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Weteritz Ein Holzscheit zur Erinnerung

Der Weteritzer Park soll wieder zu einem lohnenswerten Ausflugsziel für den Sonntagsspaziergang mit der ganzen Familie werden.

Von Cornelia Ahlfeld 03.08.2020, 05:00

Gardelegen/Weteritz l Nur noch ein riesiger Baumstumpf zeugt von der Größe und Pracht der über 200 Jahre alten Rotbuche im Weteritzer Park. Ein parkprägender Baum, ein Baum, unter dem Generationen von Weteritzer Familien gespielt, getanzt und vielleicht auch den einen oder anderen Kuss getauscht haben. Gut ein Jahr ist es her, dass dieses Prachtstück gefällt werden musste. Ein Pilz, konkret der Brandkrustenpilz, hatte die Rotbuche dauerhaft und irreparabel geschädigt. Am 22. Juli des vorigen Jahres rückte eine Fachfirma an und sägte den Baum mit seinem markanten drei Stämmen von oben herab Stück für Stück ab. „Ein schwarzer Tag für Weteritz“, titelte seinerzeit die Gardelegener Volksstimme.

„Es war ein schwarzer Tag für Weteritz“, erinnerte Volksstimme-Leser Frank Palmdorf aus Weteritz jetzt anlässlich des Ereignisses vom vorigen Jahr. Und weiter: „In diesen Tagen jährt sich zum ersten Mal das Fällen dieses einstigen Riesen und Schattenspenders in heißen Jahreszeiten für mindestens acht Generationen von Weteritzern, den ehemaligen Bewohnern des Gutshauses, des späteren Pflegeheimes, aber auch den tausenden Gästen, die diesem Park in vielen Jahrzehnten einen Besuch abstatteten.“ Aber auch ein Jahr später gebe es noch immer keine konkreten Aussagen zur Zukunft der grünen Oase, kritisierten Weteritzer und Freunde des Weteritzer Parkes. Doch es gibt Pläne. Die Stadtverwaltung – Träger der Anlage ist die Stadt Gardelegen – habe bereits nach den Fällaktionen im vorigen Jahr mit den Vorbereitungen für Nachpflanzungen begonnen. Da es sich um eine denkmalgeschützte Anlage handele, sei ein Konzept und eine Machbarkeitsstudie für die weitere Gestaltung und Weiterentwicklung erforderlich. Dafür habe die Stadt am 1. März dieses Jahres einen Antrag auf Förderung über das Leaderprogramm gestellt, informierte Stadt-Bauamtsleiter Ottmar Wiesel auf Volksstimme-Anfrage.

Der Antrag befinde sich derzeit noch in der Prüfung durch das Landesverwaltungsamt und das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Altmark. „Mit dem Konzept und der Studie soll die weitere Gestaltung des Parkes vorbereitet werden“, so Wiesel. Parallel dazu habe die Stadt auch schon einen Antrag auf Förderung der eigentlichen Umsetzung der Konzeptergebnisse gestellt. „Dieser Antrag wird im Nachgang geprüft und hoffentlich auch bewilligt“, betonte Wiesel. Denn es handele sich immerhin um Kosten von 100.000 Euro, die für die Parkgestaltung erforderlich seien. Wie letztlich der Terminplan aussehen wird, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Die Schäden am Baumbestand des Weteritzer Parkes wurden im vorigen Jahr bei einer Routinekontrolle festgestellt. Insbesondere die Dürrejahre hatten dem Park arg zugesetzt. Dicke, trockene Äste drohten herunterzufallen, ganze Bäume waren einsturzgefährdet. Mitte Februar 2019 hatte die Stadt aus Sicherheitsgründen den Park sperren lassen.

Es folgten weitere Untersuchungen, unter anderem mit Ultraschall. Dabei wurde bei der Rotbuche der Befall mit dem Brandkrustenpilz festgestellt. Es handelt sich um einen gefährlichen Schadpilz, der Moderfäule im Wurzelbereich verursacht. Mitte April stand nach weiteren Untersuchungen endgültig fest: Die Rotbuche muss gefällt werden. Eine Rettung war nicht möglich. Unterdessen mussten noch weitere trockene Bäume gefällt werden. Dazu wurden an etwa 50 Bäumen Totholz beseitigt. Für Frank Palmdorf ist es wichtig, dass es im Weteritzer Park weiter geht. Und er hat dabei auch einen Wunsch: „Auch wenn ich es nicht mehr erleben darf, sollten wenigstens meine Enkel noch in den Genuss kommen dürfen, an der gleichen Stelle der Rotbuche unter einem stattlichen Baum zu sitzen, wie einst ihr Großvater schon im Kinderwagen.“ Ob es wieder eine Rotbuche sein wird, das ist allerdings erst einmal Gegenstand des Entwicklungskonzeptes.