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Landtechnik Vom Scheunenfund bis Internet

Historische Traktorentechnik aus sieben Ländern haben Andy Gawert und sein Vater Friedhelm aus Roxförde in den vergangenen Jahren gesammelt.

Von Elke Weisbach 10.08.2019, 08:00

Roxförde l Usus, Ferguson, Lanz Bulldog, Deutz, Eicher, Hannomag, Mercedes, Famulus, IFA, Fiat, Dutra, Claas, Kirowez und Charkower Traktorenwerk – diese Marken und Traktorenwerke lassen das Herz eines jeden Kenners höher schlagen. Rund 30 historische Traktoren von klein wie der TZ4K – ein kleiner tschechischer Knicklenker mit 80 PS, der auch Weinbergschlepper genannt wird, – bis groß wie der K700 – ein ehemals russischer Raketenschlepper, der zu DDR-Zeiten als Landtechnik eingesetzt wurde, – sind auf dem Grundstück von Familie Gawert in Roxförde zu finden. Insgesamt kommen sie aus sieben Ländern. Deutschland, Polen, Ungarn, Tschechien, England, Russland und Italien zählt Andy Gawert auf.

Seit rund 25 Jahren sammelt der 45-Jährige historische Landtechnik, restauriert sie und bringt sie wieder zum Laufen. Allerdings habe er festgestellt, lacht er im Volksstimme-Gespräch, „ich sollte mit dem Habenwollen aufhören, sondern machen“. Denn bisher sei erst rund ein Drittel der vielen Liebhaberstücke hergerichtet, was der zur Verfügung stehenden Zeit geschuldet ist. Sein Hobby ist zeitintensiv. Einige Teile müssen aufwendig besorgt oder gar selbst angefertigt werden. Und Zeit ist knapp. Schließlich gibt es neben der Arbeit und den notwendigen Tätigkeiten an Haus, Hof und Garten vor allen Dingen auch seine Familie. Doch da hat er großes Glück gehabt. Seine Frau Bettina unterstützt seine Leidenschaft, für die er, wie er sagt, immer noch brennt. Und auch seine Söhne Philip (13) und Adrian (9) fahren schon gern die eine oder andere Runde mit. „Am Rest wird noch gearbeitet“, schmunzelt der Familienvater.

Die Arbeit an der Technik sei für ihn auch ein Ausgleich. „Immer wenn ich Stress habe, gehe er in die Werkstatt“, erzählt er. „Dann musst du viel Stress haben, weil du oft in der Werkstatt bist“, kontert sein Vater lachend, der mit seinem anderen Sohn Marcel ebenfalls ein Hobby teilt.

Friedhelm Gawert ist eine ganz große Stütze für Andy. Und auch er ist ein eifriger Sammler, nennt neben einigen Traktoren wie einen Ferguson TE20, Baujahr 1952, einen Lanz Bulldog D1616, Baujahr 1957, einen Deutz D25, einen T150K der Charkower Traktorenwerke auch diverse DDR-Fahrzeuge, zum Beispiel einen Trabant Kübel der NVA und einen umgebauten Barkas B1000, sowie Motorräder wie Awo und Jawa sein Eigen.

Andy Gawerts Leidenschaft für historische Fahrzeuge hat ihn schon früh gepackt. Schon als Kind sei er liebend gern bei seinem Opa im Belarus mitgefahren. Sein Vater fuhr in der LPG einen Kran, einen THI, dessen Notsitz das zweite Zuhause des Roxförders war. Dann kamen die eigenen Mopeds, an denen geschraubt wurde. Durch seinen Vater blieb Andy Gawert immer an der Technik dran, die letztendlich sein Steckenpferd wurde.

Sein erster eigener Traktor, den er restaurierte, war ein Famulus, den er im Jahr 2000 von Ecki Brühl aus Letzlingen bekam. Seine große technische Liebe ist sein Lanz Bulldog, Baujahr 1940, mit 25 PS, wie er erzählt. Es ist auch der älteste Traktor in seiner Sammlung. Ihn hat er mittels einer Chiffre-Anzeige in der Volksstimme entdeckt.

Seine neueste Errungenschaft hat er im Internet ersteigert. Es ist ein italienischer Raupenschlepper der Marke Fiat 52C, der in den Jahren 1946/47 gebaut wurde und von denen es nur noch zwei in Deutschland geben soll. Andere Liebhaberstücke hat er auf Zuruf von Kollegen oder in Scheunen entdeckt. Sein großer Traum ist es, die alte Technik in einem Traktoren-Museum allen Interessenten zugänglich zu machen, aber davon sei er, so Andy Gawert, noch weit entfernt. Bis dahin präsentiert er seine Schmuckstücke bei Traktorentreffen wie am 25. August in Winterfeld und am ersten September-Wochenende in Detzel. Da trifft er dann auf seinen zweiten Familienzweig, wie er sagt, weitere leidenschaftliche Sammler.