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Prävention Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

Sebastian Caspar konsumierte selbst Crystal Meth. Über seine Erfahrungen mit dieser Droge sprach er im Gymnasium Gardelegen.

Von Doreen Schulze 15.11.2019, 10:00

Gardelegen l Das Fortschreiten der Erkrankungen Demenz und Alzheimer soll die Wunderpille „Jaelea“ aufhalten können. Außerdem soll sie klare Denkanstöße fördern und für eine gesteigerte Aufmerksamkeit sorgen. Eine solche Wunderdroge stellten die Zehntklässlerinnen Julie und Alina Ondravzek, Emilia Haak, Emily Hüls, Lina Mörig und Anna Ebeling beim Projekt „Ein Tag mit Christel“ am Geschwister-Scholl-Gymnasium her. Nicht im Reagenzglas mixten sie eine entsprechende Tinktur zusammen. Die Schülerinnen entwickelten die fiktive Droge auf dem Papier. Sie beteiligten sich an einem von insgesamt vier Workshops im Rahmen des Präventionsprojektes.

„Aber keine Wirkung ohne Nebenwirkung“, machte Mathias Lubahn, der durch den Workshop führte, deutlich. So verteilte er im Anschluss an diese Übung eine Liste mit Nebenwirkungen. Aufgabe der Schüler war es dann einzuschätzen, welche Nebenwirkungen zu den von ihnen gewünschten Wirkungen dazugehören.

Der Projekttag wurde von Dörte Metelmann von der Fachstelle für Suchtprävention, der Netzwerkstelle Schul- erfolg und der Gardelegener Bibliothek entwickelt. Weitere Kooperationspartner waren der Altmarkkreis Salzwedel, die Hansestadt Gardelegen, der Arbeiterwohlfahrt Sozialdienst und das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt. Das Projekt wurde vom Förderverein der Bibliothek sowie von der Fachstelle für Suchtprävention finanziert.

Im Vorfeld der vier Workshops, jeder Zehntklässler durfte sich an zwei beteiligen, las Sebastian Caspar aus seinem Buch „Zone C“ vor. Darin schilderte der Autor seine eigene Abhängigkeit von der Droge Crystal Meth. Er schilderte, wie er den Konsum zuerst als angenehm empfand, nach und nach zerstörte ihn aber diese Droge, bestimmte seinen Alltag.

„Mit der Lesung hat der Autor die Schüler gefesselt. Es war für sie sehr realistisch, etwas über Drogenkonsum von jemandem zu erfahren, der selbst konsumiert hat“, beschrieb Annemarie Schmidt von der Netzwerkstelle Schulerfolg die Lesung vor den Gymnasiasten. Heute ist Sebastian Caspar clean. Sein Anliegen ist es, Schüler vor der gefährlichen Droge zu warnen.

Weitere Workshops befassten sich mit dem Konsum legaler und illegaler Drogen, der Abhängigkeitsentwicklung oder mit der Funktionsweise von Prävention. Im Anschluss an die Workshops erfolgten Präsentationen zu den Themen durch die Schüler.

Und während sich die Schüler mit den einzelnen Themen auseinandersetzten, unternahm Romy Topf, stellvertretende Leiterin der Gardelegener Bibliothek, eine Umfrage unter den Zehntklässlern. Anonym fragte sie nach, inwiefern Schüler bereits Kontakt zu Drogen hatten, welche Erfahrungen sie machten.

Dieses anonyme Ergebnis wurde in einer Abendveranstaltung in der Bibliothek den Gästen und Eltern vorgestellt. Zuvor wurden aber auch die Erwachsenen nach ihrem Konsumverhalten gefragt. Zum Beispiel ging es um den regelmäßigen Kaffeegenuss oder darum, wie häufig zur Zigarette gegriffen wird. Nicht mit dem moralischen Zeigefinger agieren, sondern Selbstreflektion, lautete das Stichwort.