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Am Plättbolzen vorbei zum Fußballplatz Alle Leserinnen und Leser erkennen bei Heimatfotorätsel die Große Schulstraße wieder

17.04.2021, 12:44

Genthin (Susanne Christmann)

Alle Genthiner, die in der Redaktion angerufen oder eine Mail geschrieben haben, haben die gesuchte Straße auf den ersten Blick erkannt. Es sei aber auch nicht sehr schwer gewesen, erklärten die meisten, auf der alten Postkarte die Große Schulstraße (rechts) und auch die Brandenburger Straße (links), die an dieser Stelle aufeinander zulaufen, zu identifizieren. „Ein schönes Foto, welches alte Erinnerungen weckt“, schreibt Doreen Bülow. „An diese Straße erinnert mich die Bäckerei Klipsch, zu welcher ich sehr gerne in meiner Schulzeit gegangen bin, als ich damals das Bismarck-Gymnasium besuchte. Mein Favorit waren deren Streuselschnecken, denen ich nicht widerstehen konnte. Das ist jetzt schon genau 30 Jahre her.“

Für Günter Müller, 82 Jahre alt, ist die Große Schulstraße vor allem eines: der sonntägliche Weg als Kind gemeinsam mit seinem Vater zum Fußballplatz: „Immer vorbei am Plättbolzen“. Als Plättbolzen oder Bügeleisen-Häuser werden umgangssprachlich Gebäude bezeichnet, deren Grundriss an die Form eines Bügeleisens erinnert. Er ist annähernd dreieckig. Solche Grundrisse entstehen laut Online-Lexikon Wikipedia, wenn zwei Straßen im spitzen Winkel zusammenlaufen und das Eck-Grundstück im Innenwinkel der Straßen bebaut wird. Nach dem Fußballspiel, erinnert sich Günter Müller weiter, ging es dann in die Kneipe „Rindermann“, wo die Erwachsenen Bier tranken und er eine rote Brause. „Ich sehe sie noch heute sprudeln“, freut er sich über diese schönen Kindheitserlebnisse.

Waltraud Hern (80) ist in der Großen Schulstraße aufgewachsen. Auch sie erinnert sich an eine schöne Kindheit, in der sie auf der Straße mit den anderen Kindern immer Treibeball, mit Murmeln und Humpeln gespielt hat. „Für uns war die Straße der schönste Spielplatz, wir haben sie immer voll in Beschlag genommen“. Autos habe es ja damals kaum gegeben.

Für Monika Bachmann wurde ein Haus in der Großen Schulstraße Heimat nach der Flucht aus den Ostgebieten. In einem einzigen Zimmer habe sie damals gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern gelebt. Ihre Kindheit hat sie trotzdem als eine sehr schöne Zeit in Erinnerung, denn die Erwachsenen hätten die Schwierigkeiten, die die Zeit damals mit sich brachte, nicht so sehr an sie herankommen lassen.

Alfred Jansky hat diese Nachkriegsgeschichte als Kind in der Großen Schulstraße erlebt und in seinen biographischen Erinnerungen niedergeschrieben: „Bei der Fleischerei Friesecke in der Großen Schulstraße stand ich mit einer Milchkanne ausgerüstet,  um Wurstbrühe zu ergattern, was nur begrenzt möglich war. Wir standen in einer langen Reihe und warteten auf den Hof gelassen zu werden, um dann in der Schlachterei am Kochkessel eine Kelle voll Wurstbrühe abzufassen. Als ich fast an der Reihe war, hieß es, dass nur noch eine kleine Restmenge da ist und ob ich noch etwas erhalten kann, sehr fraglich ist.  Enttäuscht wollte ich mich schon auf den Heimweg machen, als mich ein Fleischer, der die Brühe aus dem Kessel verteilte, mich an der Schulter packte und mir mit einem Augenzwinkern die Kanne abnahm, die Restbrühe aus dem Kessel in meine Kanne füllte und noch eine kleine Leberwurst in meine Kanne fallen ließ.“

Anne Lehmann hat sich, wie sie schreibt, sehr gefreut, beim Heimatfotorätsel eine historische Ansicht der Straße zu sehen, die sie täglich mindestens vier- bis fünfmal befährt. „Meine Oma wohnt unter anderem dort, hört Dank gut isolierter Fenster aber nichts vom täglichen starken Verkehr dort an der Kreuzung“, schreibt sie dazu.

Falk-Holger Schmidt aus Dretzel hat Wissenswertes über die Schulstraße zusammengetragen. „Der Fotograf der Postkarte, die vermutlich im frühen 20. Jahrhundert entstanden ist, stand in der Berliner Chaussee - Ecke Werderstraße. Wir blicken in die Große Schulstraße. Dieser Straßenzug trägt seinen Namen mit vollem Recht, befanden sich  hier doch drei wichtige Lehrgebäude Genthins: das Lehrerseminar, die Knaben- und die Mädchenschule. 1891 wurde das Lehrerseminar mit dazugehöriger Übungsschule für angehende Lehrer gebaut. Ab 1922Bismarckschule, sie führte bis zum Abitur,  beherbergt das Gebäude heute das Bismarck-Gymnasium. 1895/96 wurde in dieser Straße eine Mädchenschule errichtet. Die spätere Pestalozzischule ist heute Teil des Bismarck-Gymnasiums. Daneben befand sich die Genthiner Knabenschule. Dieses Gebäude wurde 1958 abgebrochen.“

Dies ist nur eine Auswahl aus den vielen Geschichten, die Sie uns, liebe Genthiner, am Telefon erzählt oder per Mail zugeschickt haben. Die Redaktion hat sich sehr über die rege Teilnahme gefreut. Als Gewinner der Überraschungstasse haben wir Günter Müller mit seiner Plättbolzen-Geschichte auserkoren.