Traumhaus Rentner erfüllt sich Kindheitstraum
Als Rentner-Projekt baut Werner Friedrichs aus Gardelegen derzeit ein Haus zum Alterswohnsitz um, dass er seit Kindertagen kennt.
Gardelegen l Einen Kindheitstraum hat sich Werner Friedrichs aus Gardelegen erfüllt. Er kaufte am 1. November 2017 das Haus in der Burgstraße, auf das er als Kind „immer ein bisschen neidisch“ geschaut hat, und richtet es seitdem als Alterswohnsitz für sich her. Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Das wird einem bewusst, wenn Werner Friedrichs (66) stolz und mit leuchtenden Augen vor dem Haus steht, an dem die meisten Einwohner wohl achtlos vorübergehen.
Als Friedrichs 2017 in Pension geschickt wurde, nachdem er drei Jahre lang Sachsen-Anhalts ältester Polizei-Vollzugsbeamter gewesen war, suchte er ein Grundstück als „Rentner-Projekt“ für sich. Wie es der Zufall – oder vielleicht sogar das Schicksal – wollte, stieß er dabei auf ein Haus, das er seit Kindheitstagen kannte.
„Wenn ich als kleiner Junge aus dem Fenster schaute, dann auf das Haus der Fleischerei Biermann. Ich war immer ein bisschen neidisch auf den Jungen, der dort mit seinen Eltern und seinen Schwestern wohnte, denn das Haus machte etwas her, und außerdem gab es für mich in der Fleischerei manchmal ein Würstchen, wenn ich rüber ging“, denkt Friedrichs lächelnd zurück.
Der Kauf war also eine emotionale Entscheidung, denn leicht hat es der ehemalige Kriminaltechniker mit dem alten Gebäude nicht. „Im ersten und im zweiten Jahr habe ich kein Geld ausgegeben, sondern nur aufgeräumt. Für die Entsorgung von Schrott aus dem Haus habe ich immerhin so viel Geld bekommen, dass die Kosten für die Entsorgung des Asbests ausgeglichen wurden“, nimmt Friedrichs den Zustand, in dem das Haus nach langem Leerstand war, mit Humor. Allein 26 Säcke ausgehärteten Zement musste er aus dem Haus schleppen.
Einiges, was er im Gebäude fand, behielt er aber auch. Darunter fallen Baustoffe, aber auch Erinnerungsstücke. So hat er zum Beispiel eine sehr schön eingerahmte Konfirmationsurkunde von Albert Biermann auf dem Dachboden gefunden, datiert vom 5. April 1903. Auch eine Quittung über 4,50 Reichsmark für Bewachungsgebühren für das Gebäude aus dem Jahr 1934 lag noch im Haus.
Obwohl es vom Denkmalschutz wenige Auflagen gibt, möchte Friedrichs möglichst viel vom Charakter des Hauses erhalten. Die Schaufenster wolle er eigentlich nicht zurückbauen, obwohl das Haus nicht immer eine Fleischerei gewesen sei. „Ich will Authentizität reinbringen, habe zum Beispiel auch noch alte Fleischerhaken. Das soll später alles seinen Platz bekommen.“
„Später“ – was heißt das bei so einem Projekt? „Da ich fast alles alleine mache, dauert es lange. Ich hoffe aber, dass ich nächstes Jahr hier drin eine kleine Wohnung fertig habe“, wagt Friedrichs eine Prognose.
Allerdings warten auch immer wieder Überraschungen auf ihn. Angefangen bei einem verfaulten Balken im Erdgeschoss („Auf einmal verschwand mein Spachtel einfach in der Wand!“), über schwere Gasleitungen, die zurückgebaut werden mussten, bis hin zu einer Räucherkammer im hinteren Teil des Gebäudes.
In der Scheune hinter dem Haus, so stellte sich später heraus, fanden Handwerker scheinbar genau die richtigen Balken für den Dachboden des Hauses – dafür fehlen diese nun im Scheunendach, so dass es gefährlich krumm daherkommt.
Es wartet also noch viel Arbeit auf Werner Friedrichs, aber irgendwann, da ist er sich sicher, wird er in seinem Kindheitstraumhaus wohnen.