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Brücke Parchener helfen sich selbst

Die Parchener wollen den Neubau der Brücke, in der Parkstraße selbst mit einem Fördermittelantrag vorantreiben.

Von Simone Pötschke 06.02.2020, 00:01

Parchen l Die Parchener greifen nach einer nunmehr sechsjährigen Sperrung der Brücke zur Selbsthilfe. Sie setzen ihre ganze Hoffnung auf eine Förderung des längst überfälligen Vorhabens durch das sachsen-anhaltische Netzwerk Stadt-Land.

Elisabeth Simon, Stellvertreterin des Ortsbürgermeisters, nutzte die Ortschaftsratssitzung am Dienstagabend für eine offizielle Information, wonach eine Gruppe Parchener „in eigener Regie“ einen Antrag auf Förderung beim Netzwerk eingereicht habe. Alles sei sehr kurzfristig, auch in Absprachen mit der Stadt, geschehen.

Am Montag, 17. Februar, erhalten die Parchener um Initiatorin Elisabeth Simon die Chance, beim Netzwerk in Halle das Projekt vorzustellen. „Wir freuen uns, dass wir damit eine Runde weiter sind“, sagte Simon. Sie war eher zufällig in einem Gespräch mit einer Bekannten auf die Förderung aufmerksam gemacht worden.

Irritierend: Die Stadt hatte Recherchen der Volksstimme zufolge bereits vor einigen Monaten dem Ortschaftsrat aufgezeigt, welche Fördermöglichkeiten für den Ersatzneubau der Brücke in Anspruch genommen werden könnten. Vorabsprachen mit dem Fördermittelgeber hätten demnach bereits stattgefunden. Der bei der Ortschaftsratssitzung anwesenden Genthiner Bürgermeister Günther (parteilos) thematisierte dies in der aktuellen Debatte allerdings nicht.

Das von den Parchenern favorisierte Projekt über das Netzwerk Stadt-Land könnte zu 100 Prozent gefördert werden. Andere Förderprogramme wurden, so die Ortschaftsräte, bisher nicht in Anspruch genommen werden, weil die Stadt die notwendigen Eigenanteile nicht aufbringen konnte. Die Stadt Genthin hat bisher für den Neubau der Brücke 120.000 Euro veranschlagt. Inzwischen sei auch wegen der gestiegenen Baukosten von einem höheren Betrag auszugehen, Elisabeth Simon sprach von schätzungsweise 200.000 Euro.

Die Genehmigungsfähigkeit der Fördermittelanträge, die an das Netzwerk gestellt werden, richten sich Simon zufolge beispielsweise an solchen Kriterien, ob das eingereichte Projekt den Zuzug auf das Land fördere, ob es generationsübergreifend angelegt sei oder ob es dazu diene, Arbeitskräfte im ländlichen Raum zu halten. Die Hoffnungen, die in diesen Förderantrag gesetzt werden, sind in Parchen groß. „Wir müssen auf jeden Fall diese Chance nutzen.

Es ist gut, dass wir die Parchener Bedürfnisse in den Ring geworfen haben“, sagte Ortsbürgermeister Hubert Schwandt. Die Parchener müssten sich einen eigenen Weg suchen, um einen Neubau der Brücke in Angriff zu nehmen, sonst „klappe das nie“, meinte Schwandt, der offensichtlich - wie viele andere Parchener auch - das Vertrauen in die Stadt auf einen baldigen Baubeginn verloren hat.

Der Ortschaftsrat ließ erneut keinen Zweifel an der Notwendigkeit eines Neubaus aufkommen. Die Brücke, so Hubert Schwandt, stelle im Dorf einen Knotenpunkt dar, um fußläufig sicher die Kita, das Schloss, die Klapperhalle oder das Feuerwehrdepot und andere wichtige Einrichtungen im Ort zu erreichen. Derzeit müssen Fußgänger die teilweise auch sanierungsbedürftigen Wege direkt an der viel befahrenen innerörtlichen B1 in Anspruch nehmen.

Die Parchener sehen hier ein besonderes Gefährdungspotential für Kinder und Senioren, die auf einen Rollator angewiesen sind. Die Brücke über den Parchener Bach als Teil der Parkstraße war im Oktober 2014 von Mitarbeitern der Stadt auch für Fahrradfahrer und Fußgänger gesperrt worden, nachdem sie schon zehn Jahre zuvor für Autos tabu geblieben war. Nachdem ein Gutachten zu dem Schluss gekommen war, dass die Brücke einsturzgefährdet sei, wurde sie endgültig dicht gemacht.