Im Gebiet nahe Gorleben darf ab Januar nach Erdöl und Erdgas gesucht werden Teufel nicht mit dem Beelzebub austreiben
Auf 160 Quadratkilometern darf ab 1. Januar bei Prezelle nach Erdgas und
-öl gesucht werden. Die Genehmigung wird im Nachbarlandkreis kritisch
gesehen.
Prezelle. Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben? Diese Frage stellt sich zur Zeit für wendländische Atomkraftgegner. Wobei sich die Soli-Fraktion (ehemalige Linke) ganz klar für Gasförderung statt für Atommülllagerung ausspricht. Am 4. Dezember erteilte das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) nämlich einer Mainzer Firma eine Erlaubnis, vom 1. Januar 2014 bis Ende 2019 in einem rund 160 Quadratkilometer großen Feld bei Prezelle (Niedersachsen) nach Erdöl und Erdgas zu suchen.
Diese "Aufsuchungserlaubnis" sorgte in der vergangenen Woche für Aufregung bei Kommunalpolitikern und Bürgern - viele sahen das Schreckgespenst "Fracking" am Horizont aufziehen. Die Genehmigung berechtigt jedoch lediglich zur Recherche, ob und welche Kohlenwasserstoffe (Erdöl und Erdgas) sich womöglich im Untergrund befinden. "Dazu kann Aktenstudium ebenso dienen wie die Durchsicht von Diplomarbeiten", erklärte ein Sprecher des LBEG.
Das Feld erstreckt sich von Kriwitz (Lemgow) im Südwesten bis zur Elbe bei Schnackenburg im Nordosten, von Klein Breese im Westen bis an die Landesgrenze im Wald bei Prezelle (siehe Karte). Unterirdisch reicht das Gebiet rund 500 bis 600 Meter an den Erkundungsbereich im Salzstock Gorleben heran. Oberirdisch ist das Gebiet nach Auskunft des LBEG 4,3 Kilometer vom Grubengebäude entfernt. In seiner Stellungnahme hatte sich der Landkreis Lüchow-Dannenberg kritisch geäußert. Die Kreisverwaltung befürchtet durch die Nähe zum Gorlebener Salzstock zusätzliche unnötige und vermeidbare Gefahrenpotenziale.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. "Einerseits ist klar, dass sich Gasförderung und ein Atommüllendlager nicht vertragen. Denn es wird bei der Gasförderung Erderschütterungen geben, die zu Rissen und Wegsamkeiten führen, über die Radionuklide an die Biosphäre gelangen. Andererseits muss sicher gestellt sein, dass es sich um einen konventionelle Gasförderung und nicht um Fracking handelt", unterstreicht die BI.
Die Kreistagsabgeordneten der Gruppe X (UWG, Grüne, Soli, FDP und SPD) hatten bereits Ende November einen Antrag eingereicht, dass der Kreistag beschließen möge, das Land Niedersachsen aufzufordern, eine uralte Vereinbarung mit der Energiewirtschaft aufzukündigen, mit der die Erdöl- und Erdgas-Wirtschaft auf weitere Gasbohrungen im Raum Gorleben verzichtete. Dieser Antrag steht nun am heutigen Dienstag in Bergen/Dumme auf der Tagesordnung des Kreistages. Die bisher im Raumordnungsprogramm des Landes vorgesehene Festlegung des Gebietes um den Gorlebener Salzstock als Vorranggebiet für die Endlagerung von hochradioaktiven Abfällen müsse entfallen, heißt es in dem Antrag weiter. Die Gruppe Soli geht in einer aktuellen Erklärung noch einen Schritt weiter.
Kurt Herzog wies darauf hin, dass die Bundestagsfraktion der Linken im vergangenen Jahr das Thema "Gas unter dem Salzstock Gorleben-Rambow" intensiv bearbeitet habe mit dem Ergebnis, dass alle Erkenntnisse darauf hindeuten, dass unter dem bis heute von wechselnden Bundesregierungen favorisierten Endlager-standort Gorleben auf jeden Fall Gas liege.
Zudem sei es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den Salzstock eingedrungen, was eine Einlagerung von Atommüll unmöglich mache. "Lieber vorübergehend konventionell Gas fördern als auf ewig Atommüll versenken", so Soli-Sprecher Kurt Herzog in einer Mitteilung.