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Literaturpreis Mit Greg Walters in die Fantasiewelt

Der gebürtige Gardelegener Gregor Timme, alias Greg Walters, schreibt Fantasy-Bücher. 2020 gewann er den Kindle Storyteller Award.

Von Lea Weisbach 14.02.2021, 23:01

Braunschweig l „Als der Anruf kam, dass ich gewonnen habe, war ich gerade bei meinen Eltern in Gardelegen und habe daraufhin natürlich sofort mit ihnen angestoßen“, erzählt Gregor Timme, Gewinner des Kindle Storyteller Awards 2020. Der gebürtige Gardelegener schreibt unter dem Pseudonym Greg Walters seit 2010 Fantasy-Bücher, wobei er sein erstes Werk 2015 veröffentlichte. Im vergangenen Jahr reichte er den ersten Teil seiner Feldscher-Chroniken „Der Lehrling des Feldschers“ beim Kindle Storyteller Award ein und konnte sich damit gegen knapp 1400 andere Werke durchsetzen.

Der Veranstalter des Wettbewerbes ist Amazon Kindle Direct Publishing. Der Preis wird von Amazon in Zusammenarbeit mit dem Focus vergeben. Unter den Einsendungen wurden anhand von Kundenbeliebtheit drei Finalisten ausgewählt, diese mittels bestimmter Kriterien bewertet und der Gewinner von einer vierköpfigen Jury, bestehend aus Bestsellerautorin Marah Woolf, Buchbloggerin Laura Klingenberg, Focus-Ressortleiter Jobst-Ulrich Brand sowie Frank Euler, zuständig für das lokale Kindle Direct Publishing, gekürt.

Für seinen Sieg erhielt Gregor Timme ein Preisgeld von 10 000 Euro, ein Amazon Marketingpaket im Wert von 20 000 Euro, ein Verlagsangebot von Amazon Publishing sowie die Möglichkeit, das Buch als Hörbuch bei Audible zu veröffentlichen. Eine Woche lang erschien sein Buch mit dem Hinweis auf den Gewinn sogar auf der deutschen Amazon Startseite. Auch eine ganzseitige Anzeige im Focus habe es gegeben. „Da war das Budget von 20 000 Euro wahrscheinlich schon aufgebraucht“, schmunzelt der Autor. Er habe sich davon fünf Exemplare gekauft – „auch für die Mama natürlich“. „Der Lehrling des Feldschers“ war außerdem unter den letzten drei Titeln des Selfpublishing-Buchpreises.

Gregor Timme kombiniert in seinem Roman historisch belegte Fakten zum Dreißigjährigen Krieg mit Fantasy-Elementen, wobei der Leser in eine Welt voller Dämonen eintauchen und die Geschichte des Feldschers Martin, seines Lehrlings Gustav und der jungen Dame Anike erfahren kann. Fantasy sei bereits seit seiner Kindheit und Jugend das Lieblingsgenre des 40-Jährigen, da man „so gut abschalten und das Hier und Jetzt vergessen kann“. Er habe sich immer geärgert, dass alle Reihen, die er mochte, irgendwann zu Ende waren. Also entschied er sich 2010 dazu, seine eigenen Bücher zu schreiben.

Im Schnitt braucht Timme ein halbes Jahr vom Schreiben bis zur Veröffentlichung eines Buches. Zwischen 2015 und 2021 hat er über zehn Bücher geschrieben. Die Anfänge sahen jedoch ein bisschen anders aus. Sein erstes Werk „Die Geheimnisse der Âlaburg“ erschien erst 2015 – nach fünf Jahren. Als er das Buch 2013 fertiggestellt hatte, ging der Autor in eine Buchhandlung, suchte aus der Jugend- und Fantasyabteilung über 30 Verlage heraus und bewarb sich bei ihnen. Nach einem halben Jahr des „euphorischen Wartens“, bekam er von der Hälfte eine Absage, der Rest meldete sich nie. Bei der Verlagssuche und somit im Finden eines Publikums sehe der gebürtige Gardelegener auch die größte Schwierigkeit für angehende Autoren. Deshalb habe er sich im Endeffekt auch dafür entschieden, seine Bücher eigenhändig zu publizieren. „Dadurch habe ich keine Deadlines und kann schreiben, was ich möchte“, erklärt Timme. Dies war auch eine Voraussetzung für den Kindle Storyteller Award. Er habe als Self-Publishing-Autor (Selbstverlag-Autor) mehr Freiheiten und wolle auch kein Verlagsautor mehr werden.

Dies wäre auch mit seinem Beruf als Politik- und Geschichtslehrer an einem Braunschweiger Gymnasium nicht vereinbar. Er sei gern Lehrer und möge die Mischung aus beidem. „Natürlich ist es toll, morgens aufzustehen, seine Bücher zu schreiben und seine Projekte zu verfolgen“, erzählt Timme, aber er müsse noch mindestens 27 Jahre arbeiten. Das heißt, dass er darüber nachdenken müsse, ob er noch 27 Jahre mit seinen Büchern Erfolg haben kann. „Vielleicht schreibe ich ja mal den nächsten Harry Potter“, dann hätte er sicher finanziell ausgesorgt, dies könne er im Moment jedoch nicht wissen. Fantasy ist gerade wieder im Trend. „Durch Game of Thrones ist das Genre erneut sehr angesagt – wie in den 2000er Jahren zu Herr-der-Ringe-Zeiten“, was sich aber schnell wieder ändern könne.

Außerdem nehme der Autor seine Inspiration auch teilweise aus Alltagssituationen im Gymnasium, besonders in seiner ersten Buchreihe, die Âlaburg-Reihe. Dort kämen bestimmte Typen vor, die jeder an einer Schule schon einmal gesehen habe. Die späteren Romanreihen sind eher von historischen Ereignissen geprägt – die Bestien-Chroniken vom antiken Rom, der Feldscher vom Dreißigjährigen Krieg. Auf die Frage, wie seine Schüler auf seine Tätigkeit als Autor reagieren, erzählt Timme, dass er sich ziemlich sicher sei, dass die Jugendlichen seine Bücher lesen würden, aber „es ist jetzt nicht so, dass sie mich in der Schule um ein Autogramm bitten.“ Außerdem sei es für die Mädchen und Jungen komisch, von jemandem ein Buch toll zu finden, von dem man auch Schulnoten bekäme.

Um sein Privatleben und seinen Beruf als Lehrer vom Autorendasein zu trennen, entschied er sich damals auch bewusst für das Pseudonym Greg Walters. Greg ist dabei von seinem Vornamen Gregor und Walters von seinem Zweitnamen Walter abgeleitet. Aber es gab auch noch einen anderen Grund. Timme will auch im englischsprachigen Raum mit seinen Büchern Fuß fassen. Der erste Schritt in diese Richtung ist bereits gelegt. Im Dezember 2020 erschien sein erstes Buch auf Englisch „The Secrets of Âlaburg“. „Das läuft jedoch momentan noch schleppend an. Aber man muss sich ja auch erstmal einen Namen machen“, berichtet der Autor.

Die besten Ideen kommen Gregor Timme jedoch hauptsächlich beim Spaziergang mit seiner Labradorhündin Lenka. „Das schreibe ich dann auf, und ein paar Jahre später verpacke ich es vielleicht in einer neuen Geschichte.“ Zum Spazierengehen hat der 40-Jährige zu Corona-Zeiten sicherlich mehr Zeit, zum Schreiben eher weniger. „Meine Frau und ich haben zwei kleine Töchter, die kann man keine Minute aus den Augen lassen“. Kinderbetreuung und zwei Personen im Home-Office – das sei auch für Timme eine schwierige Aufgabe.

Zu seiner Heimatstadt Gardelegen fühle sich der Fantasy-Autor noch sehr verbunden. Seine Eltern leben dort, und er komme mit seiner Familie regelmäßig zu Besuch. Auch als er 2020 von seinem Sieg des Kindle Storyteller Awards erfuhr, war er in der Hansestadt. Seine Eltern gratulierten als erstes. Danach habe er direkt seine Frau informiert. Für zirka drei Wochen musste er seinen Erfolg jedoch noch geheim halten. Die im Oktober geplante Preisverleihung fand digital statt. Für die Zukunft wünscht sich Gregor Timme hauptsächlich Gesundheit und Zufriedenheit für seine Familie. Der Autor Greg Walters hofft auf Erfolg auch im englischsprachigen Raum, und dass seine Leser ihm weiterhin treu bleiben. Diese warten sicher schon gespannt auf die Fortsetzung seines prämierten Buches, das bereits im März dieses Jahres erscheinen wird.