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Schützenvereine Spießiger Festumzug? Abschaffen? Die Letzlinger Schützen sagen: Von wegen!

In Kalbe hat die Schützengilde ihren traditionelle Festumzug abgesagt. Die Letzlinger Heideschützen marschieren auf jeden Fall weiter. Warum sie sich über Kritik im Netz ärgern und was sie besser machen als andere.

Von Gesine Biermann 09.08.2024, 06:00
Im Cabrio vorbei am Letzlinger Schloss. Das Foto aus dem Jahr 2003 beweist:  Tolle Schützenfeste gab es schon vor 20 Jahren im Heidedorf.
Im Cabrio vorbei am Letzlinger Schloss. Das Foto aus dem Jahr 2003 beweist: Tolle Schützenfeste gab es schon vor 20 Jahren im Heidedorf. Foto: Ralf Wege

Letzlingen. - Langweilig? Spießig? Uninteressant? Oder doch cool und gelebte Tradition? Vor wenigen Tagen hatte die Kalbenser Schützengilde mit ihrer Ankündigung, künftig den Festumzug zu streichen, „weil es ja doch keinen interessiert“, für Aufsehen gesorgt.

Online wurde der Artikel in der Volksstimme tausendfach gelesen und kommentiert. Die Meinungen gingen weit auseinander. Während die einen Schützenvereine samt Aufmärschen überflüssig finden, verteidigen andere die Tradition.

Und genau das macht auch Carsten Neuber, Chef der Heideschützen im altmärkischen Letzlingen. Ohne den Kalbenser Kollegen zu nahe treten zu wollen, sagt er: „Das funktioniert. Man muss es nur richtig machen. Dann kommen auch die Leute.“

In Letzlingen würden die Schützen dafür jährlich den Beweis antreten, versichert Neuber. Denn auch im Heidedorf gibt es jedes Jahr ein Schützenfest. Samt Umzug. „Und bei uns stehen die Leute an der Straße und freuen sich mit uns. Im vergangenen Jahr sind mindestens 30 Leute hinter uns her marschiert.“ Und auch an der Straße gebe es immer fröhliche Menschen, die sich über das Spektakel freuen, sagt der Letzlinger. Und der spricht immerhin für 102 Mitglieder.

Neuber gibt zu: Er hat sich geärgert über die vielen negativen Kommentare im Netz. Denn ein Schützenverein sei so viel mehr als dort beschrieben. „Vor allem mehr als Saufen“ – mehrere Kommentatoren hatten Schützenfeste nämlich mit Besäufnissen gleichgesetzt.

Angebote für jedes Alter bei den Heideschützen

„Na klar gehört ein Bierchen dazu“, sagt der oberste Heideschütze unaufgeregt. „Auch mal zwei.“ Schließlich heiße das Ganze ja Schützenfest. Aber der Inhalt des Vereines sei schließlich nicht das Feiern, sondern der sportliche Wettkampf, erinnert Neuber.

Und das nehmen die Heideschützen ernst. An den Trainingstagen sei die Hütte voll, versichert er. Schießen sei zudem ein Hobby, das für alle Altersklassen geeignet sei. Generationenübergreifend also. Und das ist wörtlich gemeint. „Denn hast du die Kinder, hast du auch die Eltern!“, sagt Neuber schmunzelnd. Deshalb legen die Letzlinger auch so viel Wert auf die Arbeit mit den jüngsten Vereinsmitgliedern. Lasergewehr, Bogenschießen oder auch mal ein Klassenausflug ins – übrigens sehr schicke – Vereinshaus samt Probeschießen? Kein Problem in Letzlingen. „Man muss was bieten, um erfolgreich zu sein“, weiß Neuber. Und man müsse auf individuelle Wünsche der Mitglieder eingehen. Für manchen seien Traditionen und Ehrungen wichtig. „Die gibts bei uns natürlich auch“, versichert er. Aber andersherum werde auch akzeptiert, wenn sich jemand nicht für Traditionelles, wie zum Beispiel die Vereinsuniform, begeistert. „Wir erfinden uns jedes Jahr neu“, beschreibt Neuber das Vereinsmotto. Das komme bei allen an.

Deshalb gehen die Letzlinger auch ganz optimistisch ins kommende Wochenende. Dann steht nämlich ihr Schützenfest auf dem Plan. Mit Umzug, versteht sich. Auf den wollen sie auf keinen Fall verzichten.