1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. 30 Euro zu viel auf Telefonrechnung: Betroffene vermuten Betrugsversuch

Polizei rät zu Widerspruch, wenn eigenes Fehlverhalten ausgeschlossen werden kann 30 Euro zu viel auf Telefonrechnung: Betroffene vermuten Betrugsversuch

13.10.2011, 04:21

Es ist ein bekanntes Phänomen: Immer wieder finden Verbraucher auf ihren Rechnungen nicht nachvollziehbare Beträge oder werden durch Telefonbetrug abgezockt. Auch die Genthinerin Ruth Paulsen sollte 30 Euro mehr bezahlen.

Genthin l Sie liegt jeden Monat pünktlich im Briefkasten: Die Telefonrechnung. Normalerweise ist die Prozedur immer gleich: Der Nutzer des Telefonanschlusses öffnet sie, wirft in der Regel nur einen kurzen Blick darauf und bezahlt die Rechnung. Doch als Ruth Paulsen aus Genthin ihre letzte Rechnung öffnete, war nichts normal: Statt der üblichen 30 Euro sollte sie 65 Euro überweisen.

"Eine Frechheit ist das", sagt die Tochter von Ruth Paulsen, Evelyne Paulsen. "Es ist nicht zu erklären, woher die 30 Euro kommen sollen." Ruth Paulsen nutzt bei der Deutschen Telekom den Tarif Call Comfort/Standard, der eine Festnetzflatrate beinhaltet und 30 Euro pro Monat kostet. "Meine Mutter nutzt weder Internet noch Handy", sagt Evelyne Paulsen. Trotzdem ist auf der Rechnung ein zusätzlicher Betrag über 30,25 Euro ausgewiesen, den die Firma 3U Telecom GmbH aus Marburg einfordert. Nachdem sich Evelyne Paulsen an die Volksstimme gewendet hat, beantragte sie bei der Telekom einen Einzelverbindungsnachweis, um prüfen zu können, wie sich die Rechnungsbeiträge zusammen setzen. Brisant: Die zusätzlichen 30,25 Euro sollen das Resultat eines einzigen Gespräches sein, geführt am 26. August von 16.52 bis 17.03 Uhr - Elf Minuten. "Das Gespräch hat nie stattgefunden. Auch die angegebene 0900-Nummer ist uns unbekannt, sie ist nicht gewählt worden", sagen Ruth und Evelyne Paulsen.

"Das Gespräch hat nie stattgefunden. Auch die 0900-Nummer ist uns unbekannt"

Evelyne Paulsen

Für Beschwerden hat das Unternehmen direkt auf der Rechnung eine Hotline angegeben (siehe Foto). Mehrfach haben die Paulsens versucht, dort jemanden zu erreichen - ohne Erfolg. Jedes Mal war nur eine Stimme auf einem Tonband zu hören, die auf eine weitere Hotline verwies. Deshalb legte Ruth Paulsen bei beiden Unternehmen schriftlich Widerspruch ein und wendetete sich zudem telefonisch an die Deutsche Telekom. Dort forderte sie ein, dass diese nur den üblichen Betrag für die Festnetzflatrate per Lastschrift vom Rechnungskonto einziehen solle. "Wir waren ganz verwundert, aber die haben das gemacht. Es wurde nur der normale Telekom-Betrag abgebucht", sagt Evelyne Paulsen im Gespräch mit der Volksstimme. Das Unternehmen 3U Telecom hat ihren Erwartungen entsprechend gar nicht auf den Widerspruch reagiert. "Ich habe auch das Gefühl, dass da nichts mehr kommen wird. Damit wäre der Betrug für mich dann auch bewiesen", sagt sie. Volksstimme-Recherchen im Internet haben ergeben, dass bereits mehrere Verbraucher Probleme mit dem Unternehmen hatten. Bestätigt fühlen sich die Paulsens zudem durch einen ähnlich geschilderten Fall in Ruth Paulsens Ortsgruppe der Volkssolidarität.

Auf Volksstimme-Nachfrage bestätigt Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch, dass solche Vorfälle keine Seltenheit sind. "Diese Abzocke\', wie man es landläufig bezeichnet, gibt es immer wieder. Das ist moralisch verwerflich, doch manchmal ist ein juristischer Straftatbestand nur sehr schwer festzustellen", sagt er. Bei telefonischen Beratungen solle man deshalb ganz genau hinhören. Die Firma 3U Telecom GmbH sei in diesem Zusammenhang noch nicht im Jerichower Land aufgefallen, erklärt der Polizeisprecher.

"Eine gesunde Skepsis ist bei nicht nachvollziehbaren Rechnungsbeträgen angebracht"

Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch

"Wenn sich Betroffene ganz sicher sind, dass sie nicht für die entstandenen Kosten verantwortlich sind, sollten sie auf alle Fälle Widerspruch einlegen. Die Fristen dafür müssen beachtet werden", gibt Kriebitzsch einen Tipp. Auch sollten die Bürger Vorfälle dieser Art bei der Polizei anzeigen. "Denn nur dann können wir reagieren, ermitteln und auch präventiv tätig werden" sagt er und rät: "Insgesamt ist eine gesunde Skepsis bei nicht nachvollziehbaren Rechnungsbeträgen angebracht."