Skateranlage Bau- oder Elektrozaun?

Die neue Skateranlage hat den Gardelegener Hauptausschuss schwer beschäftigt und teils skurrile Vorschläge erzeugt.

Von Cornelia Ahlfeld 17.09.2020, 06:00

Gardelegen l Kein „Gnallärbsenstrauch“ und kein „Maschendrooahtzauun“, aber Bauzaun, Elektrozaun, Weidegerät, Videoüberwachung und Wildkamera – schwere Geschütze werden da aufgefahren in der Sitzung des städtischen Hauptausschusses am späten Dienstagnachmittag im Letzlinger Kulturhaus. Im Mittelpunkt steht die neue Skateranlage im Bürgerpark. Die eigentlichen Fahrattraktionen mit den klangvollen Namen Curb, Manualpad und Flatrail – sicher in der Skaterszene ein Begriff – sind zwar schon fertig und gleißen in Beton geformt in der Sonne. Aber eben noch nicht ganz fertig. Der Beton muss nämlich noch abbinden oder, anders gesagt, ordentlich austrocknen. Und das insgesamt 28 Tage lang. Vor gut einer Woche wurden die Betonteile gegossen. Das heißt also, mindestens 18 Tage darf noch keiner rauf, weder zu Fuß, noch mit Skatebrettern, Inlinern oder Fahrrädern.

Aber genau das sei passiert, hat Gudrun Gerecke von der Linke-Fraktion „erschüttert“ feststellen und beobachten müssen. Da waren Jugendliche mit ihren Rädern schon drauf, und das, obwohl die Anlage noch gar nicht fertig sei. Richtig, sekundiert Bauamtsleiter Ottmar Wiesel, das sei derzeit noch nicht zulässig. Aber es sei schließlich ein Bauzaun drum. „Wir müssen also für Verständnis werben, denn die Anlage wird nicht besser, wenn man sie schon vorher nutzt, wenn sie noch gar nicht fertig ist“, meint auch Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher. Jawohl, für Verständnis werben. Das hat aber nicht jeder, auch nicht im Hauptausschuss. „Elektrozaun“, kommt als Reaktion aus dem Versammlungsrund, und „ein Schild anbringen“.

Ja, da kommt man der Sache schon näher. Ein Elektrozaun hilft immer, aber ein Schild? Das glaubt zumindest Stadtrat Thorsten Bombach (fraktionslos) nicht. Ihn treibt eine viel wichtigere Frage um. Nämlich: „Wer kommt denn für Schäden auf, wenn die vorher genutzt wird“, fragt er sich. „Na, wir“, lautet kurz und knapp die Antwort von Schumacher. Also die Stadt.

Einen Radfahrer wird man dort inflagranti ohnehin nicht erwischen, meint Schumacher. Außerdem ist ein Bauzaun drum. Eine Videoüberwachung sei dort nun mal nicht gestattet. „Tun wir wirklich alles Notwendige?“, hakt Bombach nach, um ein vorheriges Betreten und damit Schäden zu verhindern. Was denn aus Sicht Bombachs alles Notwendige sei, will Schumacher dann wissen. „Das weiß ich nicht“, räumt Bombach ein. Aha. Da hat Bauamtsleiter Wiesel noch Reserven in petto. Grundsätzlich aber müsse ein Bauzaun mit Beschilderung „Baustelle betreten verboten“ doch wohl reichen. „Wir können das ja auch mit der Polizei absprechen, vielleicht eine Streife dort abstellen oder einen Wachschutz. Wenn das gewünscht wird, können wir hier gleich abstimmen“, bringt sich ein etwas genervter Bauamtsleiter ein. Bombach habe sich sicherlich die Situation vor Ort angesehen und könne Vorschläge machen, „was wir ändern können“.

„Nee“, er sei noch nicht vor Ort gewesen, und „nee“, er habe auch keine Vorschläge, sagt Bombach. Er habe das nur soeben erst von Frau Gerecke gehört.

„Warum ist da eigentlich keine Videoüberwachung gestattet?“, will schließlich SPD-Stadtrat Ulrich Scheffler wissen. Es handelt sich bei der Skateranlage um keinen Brennpunkt, betont Schumacher. Man könne schließlich nicht so ohne Weiteres überall Videokameras aufhängen. Vielleicht könne man ja alternativ eine Wildkamera anbringen, so ganz unauffällig, schlägt die Bürgermeisterin – so langsam auch ein bisschen genervt und natürlich nicht ernst gemeint – vor. Zum guten Schluss könne man ja auch noch Schäfermeister Gaudian kontaktieren zwecks Weide- und Elektrozaun. Fort Knox lässt grüßen. Da lagern im Bürgerpark aber nicht die Goldreserven der Nation, sondern nur Betonteile einer Skateranlage.

Wie wäre es denn mit folgender Lösung: Bauzaun, Elektrozaun, Videoüberwachung verbunden mit Wildkamera und ein Wachschutz – und mittendrin eine große Herde Schafe, die zusätzlich aufpassen. Vermutlich die bestbewachte Baustelle einer Skateranlage der Welt, und das in Gardelegen. Bloß, wer organisiert das alles, und vor allem, wer bezahlt das alles? Da muss man dann vermutlich viel Eintritt kassieren zur offiziellen Eröffnung der Anlage, die voraussichtlich Anfang Oktober schon gefeiert werden soll. Aber eines ist klar: „Sie kriegen alle eine Einladung“, versichert Schumacher im Hauptausschuss.