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Video Ein Wolf spaziert durch Kalbe

Ein Wolf in der Innenstadt von Kalbe: Einem Einwohner gelang es, Aufnahmen von dem Tier zu machen, das im Ort unterwegs war.

Von Doreen Schulze 19.02.2021, 01:00

Kalbe l Ein Wolf läuft auf der Stendaler Straße in Kalbe Richtung stadteinwärts. An der Milde-Brücke biegt er in die Straße der Jugend ab. Im Hintergrund ist deutlich das dortige Eiscafé zu erkennen. Der Isegrim läuft weiter in Richtung Sportplatz an der Badeanstalt. Dies ist auf einem Video zu sehen, das seit Mittwochabend (17. Februar) im Internet kursiert und schon von zahlreichen Nutzern geteilt wurde.

Aufgenommen hat es am Mittwochabend der Kalbenser Stefan Kühl mit dem Handy. „Ich war mehr als überrascht, als ich den Wolf plötzlich sah“, berichtet er. Es ist gegen 21.30 Uhr. Kühl kommt gerade von der Arbeit und ist auf dem Weg nach Hause. Auf Höhe des kroatischen Restaurants entdeckt er ihn. An der Kreuzung biegt der Wolf links ab und begibt sich Richtung Sportplatz. Das ist auch der Heimweg von Kühl. „Das ist aber auch die Strecke, auf der meine Frau abends manchmal noch mit dem Hund unterwegs ist“, sagt er. Deshalb folgt er dem Tier, will nachschauen, dass nichts passiert.

Wie Kühl im Volksstimme-Gespräch schildert, läuft das Tier in Richtung Freibad. An der Brücke, über welche Fußgänger die Ernst-Thälmann-Straße erreichen, dreht es um und kehrt zurück. An der Kreuzung zur Stendaler Straße geht der Wolf nicht, wie Kühl vermutet hätte, wieder stadtauswärts, sondern „in Richtung Kindergarten“. Er läuft die Gartenstraße entlang. Am Kastanienweg, der von der Alten Bahnhofstraße zur Gartenstraße führt, biegt er ein.

Der Kalbenser folgt dem Tier nicht weiter. Wie sich herausstellt, ist seine Frau zu dem Zeitpunkt nicht mehr unterwegs. Allein dies war zuvor sein Beweggrund gewesen, dem Tier nachzufahren. Wie Kühl später von anderen, die den Wolf ebenfalls gesehen haben, erfährt, soll dieser dann die Alte Bahnhofstraße stadtauswärts weitergelaufen sein. Vermutlich hat er das Stadtgebiet dort verlassen.

Ins Netz stellt Kühl sein Video, damit die Kalbenser Bescheid wissen, dass es durchaus möglich ist, innerhalb der Stadt einem Wolf zu begegnen. Dabei denkt der Kalbenser auch an Hundebesitzer, die am Abend mit ihrem Vierbeiner noch eine Runde drehen. Und auch das Personal der Rehaklinik und des Seniorenpflegeheims an der Straße der Jugend könnten nach Schichtwechsel dem Tier begegnen.

Mit der Vermutung steht Kühl nicht allein da. Die Volksstimme-Redaktion erreichen am Donnerstag Anrufe von Lesern, die ebenfalls das Video gesehen haben und der Öffentlichkeit nun Bescheid geben wollen. „Es gibt ja Hundebesitzer und Schäfer, die darüber informiert sein sollten“, heißt es.

Stefan Kühl befürchtet, dass sich der Wolf daran gewöhnen könnte, in die Stadt zu kommen. An jenem Abend stehen auch zahlreiche gelbe Säcke vor den Grundstücken. Der Geruch von Nahrung könnte das Tier weiterhin anziehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Furcht vor dem Menschen verloren geht. In Dokumentationen aus Russland, so Kühl, sei dies bereits Thema gewesen.

Dass ein Wolf nahe Kalbe gesichtet worden ist, sei am Mittwoch nicht das erste Mal der Fall gewesen. Einheitsgemeinde-Bürgermeister Karsten Ruth kennt die Problematik: „Ich weiß auch, dass in der Vergangenheit immer wieder Wölfe im freien Stadtgebiet gesichtet wurden.“ Der große öffentliche Hype darüber scheint aber vorbei zu sein. Man habe sich wohl arrangiert. Doch: „Ein Wolf innerhalb der Bebauung hat natürlich eine neue Qualität“, so Ruth, der diesbezüglich Rücksprache mit dem Wolfskompetenzzentrum Iden gehalten hat. Nach Aussagen der Experten bestehe derzeit kein Grund, „die Ereignisse zu dramatisieren“.

Der Bürgermeister fügt hinzu: „Erst wenn der Wolf wiederholt und vielleicht auch noch tagsüber die Nähe zum Menschen sucht, muss eine Reaktion erfolgen. In diesem Falle wäre das Kompetenzzentrum auch bereit, im Rahmen einer Einwohnerversammlung weitergehende Aufklärungsarbeit zu leisten. Aktuell sehe ich da noch keinen Anlass“, so Ruth.