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Schlittenhunde Dannefelder Huskys auf großer Tour

Angela Wiatowski und ihr Mann Andreas wohnen im Drömling. Mit ihren Hunden und dem Schlitten nehmen sie an internationalen Rennen teil.

Von Helmut Dietz 20.01.2017, 01:00

Dannefeld l Angela (53) und Andreas Wiatowski (55) leben für ihre Hunde. Doch das sind nicht irgendwelche. Seit etwa 20 Jahren haben sie Huskys, richtige Schlittenhunde. Wie bei allen in diesem Sport hat es bei den Wiatowskis auch mit einem einzigen Hund angefangen. Heute sind es fast 20. Die Wiatowskis leben auf einem geräumigen, 15 000 Quadratmeter großen ehemaligen Bauernhof im Sauergrund bei Dannefeld, umgeben von ihren Hunden in den sauberen Zwingern. „Wir haben hier fast zwei Kilometer Trainingsstrecke auf eigenem Gelände. Sonst reichen die Trails bis maximal 20 Kilometer,“ sagt Andreas Wiatowski und zeigt mit einer ausholenden Armbewegung über den weitläufigen Hundefreilauf in die umliegende Landschaft des Naturparks.

Nach viel Training „auf Dreck“ mit dem Quad seit Herbstanfang, einem Trainingsabstecher auf die dänische Insel Rømø, nach einigen Wagenrennen und nach dem Trainingsaufenthalt in Schweden mit dem notwendigen Schneetraining, ging gestern auf eine etwa achtwöchige Reise mit den Hunden kreuz und quer durch Europa. Das meiste an Arbeit bleibt an Angela Wiatowski hängen, die die Hunde trainiert und versorgt und auch den großen Hundetransporter – ein 7,5-Tonnen-Lkw – pilotiert.

„Mein Mann bringt in seinem Job alles und schafft das Geld bei, ich mache das eben seit einigen Jahren mit den Hunden,“ sagt Angela Wiatowski. VW-Mitarbeiter Andreas Wiatowski ist Maschinenbau-Ingenieur, seine Frau Angela gelernte Flugzeugbau-Ingenieurin. Das war sie bis 2005. Heute ist sie Tierheilpraktikerin und geprüfte Hundetrainerin.

„Wir haben relativ spät mit den Hunden begonnen und alles peu à peu aufgebaut. Wir werden dabei bleiben und die Hunde werden unsere Beschäftigung bis ins Alter sein.“ Wenn man dem Paar zuhört, dann zweifelt man keinen Augenblick an diesem Plan. Und wenn sie die Hunde dann im Freilauf umher tollen lassen, kann es schon mal sein, dass auch der Besucher die eine oder andere nasse Zunge übers Gesicht geschleckt bekommt. „Schlittenhunde sind extrem menschenfreundliche und auch untereinander sehr verträgliche Tiere,“ sagt die Husky-Expertin.

Die Wiatowskis haben leistungsorientierte Siberian Huskys, die schnellsten unter den reinrassigen Schlittenhunderassen. Sie nehmen an Sprintrennen und an Langdistanzrennen teil. Bei Schlittenhunderennen gibt es unterschiedliche Klassen, die in der Regel von der Anzahl der Hunde vor dem Schlitten und der zurück zu legenden Strecke bestimmt sind.

Die wichtigsten Rennen bestreitet Andreas Wiatowski in dieser Saison bei den Sprintrennen mit sechs Hunden vor dem Schlitten, wo bei nationalen Rennen an zwei und bei internationalen Rennen an drei aufeinander folgenden Tagen in dieser Klasse jeweils 12 bis 15 Kilometer Strecke zu absolvieren sind. Angela Wiatowskis wichtigstes Rennen ist das Polardistans. Dort gibt es zwei Streckenlängen: 160 und 300 km. Auf jeder der Distanzen gibt es Unterkategorien. Die Dannefelderin fährt mit acht Hunden vor dem Schlitten die lange Runde. Man kann sich vorstellen, dass die Hunde auch unterschiedlich trainiert sein müssen, um die an sie gestellten Anforderungen optimal zu erfüllen.

„Die schweren, jungen Huskys laufen bei Andreas im Sprintteam. Die haben Power und Speed. Wenn die etwas älter und langsamer werden, sind sie für das Langdistanz–Team ideal und ergänzen die etwas leichteren Mädchen optimal“, so Angela Wiatowski. Schwere, kräftige Hunde braucht man eher vor dem Schlitten als so genannte Wheel Dogs. Sie müssen vor allem ziehen können. Die Leithunde sind die Hunde ganz vorne. Das sind die wichtigsten Hunde im Team. Sie müssen die Geschwindigkeit vorgeben und den Kommandos des Mushers – des Schlittenhundeführers – gehorchen. Angela Wiatowski verdeutlicht: „Aber sie müssen auch eigenständige Entscheidungen treffen und besonders intelligent sein. Von ihnen hängt etwa in einem Schneesturm das Wohl und Wehe des ganzen Teams ab.“

Beim gemeinsamen Herumtoben auf der großen Hundewiese kann man den Charakter der Hunde erahnen – und wenn die Experten neben einem stehen und schildern, was sie sehen, dann hat man fast das Gefühl, die Hundesprache ein bisschen zu kennen. „Das ist wie in einem Wolfsrudel. Da geht es ums Dominieren, Unterwerfen, Beschwichtigen, Drohen, Spielen und vieles mehr. Das ist es auch, was einem das Herz ein bisschen hüpfen lässt, bei so viel gezeigter Lebenslust“, so Andreas Wiatowski. Als Musher sei man das unangefochtene Oberhaupt der Truppe und passt auf, dass alles geregelt ablaufe. Der Dannefelder: „Als Musher hast du das letzte Wort: auf der Hundewiese, auf dem Trail – beim Training und beim Rennen.“

Der Plan für die Wettkampfsaison steht fest: Zuerst fährt Angela Wiatowksi mit den Hunden zu einem Rennen nach Maria Alm im Salzburger Land in Österreich, von dort nach Todtmoos in den Südschwarzwald, dort trifft sich dann das Husky-Ehepaar und macht zusammen Aktiv-Urlaub bei der Deutschen Meisterschaft im Schlittenhunderennen.

Von dort fahren sie ins Allgäu zur Husky-Europameisterschaft 2017 nach Inzell. Danach trennen sich ihre Wege. Sie trainiert die Hunde im bayerischen Wald in Haidmühle. Etwas später fährt er in Trentino in Südtirol noch die Sprint-Weltmeisterschaft, während Angela Wiatowski nach Schweden bis über den Polarkreis fährt, um dort die Hunde für das 300 Kilometer lange Polardistans-Rennen mit Start und Ziel in Särna vorzubereiten – die Husky-Weltmeisterschaft auf der Langdistanz. Am 17. März sind Zwei- und Vierbeiner der Familie Wiatowski wieder im heimischen Dannefeld.