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Tanz in den Mai mit cooler Mugge: Outplace, 4ever, Desperate Confusion und Philby sorgten für einen vollen Saal Tolle Idee: Freie Bühne für vier ganz junge Bands

Von Gesine Biermann 02.05.2013, 03:16

Kakerbeck. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie stehen auf Musik und wollen das auch zeigen. Am Dienstagabend hatten vier ganz junge Bands der Region dazu Gelegenheit. In Kakerbeck startete mit Outplace, 4ever, Desperate Confusion und Philby der Tanz in den Mai.

Ihr lila T-Shirt mit der Aufschrift 4ever lässt daran keinen Zweifel: Jule Fankhänel ist ein echter Fan. Klar, schließlich ist 4ever-Schlagzeuger Nick Fankhänel ihr großer Bruder. Und der hat zusammen mit Keyboarderin Henrike Seeger und Leonie Robe sowie Johanna Krümmel (Gesang und Gitarre) am Dienstag in der Kakerbecker Mehrzweckhalle einen richtig großen Auftritt. Die vier 13- bis 14-jährigen Jugendlichen aus Kakerbeck und Brüchau, die sich seit etwa einem Jahr treffen, um zusammen Musik zu machen - und auch schon eigene Stücke geschrieben haben - sind nämlich eine der Bands, die dort an diesem Abend zum Tanz in den Mai aufspielen.

Auftrittschance für vier junge Bands aus der Region

Zu verdanken haben sie diese Chance Heiko Fankhänel, Nicks und Jules Vater. Denn der DJ aus Kakerbeck verfügt nicht nur über die entsprechende Technik für solch eine Veranstaltung, sondern hat dazu auch noch ein großes Herz für junge Musiker. Und so organisiert er mit Hilfe von Sponsoren, Ehefrau Susanne und anderen Eltern der vier 4ever-Bandmitglieder und der Kakerbecker Feuerwehr dann am Vorabend des 1. Mai einfach mal ein Event für junge Bands und gibt ihnen somit die Chance für einen richtig schicken Auftritt.

Die lässt sich auch Outplace, die Band der Kreismusikschule Salzwedel, nicht entgehen. Die Jugendlichen, die am Dienstag zusammen mit Bandleiter und Musikschullehrer Jürgen Genz gekommen sind, machen mit ihm am Bass an diesem Abend übrigens auch den Anfang und begeistern das Publikum, das nach ein bisschen Konservenmusik für die ältere Generation schon sehnsüchtig auf die Livemusik wartet - mit aktuellen Coversongs, die nicht nur die beiden Gitarristen Holger Steffens und die süße Hanna Gaede richtig super drauf haben. Auch die Stimme von Sängerin Annelie Schmidt geht so richtig unter die Haut.

Selbstbewusste junge Leute mit eigenen Songs

Sie lässt sich für einen wunderschönen Song von Clueso schließlich auch mal von Philipp Kasch aus Salzwedel ablösen. Am Schlagzeug geben sich wiederum Nick Fankhähnel und Gunnar Bude die Drumsticks abwechselnd in die Hand. Und letzterer stellt die Band dann auch ganz professionell vor. Für so viel Coolness gibt\'s auch einen Extraapplaus vom jungen Publikum. Denn schließlich gehört schon was dazu, sich so ungezwungen auf einer Bühne zu präsentieren - insbesondere, wenn so viele Gleichaltrige und "Musikerkollegen" im Publikum stehen, wie am Freitag in Kakerbeck.

Aber davon können wohl alle vier Bands ein Lied singen. Und das tun, nach dem Auftritt von 4ever, die am Dienstag altersmäßig die Jüngsten sind, schließlich auch die Jungs von Desperate Confusion.

Die Fünf kommen alle aus dem Raum Mieste, sind zwischen 15 und 20 Jahre alt, machen seit etwa einem Jahr zusammen Musik, kennen sich aber schon seit Jahren "entweder vom Gymnasium her oder von der Musikschule", erklärt Sänger Paul Heitmann. "Wir wussten alle voneinander, dass wir Musik machen." Und so wird das für alle - wenn sie denn musikalisch weitermachen - auch bleiben. Man kennt sich eben in Musikerkreisen.

Aber man wird natürlich durchaus auch kritisch taxiert. Damit haben die selbstbewussten Fünf um Sänger Paul allerdings kaum ein Problem. Vielleicht auch, weil sich ihre Songs nicht mit dem Original vergleichen lassen, denn sie spielen das Original. "Wir machen nämlich nur eigene Sachen", sagt Paul. Und zwar mit deutschen und englischen Texten. Da ist zum Beispiel der Anti-Drogen Song "Addicted to e#", das nachdenkliche "Kartenspiel" oder der Politsong "Roit", die sie geschrieben und selbst komponiert haben. Und die dynamischen Rhytmen, eine Mischung aus allen möglichen Stilrichtungen - "...wir sind für alles offen außer Schlager, Volksmusik, Elektronik und Hardcore" - kommen offenbar auch beim Publikum super an.

Und ein Hingucker sind die Jungs - neben Sänger Paul gehören Holger Steffens (Gitarre und vorher schon bei Outplace auf der Bühne), Jann-Marvin Heine (Bass), Julius Thürich (Drums) und Robert Wagner (Gitarre) dazu - auch. Da gibt es natürlich vor allem von den Mädels auch schon mal Szenenapplaus.

Hardcore nach alternativem Rock und Popsongs

Ganz am Ende dann steht schließlich in Kakerbeck ein Trio aus dem Klötzer Ortsteil Ristedt auf der Bühne: Philby - Robert Schulze (Gitarre und Gesang) und die Brüder Carl (Drums) und Willem (Bass) Meyer-Roschau. Und die heizen dem Publikum am Ende noch einmal richtig ein. Sie nämlich sind mit ebenfalls eigenen Songs wie "Contrast of Saturn", "Sixt sign" oder "Stranded" die einzigen Hardcore-Rocker an diesem Abend. "Sie können ruhig schreiben, dass wir die Rausschmeißer sind", sagt Robert grinsend, der in der Hauptsache auch die Texte zu den gemeinsam komponierten Songs schreibt.

Von Rausschmiss ist bei ihrem Auftritt am Dienstag dann allerdings keine Rede. Denn als die drei schließlich in die Saiten hauen, ist der Saal schon rappelvoll mit jungen Leuten, darunter auch viele Hardcorefans, die bei Philby so richtig auf ihre Kosten kommen.

Dass der Abend unbedingt wiederholt werden muss, davon sind am Ende aber wohl alle überzeugt, nicht nur die Jugendlichen. Fest steht: Organisator Heiko Fankhänel hatte offensichtlich den richtige Riecher. Mutige Leute wie ihn und seine Mitstreiter, die jungen Bands einfach mal solche Chancen bieten, sollte es in der Region eigentlich viel mehr geben.