1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Rote Wassereimer für alle Einwohner?

Zichtau Rote Wassereimer für alle Einwohner?

Zichtaus Ortsbürgermeister Lukas Kösterke will die Löschgruppe im Ort sichern. Dazu werden ausreichend aktive Kameraden benötigt.

Von Leonie Dreier 10.04.2020, 04:00

Zichtau l Für Zichtaus Ortsbürgermeister Lukas Kösterke ist die Rettung der örtlichen Feuerwehlöschgruppe ein ganz großes Thema. Und er wird ungewöhnliche Wege gehen, wenn es nicht gelingt, im Ort eine schlagkräftige Gruppe für den Erstangriff im Ernstfall dauerhaft zu etablieren. Und das geht nur mit den Zichtauer Einwohnern, betont Kösterke im Volksstimme-Gespräch. Doch der Reihe nach: Im Jahr 2010 hatte die Feuerwehr Zichtau noch 47 Mitglieder. Seitdem sind die Zahlen allerdings stark rückläufig. Im Jahr 2015 wurde aus der Feuerwehr eine Löschgruppe Zichtau. Die gehört seitdem zur Wiepker Ortswehr. Im vorigen Jahr gab es dann mit gerade mal fünf Aktiven den absoluten Tiefpunkt. Bei fünf Feuerwehrmännern konnte nicht mal das Löschfahrzeug voll besetzt werden. Dafür benötigt man nämlich sechs Kameraden.

Eine Situation, die der neu gewählte Ortsbürgermeister nicht hinnehmen wollte, denn es drohte die komplette Auflösung der Löschgruppe. Der 23-Jährige arbeitete im vergangenen Herbst ein umfangreiches Konzept aus, mit dem er wieder mehr Zichtauer für die Feuerwehr begeistern wollte. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran und stellte bei der Wiepker Ortswehr einen Aufnahmeantrag, der natürlich auch positiv beschieden wurde. Er war seinerzeit zwar in der Zichtauer Jugendwehr. Nun aber muss auch er die 70 Stunden umfassende Grundausbildung zum Feuerwehrmann absolvieren. Die sollte im März starten, wurde aber aufgrund der Corona-Krise erst einmal auf Eis gelegt. „Zurzeit hat die Löschgruppe wieder sieben Mitglieder“, zeigt sich Kösterke erfreut. Er habe in den vergangenen Monaten die Werbetrommel gerührt und viele Gespräche mit 15 möglichen Interessenten geführt. „Aber die 70 Stunden, die die Grundausbildung dauert, schreckt viele ab“, weiß Kösterke. Dabei sei es für ihn eine ehrenvolle Aufgabe, Teil einer Feuerwehr zu sein. Man lerne handwerkliche Sachen, und die Gemeinschaft werde gestärkt.

„Nach der Grundausbildung hat jedes Mitglied zwei Stunden im Monat Dienst“, erläutert Kösterke. Und diese Zeit könne doch jeder im Dienst für die Allgemeinheit aufbringen. Nächster Schritt soll eine Bürgerbefragung sein, warum nicht mehr Bürger sich in den Dienst der Löschgruppe stellen wollen. Danach werde es eine Bürgerversammlung und einen Tag der offenen Tür im Zichtauer Gerätehaus geben. Außerdem will er mit zwölf passiven Mitgliedern Gespräche führen. Die hätten alle die Grundausbildung und könnten sofort wieder aktiv tätig werden. Zwei Jahre will er sich Zeit lassen, die Löschgruppe wieder auf sichere Bahnen zu bringen. Wenn das nicht klappt, dann hat der rührige Ortsbürgermeister einen anderen Plan, zwar nicht ganz ernstgemeint, aber symbolträchtig.

„Wenn wir in zwei Jahren immer noch nur sieben aktive Mitglieder in der Löschgruppe sind, dann kaufe ich 225 Zehn-Liter-Wassereimer, für jeden Einwohner einen“, kündigt Lukas Kösterke an. Dann könne jeder Bürger künftig Brände selbst löschen. Das habe aber auch zur Folge, dass es Feste oder Aktivitäten, die die Kameraden fürs Dorf organisieren, nicht mehr stattfinden werden. Generell bin ich aber sehr zuversichtlich und hoffe, dass ich die Eimer nicht kaufen muss“, betont Kösterke augenzwinkernd. In den vergangenen Monaten seien ja schon drei Kameraden dazugekommen. „Das sind immerhin 50 Prozent“, hat Kösterke ausgerechnet.

Und durchhalten lohnt sich, wie Stadtwehrleiter Sven Rasch auch schon während der jüngsten Wehrleiterdienstberatung verkündete. Denn auch andere Wehren hatten und haben Probleme mit sinkenden Mitgliederzahlen. Eine positive Entwicklung habe es beispielsweise in der Köckter Feuerwehr gegeben. Und dort sah es vor einem Jahr noch ganz düster aus. Die Ortswehr stand kurz vor der Auflösung. Mittlerweile gebe es dort wieder zwölf aktive Einsatzkräfte. Und auch die Feuerwehr Breitenfeld habe sich mit 15 Brandbekämpfern und Letzlingen mit 23 Aktiven wieder stabilisiert. Ein Sorgenkind sei dagegen die Wannefelder Wehr, die Anfang dieses Jahres nur noch neun Aktive in ihren Reihen hatte. Doch mit Blick auf die Entwicklung in den anderen Ortsfeuerwehren machte Rasch dem Ortswehrleiter Stephan Baule Mut, dass Kameraden wieder zurückkehren.