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Protestaktion Bauern wollen gehört werden

Bauern aus der Westaltmark beteiligten sich an Protestaktionen in Magdeburg.

Von Doreen Schulze 23.10.2019, 04:00

Ackendorf/Berge l Dass von den beiden Bundesministerinnen für Landwirtschaft und Umwelt, Julia Klöckner (CDU) und Svenja Schulze (SPD), gebündelte Agrarpaket schürt Unmut bei den Landwirten der Region. Innerhalb von knapp zwei Wochen haben sie deshalb eine Aktion auf die Beine gestellt, um den Verbrauchern und vor allem den Politikern zu zeigen, dass sie mit diesen Vorgaben nicht einverstanden sind. Sie wollen nicht, dass über ihre Köpfe hinweg entschieden wird, wollen die Politik mit ihrem Fachwissen unterstützen, „denn oft werden von den Politikern Entscheidungen ohne Sachverstand getroffen“, begründete Christian Mahlow, Landwirt aus Berge.

Aus diesem Grund beteiligten sich  auch Landwirte aus der Region an der Sternfahrt zur Demonstration in Magdeburg. Die Aktion fand „eine gute Resonanz im Berufsstand“, so Mahlow. Insgesamt machten sich am Morgen 24 Traktoren aus Agrarbetrieben aus den Einheitsgemeinden Gardelegen und Bismark auf den Weg.

In Ackendorf und Berge versammelten sie sich und stießen gegen 8.30 Uhr auf den Konvoi von 39 Traktoren der Bauern aus der Salzwedeler Region hinzu. Gemeinsam mit weiteren Landwirten von insgesamt sechs Treffpunkten in der Altmark fuhren sie dann nach Magdeburg, um dort auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

„Frau Klöckner spricht da heute. Da wollen wir präsent sein“, sagte Fabian Hennicke von der Agrargenossenschaft Kremkau und machte seinem Ärger Luft: „Die Politik bestimmt Gesetze, ohne auf unsere Fachkenntnisse zurückzugreifen. Wir können nicht wirtschaftlich arbeiten. Kleinere Betriebe gehen kaputt.“ Auf dem Transparent an seinem Traktor stand: „Sorry! Aber sonst werden wir nicht gehört.“

Neben dem Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe wollen die Landwirte auch darauf aufmerksam machen, dass das Mercosur-Handelsabkommen durch die Billigpreise importierter Waren die Versorgung mit geprüften und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln aus der Region gefährdet. Des Weiteren sehen sich die Landwirte als „Buhmann der Politik“. Durch die negative Stimmungsmache verliere der Beruf des Landwirtes an Attraktivität, führen sie in ihrem Rundschreiben auf.

Nicht einverstanden sind sie zudem mit der Verschärfung der Düngeverordnung. „Die Politik will, dass wir Öko-Landwirtschaft machen“, brachte Holger Borchers, der in Trüstedt einen privaten landwirtschaftlichen Betrieb leitet, seine Sichtweise diesbezüglich auf den Punkt. Er befürchtet, dass es zu einer Unterdüngung kommen kann, werde diese Verordnung durchgedrückt. „Ohne Stickstoff geht es nicht überall. Dann wächst da nichts“, machte er deutlich. Außerdem würde kein Landwirt mehr düngen, als notwendig und wirtschaftlich sei. „Die Stickstoffbelastung in der Kanalisation ist weitaus größer“, merkte er an.