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Schädlinge Auf der Jagd nach der Forleule

Das Betreuungsforstamt Letzlingen ist auf der Jagd nach der Forleule. Der Schmetterling stellt für den Wald eine tödliche Bedrohung dar.

Von Petra Hartmann 06.05.2017, 03:00

Letzlingen l Seit dem Dezember ist das Betreuungsforstamt Letzlingen der Forleule auf der Spur. Die Überprüfung der Wälder begann mit der Winterbodensuche, beziehungsweise mit der winterlichen Puppensuche, wie der offizielle Begriff lautet. Nach dem ersten Frost werden Proben der Humusschicht bis hinunter auf den Mineralboden genommen und systematisch nach Puppen von Kiefernschädlingen durchsucht. Ganz oben auf der Warnliste: Die Kiefernbuschhornblattwespe, die im vergangenen Jahr für große Schäden gesorgt hat, und die Forleule.

Bei der Kiefernbuschhornblattwespe liegt der Grenzwert bei zwölf Kokons pro Quadratmeter. Wesentlich tiefer liegt die Alarmschwelle bei der Forleule, und zwar bei einer bis drei Puppen pro Quadratmeter. „Wenn nur eine einzige überlebensfähige Puppe gefunden wird, färbt sich mein Bildschirm rot“, sagt Claus Baum, der stellvertretende Leiter des Betreuungsforstamtes. Er ist zuständig für Waldschutz und Schädlingsbekämpfung.

Die winterliche Suche nach Insektenpuppen ist gesetzlich geregelt und wird von der nordwestdeutschen forstlichen Versuchsanstalt wissenschaftlich begleitet. Es gibt normalerweise 116 sogenannte Probebestände im Bereich des Forstamtes, und in jedem Bestand werden zehn Flächen von je einem halben Quadratmeter durchsucht. Wegen der extremen Kiefernbuschhornblattwespen-Plage im vergangenen Jahr war jedoch eine sogenannte verdichtete Winterbodensuche angeordnet worden. Das heißt, es wurden in weiteren 21 Probebeständen fünf Suchflächen durchkämmt, es gab also 105 Suchflächen zusätzlich, und im Februar kamen noch einmal sechs weitere Probebestände à fünf Suchflächen hinzu.

Fünf bis sechs Waldarbeiter haben von Mitte Dezember bis Ende Februar den Boden der 1295 Flächen durchsucht und die gefundenen Insektenlarven in Pappschächtelchen verpackt zur Untersuchung nach Göttingen geschickt. Dort wird überprüft, ob die Larven von Parasiten befallen sind oder ob daraus Insekten schlüpfen können, wie eben die Kiefernbuschhornblattwespe oder die Forleule. Bisher war die Anzahl jedoch noch unverdächtig.

Inzwischen geht die Suche weiter. Im April hat das Betreuungsforstamt vier Kiefern gefällt und deren Baumkronen Nadel für Nadel nach Eiern der Forleule abgesucht. Gefunden wurden pro Baum rund 30 der einen halben Millimeter großen Schmetterlingseier. Die meisten davon allerdings mit Parasiten befallen und dunkel – schlecht für die Forleule und gut für die Kiefern.

Derzeit macht das Amt nun auf geschlechtsreife Forleulen Jagd. Mit Lockstoff-Fallen, in denen eine Dufttablette den Geruch von Sexualhormonen der Schmetterlinge verbreitet, sollen die Schädlinge gefangen werden. 100 Fallen wurden aufgehängt. Die Kunststoffbehälter werden regelmäßig geleert und die Schmetterlinge gezählt. Der Warnschwellwert liegt bei 100 Eulen pro Falle, dieser wurde bisher an zwei Stellen überschritten, sagt Baum. Als Hotspots, als besonders gefährdete Bereiche, hat das Betreuungsforstamt den Wald bei Jerchel und Wannefeld im Auge. Bis zum 31. Mai sind die Fallen im Einsatz.

Eine Bitte: „Wir sind für den Schutz von knapp 42 000 Hektar Waldfläche zuständig, es kann immer mal etwas auf einer entlegenen Fläche entstehen, das wir nicht bemerken“, sagt Baums Kollege, Funktionsingenieur Roland Sterner. Er bittet alle Waldbesitzer, aber auch Förster und Jäger oder Spaziergänger, die etwas Auffälliges bemerken, sich beim Betreuungsforstamt zu melden.