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Neue Regeln Mehr Aufwand für die Jüngsten

Seit Anfang August dürfen Erzieher im Krippenbereich der Kindertagesstätten rechnerisch nur noch 5,6 Kinder betreuen, statt bisher 6,7.

Von Antje Mewes 24.08.2015, 19:26

Salzwedel l Mit dem Inkrafttreten der letzten Stufe des Kinderförderungsgesetzes (Kifög) in Sachsen-Anhalt am 1. August gilt ein verbesserter Betreuungsschlüssel für Kinder unter drei Jahren. Die meisten Kommunen können den zusätzlichen Aufwand mit höheren Stundenzahlen für das Personal und über organisatorischen Änderungen ausgleichen. Das hat eine Umfrage der Volksstimme bei den Städten und Gemeinden ergeben. Neueinstellungen seien in erster Linie als Ersatz für ausgeschiedene Mitarbeiter erfolgt.

Dennoch werden die Personalkosten wegen des erhöhten Betreuungsaufwandes steigen. Der Eigenbetrieb der Stadt Salzwedel rechnet beispielsweise mit 20 Prozent. Ob sich auch die Elternbeiträge adäquat erhöht werden, obliegt der Entscheidung der jeweiligen Stadt- oder Gemeinderäte. Einige Kommunen rechnen damit, dass sie nicht darum herumkommen. Konkrete Aussagen dazu wurden aber noch nicht getroffen.

Die Auslastung der vorhandenen Krippenplätze schwankt im Kreis von 31 Prozent der vorhandenen Kapazitäten bis zu 120 Prozent. Die Einheitsgemeinde Gardelen plant, in zwei Einrichtungen kurz- und langfristig die Anzahl der Krippenplätze zu erhöhen.

Die Aufnahme von Flüchtlingskindern hat bislang keine Auswirkungen auf den Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren.

Seit 1. Januar ist der Landkreis als fachliche Aufsichtsbehörde für die Kindertagesstätten zuständig. Er schließt mit den Kommunen Vereinbarungen über die angebotenen Leistungen, die Qualität der Betreuung und über die Entgelte ab. "Die Steigerungen waren seit 2013 bekannt und sind im Vorfeld des Inkrafttretens berücksichtigt worden", sagt Jugendamtsleiterin Jutta Peissig. Die Kommunen und freie Träger hätten sich darauf eingestellt. Fest stehe, dass sich die Krippenplätze dadurch verteuern.

So haben sich die Städte und Gemeinden auf die veränderten Bedingungen vorbereitet:

Arendsee:

In den fünf Kindertagesstätten der Einheitsgemeinde Arendsee werden insgesamt 87 Krippenkinder betreut. Dafür stehen 16 Erzieherinnen bereit. Ihre Stundenzahl wird sich entsprechend des neuen Betreuungsschlüssels verändern, eingestellt wird aber niemand neu. Denn es gibt die Möglichkeit des Einsatzes von Kräften aus dem gesamten Erzieherteam, erklärte Verwaltungsmitarbeiterin Bettine Tröster.

Über Auswirkungen auf Elternbeiträge kann noch keine Aussage getroffen werden, da die geplante Beitragserhöhung noch nicht im Sozialausschuss beraten wurde.

Beetzendorf-Diesdorf:

Eine Erhöhung der Kapazität im Krippenbereich ist in der Verbandsgemeinde nicht geplant. In der Kita Jübar ist sie bereits zum 1. Juli von 15 auf 18 Plätze erhöht worden.

In den Einrichtungen bestehen gemischte Gruppen, die von insgesamt 100 Erziehern betreut werden. Derzeit gibt es 184 Krippenkinder. Der geplante Bedarf sieht zum Dezember dieses Jahres eine Zahl von 205 Krippenplätzen vor. Zum 1. August ergab sich aufgrund des geänderten Betreuungsschlüssels ein Mehrbedarf von 5,52 Erziehern, zum 1. Dezember von 6,15. Neue Erzieher sind bereits eingestellt worden, aber nicht nur aufgrund der gesetzlichen Änderung, sondern weil Mitarbeiter in Rente oder Schwangerschaftsurlaub gegangen sind.

Insgesamt gibt es im zweiten Halbjahr 2015 14 Neueinstellungen. Über eine Erhöhung der Elternbeiträge wurde bisher weder im zuständigen Ausschuss noch im Verbandsgemeinderat diskutiert.

Gardelegen:

In der Einheitsgemeinde Gardelegen gibt es insgesamt 311 Krippenplätze, von denen aktuell 302 belegt sind. Das ergibt eine Auslastung von 97 Prozent. Eine kurzfristige Kapazitätserhöhung ist in Estedt auf 20 Plätze, langfristig auf 35 Plätze geplant. Dafür soll Fördergeld aus dem Programm Stark III genutzt werden. In der Krippe Regenbogen in Gardelegen soll die Platzzahl mit Hilfe des Ausbauprogramms "Kinderbetreuungsfinanzierung 2015-2018" auf 90 erhöht werden. Es gibt derzeit 60 Erzieher im Krippenbereich und 2 im Anerkennungsjahr. Einstellungen werden so erfolgen, wie es der Betreuungsschlüssel erfordert. Elternbeiträge sind in anderen Kommunen schon angepasst worden - in der Hansestadt Gardelegen derzeit noch nicht.

Kalbe:

Fünf kommunale Kitas - in Kalbe, Kakerbeck, Badel, Jeetze und Brunau - bieten in der Einheitsgemeinde Kalbe Krippenplätze an. Die Auslastung sieht wie folgt aus: Badel 31 Prozent, Kalbe 51 Prozent, Kakerbeck 64 Prozent und Jeetze 56 Prozent. Brunau hat mit 106 Prozent zurzeit eine Ausnahmegenehmigung. Neueinstellungen sind keine geplant, da alle Erzieherinnen stundenreduziert arbeiten und aufstocken könnten.

Die aktuellen Elternbeiträge für Krippenkinder kosten für fünf Stunden Betreuung 130 Euro, für acht Stunden 160 Euro und für zehn Stunden 180 Euro. Eine Beitragserhöhung ist im Gespräch, wann steht aber noch nicht fest.

Klötze:

Alle acht kommunalen Kitas in der Einheitsgemeinde Klötze betreuen auch Krippenkinder. In Kunrau und Schwiesau werden allerdings ausstattungsbedingt und wegen der räumlichen Möglichkeiten, erst Kinder ab einem Alter von zwei Jahren aufgenommen.

Die Auslastung ist sehr gut, alle Plätze sind belegt. Über das Stadtgebiet verteilt müsse niemand Angst haben, dass sein Kind keinen Platz bekommt, jedoch nicht immer im Wunschort.

Zum Aufstocken der Plätze besteht aus baulichen Gründen keine Möglichkeit, Anbauten sind nicht geplant. Geprüft wird aber, ob nach Schaffen der Voraussetzungen neue Betriebserlaubnisse für mehr Kinder beantragt werden können. Der Personalschlüssel ist erfüllt. Die Gruppen werden inzwischen auch altersübergreifend betreut. Zusätzliche Erzieher sind nicht vorgesehen. Vakante Stellen werden nachbesetzt. Höhere Personalkosten könnten sich auf die Elternbeiträge auswirken, entschieden sei aber noch nichts.

Salzwedel:

Im Bereich der Einheitsgemeinde Salzwedel gibt es acht Tageseinrichtungen die Krippenkinder betreuen. Die Kapazität liegt bei 237 Plätzen, wovon aktuell 236 belegt sind. Da die Kitas über flexible Betriebserlaubnisse verfügen, kann in begrenztem Maß zwischen Krippen- und Kindergartenplätzen variiert werden. Eine feste Anzahl an Betreuungspersonal für den Krippenbereich gibt es nicht. Die Fachkräftestunden sind abhängig von den mit den Eltern geschlossenen Betreuungsvereinbarungen. Um dem gesetzlichen Regelungen zu entsprechen sind Neueinstellungen und Ersatz für ausscheidende Mitarbeiter unabdingbar. Die Personalkosten steigen für den Krippenbereich um 20 Prozent. Da die Veränderungen seit 2013 bekannt waren, sind sie in den Geschäftsplan für den Eigenbetrieb Kindertagesstätten eingearbeitet worden. Ob sich die Elternbeiträge dadurch erhöhen, könne zurzeit noch nicht gesagt werden.