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Stadtverwaltung Ein Ehrengrab auf Stadtkosten

Erstmals seit Jahrzehnten liegt ein privater Antrag auf Anerkennung einer Grabstätte auf dem Gardelegener Friedhof als Ehrengrab vor.

Von Cornelia Ahlfeld 13.11.2019, 22:00

Gardelegen l Christa und Erwin Arndt sollen künftig in einer Ehrenbegräbnisstätte ruhen. Zumindest möchte das für seine verstorbenen Eltern Uwe Benno Arndt aus Gardelegen. Eine Grabstätte für das Ehepaar Arndt existiert noch auf dem Gardelegener Friedhof im Urnenfeld 3. Die Ruhefrist lief am 24. Oktober 2018 aus. Das Grab ist als solches nicht wirklich erkennbar. Es handelt sich um eine Rasenfläche mit Gehwegplatten drauf, vermutlich als Ablage für Blumen oder Gestecke. Ein fremder Besucher hätte das Grab der Eheleute Arndt nicht gefunden.

Am 3. Mai dieses Jahres hatte Arndt den Antrag gestellt, dieses Grab künftig als Ehrenbegräbnisstätte zu führen, um die besonderen Verdienste seiner Eltern um die Stadt Gardelegen zu würdigen.

„Besondere Verdienste im Sinne des § 19, Absatz 2 der Friedhofssatzung sind amtlicherseits nicht bekannt und durch den Antrag nach diesseitiger Auffassung auch nicht dargetan, so dass eine Ablehnung des Antrages empfohlen wird“, heißt es dazu in der Beschlussvorlage für den Stadtrat. Denn der müsse die Anerkennung einer Ehrenbegräbnisstätte letztlich beschließen.

Grundsätzlich seien Ehrenbegräbnisstätten laut Friedhofssatzung möglich. Und zwar für Personen, die sich um die Hansestadt Gardelegen besonders verdient gemacht haben. Eine Ehrenbegräbnisstätte ist ein Wahlgrab einstellig oder zweistellig für einen Angehörigen. Für das Anlegen einer Ehrenbegräbnisstätte ist die Stadt zuständig. Das heißt, sie übernimmt auch die Kosten dafür, ebenso für die Dauerpflege und das Setzen einer Namenstafel mit Widmung. Das wären im beantragten Fall etwa 1000 Euro zuzüglich jährlicher Folgeaufwendungen von etwa 150 Euro. Und das auf unbestimmte Zeit, denn Ehrengräber bleiben solange erhalten, wie es den Friedhof gibt.

Bisher befinden sich fünf Ehrengrabstätten auf dem Gardelegener Friedhof, informierte auf Volksstimme-Anfrage Isolde Niebuhr, in deren Ressort als Fachbereichsleiterin in der Verwaltung für Sicherheit und Ordnung auch die Friedhöfe fallen. Eine Ehrenbegräbnisstätte gibt es für Otto Reutter. Gewürdigt werden mit einer Ehrenbegräbnisstätte auch die großen Verdienste von Julius Beck, der von 1881 bis 1923 Bürgermeister in Gardelegen war und dann zum Ehrenbürgermeister auf Lebenszeit ernannt wurde (bis 1933). In seine Amtszeit fielen unter anderem die Elektrifizierung der Stadt, der Bau einer Kanalisation, die Gründung einer Feuerwehr, die Modernisierung des Bestattungswesens, die Umgestaltung der verwahrlosten Wallanlagen und die Bebauung der Bahnhofsvorstadt. Weitere Ehrenbegräbnisstätten gib es für Richard Hellwig, Ludwig Weisensel und Georg Rößler.

Für Christa und Erwin Arndt, verstorben im Jahr 1993, hatte Sohn Benno Uwe Arndt umfangreiche Unterlagen eingereicht: Urkunden, Zeugnisse, Lebensläufe und Verträge. Die jedoch hätten keine Hinweise zu besonderen Verdiensten seiner Eltern gebracht. Am 18. Juni dieses Jahres sei Arndt erneut aufgefordert worden, „in Kurzfassung eine Begründung der besonderen Verdienste“ vorzulegen. Die gab es von Arndt dann am 30. September mit dem Hinweis „s. Archiv, Einsichtserlaubnis in die Personalakte von Erwin Arndt“. Die Verwaltung nahm Einsicht mit der Erkenntnis, dass es mit Erwin Arndt ein Beschäftigungsverhältnis der Stadt als Hausmeister gegeben hat.

„Er war aktiv, aber geheim ... in Staats/Börgitz im Sprengkommando beschäftigt“, heißt es in Benno Uwe Arndts Begründung für seinen Vater. Er habe sich am Volksaufstand am 17. Juni 1953 beteiligt. „Als ausgebildeter Elitesoldat war er viele Jahre Berufskraftfahrer und Cheffahrer vom Bankdirektor König (Bauernbank) glücklich tätig.“ Die friedliche Revolution 1989 habe er wohlwollend begleitet.

Christa Arndt sei 1953 „rückendeckend, aber passiv“ tätig gewesen. „Nach einem erfolgreichen Arbeitsleben war sie mit mir zusammen außerordentlich aktiv an der friedlichen Revolution 1989 beteiligt. Sie als Stadträte haben mit dem Ehrengrab die Möglichkeit des Beginns einer positiven Erinnerungskultur zu aktivieren“, spricht Arndt in seiner Begründung die Stadträte direkt an. Außerdem sei seine Mutter Mitglied im ersten Sozialausschuss gewesen.

Die Verwaltung empfiehlt den Antrag Arndts abzulehnen. Sollte sich der Stadtrat dafür aussprechen, dann wird das Rasengrab der Eheleute Arndt im Urnenfeld 3 in eine Ehrenbegräbnisstätte umgestaltet. Die Kosten übernimmt die Stadt.

Uwe Benno Arndt ist in Gardelegen kein Unbekannter. 1994 kandidierte er für das Bürgermeisteramt in Gardelegen. 2007 versuchte er es erneut, in beiden Fällen allerdings erfolglos. Er war Betreiber von Uwes Niko-Laden im Schlüsselkorb und später eines US-Shops an der Stendaler Straße – auch ohne Erfolg. Nachdem er kommunalpolitisch immer mal wieder – vor allem vor Wahlen – in Erscheinung getreten war (unter anderem gründete er 1995 die freie Jugendgruppe „Colors of Young“, die es allerdings nicht lange gab), war es viele Jahre ruhig um ihn geworden. Bis er jetzt nun wieder mit der Ehrenbegräbnisstätte für seine Eltern überraschend in die Öffentlichkeit getreten ist.