn einer von ihnen, Klaus Hartmann, eigentlich schon ein „Wossi“ ist, wie er versichert. Und auch ein halber Altmärker. Der Liebe wegen zog der Programmierer nämlich vor einiger Zeit nach Berge. Und nun wird er demnächst wohl auch noch Gastwirt in Kloster Neuendorf. Denn „klar“ soll der Krug wieder eine Gaststätte werden. Und zwar eine zweigeteilte. Vorn ein „Diner“ – also so was wie Mc Donalds, nur ohne Mc Donalds. „Die nächsten liegen schließlich rund 30 Kilometer in jede Richtung entfernt“, sagt Hartmann. Einen Namen für ihren Diner haben die Bauherren auch schon. Und sogar T-Shirts auf denen man das lesen kann: „Deiner, meiner, unser Diner 188“ – wegen der B 188 gleich nebenan.

Der Liebe wegen zog der Programmierer nämlich vor einiger Zeit nach Berge. Und nun wird er demnächst wohl auch noch Gastwirt in Kloster Neuendorf. Denn „klar“ soll der Krug wieder eine Gaststätte werden. Und zwar eine zweigeteilte. Vorn ein „Diner“ – also so was wie Mc Donalds, nur ohne Mc Donalds. „Die nächsten liegen schließlich rund 30 Kilometer in jede Richtung entfernt“, sagt Hartmann. Einen Namen für ihren Diner haben die Bauherren auch schon. Und sogar T-Shirts auf denen man das lesen kann: „Deiner, meiner, unser Diner 188“ – wegen der B 188 gleich nebenan.

Dass ein American-Diner schon aus dem Grund sicher genügend Kundschaft finden wird, davon ist er deshalb überzeugt. Zumal „die Zutaten alle aus der Region kommen sollen“. Genau wie das Personal. „Rund 10 Arbeitsplätze werden es wohl“, schätzt Hartmann. Später soll im Obergeschoss noch eine Pension dazukommen. Und noch in diesem Jahr soll losgehen: „Spätestens im Herbst brauchen wir einen Koch.“

Mit dem Umbau erfüllen sich die Bauherrn übrigens einen Traum: „Ich hatte schon immer den Floh im Ohr“, sagt Klaus Hartmann. Und dieses Objekt habe ihn förmlich angelacht. „Zumal wir hier direkt an der Bundesstraße liegen. Jede Menge hungrige Kundschaft also.“ Genau in dem Augenblick brummt draußen gerade wieder ein langer Lkw-Konvoi vorbei. Einer der Fahrer hupt sogar und winkt. Hartmann winkt zurück. „Das läuft schon“, sagt er fröhlich.

Und laufen soll es auch im hinteren Gebäudeteil. Dort soll nach den Plänen der beiden Schwaben ein gemütliches Café entstehen. „So richtig mit selbstgebackenem Kuchen“, drinnen wie draußen. Und dann ist da natürlich noch der legendäre Saal samt Bühne, der dann wieder für Feiern vermietet werden soll ... Was hier früher zu DDR-Zeiten los war, wissen die beiden natürlich nicht. Aber so langsam bekommen sie eine Ahnung davon. „Hier kennt irgendwie jeder den Klosterkrug“, sagt Schorsch Stockinger grinsend, „sogar die Notarin, bei der wir neulich waren und den Vertrag unterschrieben haben, hat hier ihren Abi-Ball gefeiert.“ Und mittlerweile haben die beiden auch schon jede Menge Geschichten gehört über ihr neu erworbenes Haus. Hier steppte zu DDR-Zeiten schließlich der Bär. So gut wie jeden Samstag war Disko. Vor der Tür kämpften sich die Teenager durch Wolken von Auspuffgasen von Trabis und Simson-Mopeds. Und drinnen wurde gefeiert. Und wie.

„Je später die Stunde, um so voller wurde es“, erzählt eine Gardelegerin, die draußen auf dem Bürgersteig stehengeblieben ist und auch mal horchen will, was hier gerade passiert. „Als ich zum ersten Mal hier war, hat der Kneiper meiner Freundin und mir eine Fasche Wein in die Hand gedrückt. Gläser gab es dazu nicht.“ Etwas später sei der Gastwirt dann mit einem Wäschekorb voller Geldscheine an ihnen vorbei gegangen, erinnert sie sich, „habe ich selbst gesehen.“ Etwas zur Geschichte beitragen kann auch ein Handwerker, der gerade alte Paneele herausträgt: „Vom mittleren Raum aus haben wir durch die Fenster zum Saal immer geprüft, was so an Mädchen da war“, sagt er augenzwinkernd ...

Apropos Paneele. Beim Abriss haben Klaus Hartmann und Schorsch Stockinger und ihre Helfer nicht nur etliche eingeklemmte DDR-Pfennige gefunden, auf der Rückseite eines Paneelbrettes stand zum Beispiel auch der Schriftzug „1990, das Jahr der Wende in der DDR“. Und auf einer Tapete finden sie außerdem die Jahreszahl 1928. Ob es das Baujahr ist, wissen die beiden zwar nicht. Die Reise durch die Geschichte finden sie aber schon spannend.

Und sie wissen auch, dass „ein paar Pfennige“ ganz sicher nicht ausreichen werden, um das seit Jahren leer stehende Gebäude zu sanieren. Beide haben deshalb ordentlich Geld in die Hand genommen. Und sie haben Hilfe. Derzeit vor allem die ganze Familie von Klaus Hartmanns Lebensgefährtin Karin Friedrichs. „Aber wir brauchen demnächst natürlich auch noch jede Menge Handwerker“, sagt die. Wer derzeit noch Lücken in seinen Auftragsbüchern hat, könne sich also ruhig melden.

Hilfe haben die Bauherrn aber auch noch von anderer Stelle, nämlich von ganz, ganz oben. „Neulich war der Herr Pfarrer hier“, erzählt nämlich Klaus Hartmann vergnügt, „und wir hatten schon Schiss, weil wir am Pfingstsonntag hier gearbeitet haben.“ Von Pfarrer Jürgen Brilling, gab es indes nichts aufs Dach wegen der gestörten Feiertagsruhe, wie befürchtet. „Keine Angst, hat er gesagt. Er wollte nur mal gucken“, erzählt Hartmann. Er habe sich einfach gefreut, dass wieder Leben in den alten Dorfkrug einzieht. „Und dann hat er die Hände gehoben und gesagt: ‚Lass es brummen‘ “. Und mit Gottes Segen kann ja nun schon mal gar nichts mehr schief gehen mit dem neuen Leben für den alten, zerbrochenen Klosterkrug.