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Mühlentag Wiepke: Altes Handwerk unterm Storchennest

Hunderte Besucher strömten zum 27. Mühlenfest auf den Mühlenhof in Wiepke. Dort wurde altes Handwerk gezeigt.

Von Doreen Schulze 13.06.2019, 03:00

Wiepke l „Das wird ein Schal“, sagt Maya Hartmann ohne aufzusehen, unermüdlich knüpfte die Kinderhände währenddessen den Wollfaden um den Stäbchenwebstuhl. Das Mädchen aus Lüge ist emsig bei der Sache und knüpft und knüpft. Alte Handwerkskunst zeigen, Handarbeit selbst gestalten, das liegt Friedrich-Wilhelm Gille und dem Wassermühlenverein Wiepke am Herzen. Klar, dass beim Mühlenfest in Wiepke alte Handwerkskunst wieder dabei war, so beispielsweise mit Horst Rakow. Der Hobbyweber aus Schnega spannt den sich auf dem Mühlenhof befindlichen Webstuhl ein. Anschaulich erklärt er den Besuchern, wie anno dazumal ein Leinentuch oder ähnliches entstand.

Anschaulich präsentieren ihr Können auch die Brunauer Spinnfrauen. Mit Verstärkung aus Klietz bauen sie in der oberen Etage der Wiepker Wassermühle ihre Spinnräder auf. Und die Räder drehen sich. Dabei halten sie Schafs- und Alpakawolle. Die sprichwörtlichen Fäden zusammen hält dabei Carla Neß aus Gardelegen. Das Mitglied des Mühlenvereines kann mit dem Spinnrad umgehen und hat gute Kontakte zu den organisierten Spinnfrauen. So kommen diese immer wieder gern zum Mühlenfest am Pfingstmontag auf den Wiepker Mühlenhof. „Das hier ist heute das 16. Spinntreffen“, berichtet Neß.

Tradition beim Mühlenfest ist auch die Brautkranzschau von Friedrich Wilhelm Gille. Um die 70 Brautkränze habe er mittlerweile wiedergefunden, wie er den Besuchern seines Vortrages mitteilt. Einige Familien überlassen Gille die Brautkränze, die auf dem Mühlenhof ausgestellt werden. Für andere restauriere er diese. Nun kann sich der Wiepker über den mittlerweile zehnten Brautkranz aus dem Ort freuen. Noch ist dieser bei der entsprechenden Familie. Bald werde er aber Gille übergeben. Die Bewahrung dieses Kulturgutes liege ihm am Herzen, betont Gille. „Ich will den Leuten ihre Brautkränze nicht abschwatzen, um sie denn später zu verticken, sondern ich möchte, dass das Brauchtum erhalten bleibt“, schildert er seine Intention.

Tradition bewahren im gewissen Sinne auch die Mitglieder der Interessengemeinschaft Industrieverband Fahrzeug Bau (IFA) Freunde Wiepke. Sie stellen Traktoren aus DDR-Zeiten aus. Und wer Lust hat, kann sich bei diesen beim Mühlenfest auch hinter das Lenkrad setzen. Egon Frenzel aus Kalbe nutzt dieses Angebot sofort. Der Achtjährige erhält dafür einen Treckerführerschein. Stolz trägt er die entsprechende Bescheinigung, die ihm erlaubt, an diesem einen Tag auf dem abgesteckten Gelände unter Begleitung mit dem Traktor zu fahren, wie Andreas Könecke mitteilt. Rund 100 solcher Führerscheine haben die Mitglieder der Interessengemeinschaft vorbereitet. Etwa die Hälfte ist bereits um 13 Uhr, also zweieinhalb Stunden nach Beginn des Mühlenfestes, an teilnehmende Kinder vergeben worden.

Den Rahmen des Mühlenfestes nutzt Gille, um den Erlös des Flohmarktes beim Weihnachtsmarkt in Wiepke im vergangenen Jahr zu spenden. Insgesamt waren 319 Euro zusammengekommen. Diese überreichte er in einem Sparstrumpf der Kinder- und Jugendfeuerwehr Wiepke. Wehrleiter Uwe Schlonsak, Kinderwart Tobias Staats und Jugendwartin Saskia Schlonsak nehmen die Spende entgegen. „Wir werden das Geld diesmal sparen, damit wir uns im nächsten Jahr ein neues Mannschaftszelt anschaffen können“, berichtet Saskia Schlonsak. Damit werden die Mädchen und Jungen an Zeltlagern teilnehmen.