Bildungsprogramm Mit Rudi Radieschen und Karla Kartoffel: Vier Gardelegener Bildungseinrichtungen werden Acker-Kita
Ein neues Bildungsprogramm startet in vier Kindertagesstätten der Einheitsgemeinde Gardelegen. Dabei werden die Kinder zu kleinen Gärtnern, bauen ihr eigenes Gemüse an.

Gardelegen. Orangela Mörkel hat mit Rudi Radieschen, Karla Kartoffel, Sara Salat, Tilda Tomate und Willi Wurm Großes in der Einheitsgemeinde Gardelegen vor. Denn das Maskottchen und seine Freunde aus der GemüseAckerdemie werden künftig die Mädchen und Jungen in den Kindertagesstätten Drömlingshüpfer in Mieste, Pusteblume in Miesterhorst, Sonnenschein in Gardelegen und im Kinder- und Jugendhaus Polvitz beim Gärtnern unterstützen.
Die vier Einrichtungen in der Einheitsgemeinde Gardelegen nehmen nämlich am Bildungsprogramm des Vereins Ackerdemia teil, mit dem ihnen spielerisch und vor allem ganz praktisch die Wertschätzung für Lebensmittel und biologische Vielfalt nahe gebracht werden soll. Denn Kinder haben laut Verein sowohl zu Hause als auch in der Kita oder Schule immer weniger Kontakt zur Natur – auch wenn das auf den Dörfern meist weniger der Fall ist.
Auf das Bildungsangebot war Monique Grothe vom Jugendförderungszentrum (JFZ) Gardelegen, Projekt Netzwerkstelle Schulerfolg, durch Zufall gestoßen, wie sie im Rahmen eines zum Teil digital erfolgten Pressegespräches erzählte. Sie war gleich begeistert. Sie erreichte, dass das Bildungsprogramm als Projekt von der Netzwerkstelle aufgenommen wurde und künftig koordiniert wird. Dafür fungiert ihre Kollegin Anne Kulina, die studierte Landschaftsarchitektin und Umweltplanerin ist, als AckerCoachin. Zudem fand Grothe in der Stadtverwaltung große Unterstützung und mit den vier Einrichtungen begeisterte Partner, die das Bildungsprogramm AckerKita gern umsetzen wollen. Es sind die ersten im Altmarkkreis Salzwedel.
Angebot passt perfekt
Wie die Pusteblumen-Leiterin Bianka Micklich sagte, passe das Angebot perfekt zur Einrichtung, für die noch nach einem Alleinstellungsmerkmal gesucht wurde. Die Umsetzung der angedachten technischen Richtung nach Besuchen im Wolfsburger Phaeno erwies sich als schwierig.
Und für die Miester Kita Drömlingshüpfer war die Teilnahme fast eine logische Konsequenz, wie Kita-Leiterin Anja Baumann und ihre Mitarbeiterin Lydia Teuchert berichteten, denn gesunde Ernährung sei ein wichtiger Baustein im Kita-Konzept. Deshalb war, so Baumann, „das Projekt von Anfang an sehr interessant und die richtige Sache für uns“. Auf dem Kita-Gelände gibt es schon Hochbeete, in denen Gemüse angebaut wird. Und das wird natürlich auch verarbeitet. Die Teller mit aufgeschnittenem Obst und Gemüse sind schnell leer. „Rohkostsalat ist der Renner“, so Baumann. Und gekocht werde auch regelmäßig, da es in zwei Gruppenräumen Kinderküchen gebe.
Bereits im Januar gab es die ersten Gespräche in den Einrichtungen mit Jolantha Schenke, Regionalkoordinatorin der Ackerdemia, denn der Verein unterstützt die Einrichtungen über das ganze Jahr. Er stellt unter anderem umfangreiche Bildungsmaterialien über Anbau und Pflege sowie über globale Zusammenhänge von Produktion und Konsum von Gemüse zur Verfügung, erstellt die Anbauplanung und stellt das jeweils benötigte Saat- und Pflanzgut sowie die Jungpflanzen zur Verfügung.
Abwechslung im Garten
Und dabei handelt es sich nicht nur um gängige Gemüsesorten wie Zucchini, Gurken, Tomaten, Radieschen und rote Beete, sondern auch um weniger bekannte wie Zuckermais, Riesenkürbis, Chinakohl, Mangold und Palmkohl. Des Weiteren erhalten die Erzieher sowie Anne Kulina als AckerCoachin Fortbildungen über das Programm der GemüseAckerdemie und werden durch zahlreiche Online-Unterstützungsangebote über das ganze Ackerjahr hinweg begleitet.
Die Vorbereitungen sind so weit gediegen, dass es nach den Eisheiligen im Mai mit dem Pflanzen losgehen kann. Die Ackerflächen, unterteilt in acht Beete, sind vorbereitet. Dabei half nicht nur die Stadt, auch Eltern packten eifrig mit an. Auf dem Gelände der Miester Kita gruben sie beispielsweise die Beete um, nachdem die Grasnarbe abgehoben war. Zudem stellten sie zahlreiche Gartengeräte zur Verfügung, damit ihre Sprösslinge gut fürs Gärtnern ausgerüstet sind.
Finanziell unterstützt wird das Bildungsprogramm vom Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt. Die Refinanzierung des Eigenanteils pro Standort erfolgt über das Projekt Chancenpatenschaft der Stiftung Bildung „Menschen stärken Menschen“.