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Sanierung Röver-Orgel in zahlreiche Einzelteile zerlegt

Die Sanierung der Röver-Orgel geht in der Kalbenser Kirche weiter. Die erste Phase der Reinigung ist abgeschlossen.

Von Doreen Schulze 18.04.2020, 12:00

Kalbe l Das Innere der Röver-Orgel ist ausgebaut. Die einzelnen Pfeifen, Holzelemente, Lederteile, Ventilansätze, die Pedalklaviatur liegen ordentlich sortiert im Kirchenraum verteilt. Das große Reinemachen des 122 Jahre alten Instruments und damit der zweite Bauabschnitt – im ersten Bauabschnitt erfolgte 2019 eine umfangreiche Holzwurmbekämpfung für die gesamte Kirche – haben begonnen. Die Teile werden gesäubert, vom Staub befreit. Aus einer der großen Holzpfeifen wird sogar ein altes Vogelnest entnommen.

An den Arbeiten beteiligen sich unter der fachmännischen Aufsicht der Orgelbauer Thomas Sandmann und Georg John auch Gemeindeglieder der Kalbenser Kirchengemeinde sowie Pfarrer Dieter Borchert.„Für uns ist das eine schöne Sache, dass wir selber als Gemeindeglieder mitwirken können. Die Orgel ist 122 Jahre alt und in einem Superoriginalzustand. Das ist für uns schon etwas Besonderes“, berichtet der Kirchenälteste Mathias Graf. Und gleichzeitig erbringen die Gemeindeglieder auf diese Weise einen Eigenanteil, der die Sanierungskosten reduziert. Und wer nicht direkt bei der Sanierung hilft, der bringt zumindest Kaffee und Kuchen zur Stärkung vorbei, wie Graf berichtet. Beziffert werden die Kosten auf mehr als 30.000 Euro. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung unterstützt das Vorhaben mit bis zu 20.400 Euro. Hinzukommen Privatspenden, Einnahmen aus Benefizkonzerten des Kirchenchores, Eigenmittel sowie Mittel der Kirche.

Und während die Gemeindeglieder quasi im Zweischichtsystem von morgens um 8 Uhr bis abends 20 Uhr die einzelnen Teile der Orgel vom Staub befreien, säubern die Fachmänner der Orgelbaufirma aus Bad Liebenwerda das Gehäuse der Orgel, holen den Staub aus allen Ecken und Ritzen der Orgelteile, die stehen bleiben. Sie öffnen die Windladen. Und entdecken dabei auch einige Notizen, die Interessantes über die Orgel erfahren lassen. So ist verzeichnet, das 1933 Maler am Gehäuse zu Gange waren. 1983 wurde ein Gebläse erneuert. Beim Ausbau der Teile besehen sie sich alles ganz genau. Entscheiden, was ausgebessert werden muss. Einzelne Teile werden sie mit in ihre Werkstatt nehmen und dort ausbessern. „Die Pedalklaviatur nehmen wir mit. Die ausgeschlagenen Filze werden wir erneuern“, berichtet Sandmann. Ihm bereitet es Freude, an der Röver-Orgel zu arbeiten. „Das Instrument ist zu 99 Prozent im Originalzustand. So etwas hat man selten.“

Die Säuberungsarbeiten sind nun abgeschlossen. Mit Arbeiten am Gehäuse geht es weiter. In drei Wochen werden Sandmann und John mit den erneuerten Teilen wieder eintreffen und dann die Orgel zusammensetzen.

Ursprünglich war geplant, dass das sanierte Instrument am 13. Juni beim Altmärkischen Ökumenischen Kirchentag eingeweiht wird und dann das erste Mal wieder erklingt. Dieser Fertigstellungstermin werde zwar gehalten, jedoch der Kirchentag ist aufgrund der 4. Eindämmungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalts zum Schutz vor Corona-Infektionen abgesagt worden (siehe auch Seite 16). Graf geht davon aus, dass im September die erste Orgelkonzerte in der Kirche stattfinden, sofern die Kontaktbeschränkungen dann aufgehoben sind.

Die Sanierungspläne bestehen seit drei Jahren. 2017 begann die Kirchengemeinde damit, Unterstützung für die Realisierung einzuholen. 2018, dem Jahr des 120. Geburtstages der Röver-Orgel, waren die benötigten Gelder zusammengekommen. 2019 folgte die Holzwurmbekämpfung.