Weitere Höhepunkte stehen bevor / Am 11. Juni Einweihung der Promenade und hochkarätiges Kolloquium im Kino Das Brigitte-Reimann-Jahr stößt in Burg auf sehr gute Resonanz
Burg l Die Schriftstellerin Brigitte Reimann wäre in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden. Vor 40 Jahren ist sie gestorben. In ihren Wirkungsstätten Hoyerswerda, Neubrandenburg und in ihrer Geburtsstadt Burg wird an sie erinnert. Auf Initiative des hiesigen Kulturstammtisches wird in Burg das Brigitte Reimann-Jahr begangen. Fast in der Mitte angekommen, sprach die Volksstimme mit Dominik Patté, Sprecher dieses freien Zusammenschlusses von Burger Kulturschaffenden, und Bibliotheksleiterin Stefanie Obieglo darüber.
Zur Bilanz sagte Dominik Patté: "Wir haben eine sehr gute Auftaktveranstaltung erlebt, die zusammen mit dem Hoyerswerdaer Kunstverein und Schülern des Roland-Gymnasiums gestaltet wurde und die viel Eindruck hinterlassen hat. Wenn man ein Lob aus den Orten bekommt, die sich schon viel länger und intensiver mit der Schriftstellerin beschäftigen, dann kann man schon stolz sein." Gleich darauf sei der mit rund 60 Gästen gut besuchte Film zu Franziska Linkerhand im Kino ein weiteres gutes Zeichen gewesen. "Auch die zwei folgenden Kinoabende zu Motiven der Erzählung ¿Frau am Pranger\' hatten große Resonanz", so Patté.
Das Theaterstück "Kassandra" gab es in der Volksbank. Stühle mussten geholt werden, und alle mussten enger zusammenrücken. Stefanie Obieglo war dabei. "Eine gute Darbietung zu ungewöhnlicher Tageszeit, Kunst an einem ungewöhnlichen Ort", sagte sie.
Mediales Interesse war so nicht zu erwarten
Allgemein war das Echo zum Auftakt des Jahres sehr gut. "So gut hatte ich es mir gar nicht vorgestellt - dass neben den Zeitungen auch Fernsehen und Radio uns in Burg zur Kenntnis nahmen, war toll", sagte Dominik Patté. Ich hoffe, dass dieses Echo auch noch einmal zu erleben sein wird zum Kolloquium im Kino und zuvor zur Einweihung der Reimann-Promenade.
Beides findet am 11. Juni statt. Wer zur Einweihung kommen möchte, möge sich um 15.45 Uhr am historischen Rathaus einfinden. Von dort aus geht es dann direkt zur Promenade. Um 17 Uhr beginnt dann das Kolloquium. Zu erwarten sind Vorträge hochkarätiger Referenten. Dr. Wolfgang Bialas hat lange Jahre im Ausland unterrichtet, unter anderem in den USA als DAAD-Professor für German Studies und in den Arabischen Emiraten als Professor für cultural studies. Er wird über die "Faszination Brigitte Reimann" sprechen. "Die Briefe und Tagebücher Brigitte Reimanns - Brücke zur Literatur und Literaturgeschichte und Fragen der Vermittlung an junge Leser" lautet das Thema, dem sich Dr. Ute Pott, Leiterin des Gleim-Hauses in Halberstadt, zuwenden wird. Der stellvertretende Bundesvorsitzende des Friedrich-Bödecker-Kreises, der Schriftsteller Jürgen Jankofsky nennt seinen Beitrag "Brigitte Linkerhand - ein Annäherungsversuch". Aus Burg stehen der Architekt Ulrich Kirchner und die Schriftstellerin Dorothea Iser auf der umfänglichen Referentenliste.
Kürzlich ist eine Burger Reisegruppe des Kulturstammtisches und des Burger Autorenkreises aus Hoyerswerda zurückgekehrt - unter den Teilnehmern auch Burgs Bürgermeister Jörg Rehbaum, der Leiter des Kultur- und Bürgeramtes der Stadt Burg, Reinbern Erben, Schriftstellerin Dorothea Iser und Pfarrer Peter Gümbel. Dort erlebten sie die Buchlesung "Wär schon gewesen" der Bibliothekarin und Autorin Kristina Stella, die in Kronberg im Taunus lebt und sich seit mehr als zehn Jahren mit Brigitte Reimann beschäftigt. Im Februar war der von ihr herausgegebene Briefwechsel zwischen Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann erschienen.
Angesichts der bisherigen Ergebnisse des Brigitte-Reimann-Jahres in Burg sind die beiden optimistisch, was den weiteren Verlauf betrifft. "Kultur gut stärken" - hieß es inzwischen am 21. Mai auf der Talente-Insel in der Bibliothek. In der Kirche Unser Lieben Frauen wird man sich mit Reimann und der Bibel befassen. Vom Kabarett Cat-Stairs wird es ein Hörspielprojekt geben. Dominik Patté: "Wir sind dabei, das vorzubereiten. Ab Juni beginnt die Phase des Schreibens."
Zum Abschluss kommt der Ministerpräsident
Bevor am Jahresende eine gedruckte Dokumentation über das Reimann-Jahr in Burg erscheinen wird, soll es im Herbst eine Abschlussveranstaltung geben, zu der sich auch der Schirmherr des Reimann-Jahres, Ministerpräsident Reiner Haseloff angekündigt hat, und bei der erstmals ein Reimann-Preis verliehen werden soll. Das ist eine ganze Menge, was dank der Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Burg auf die Beine gestellt wird. Doch wo Fördermittel fließen sollen, braucht es einen Teil eigener Mittel. Diese sollen möglichst aufgestockt werden, wenn am Vormittag des 8. Juni zwischen 10 und 13 Uhr Mitglieder des Kulturstammtisches auf dem Magdalenenplatz an einem Stand über das Reimann-Jahr informieren.
Was aber wird bleiben? Dominik Patté ist sich sicher, dass inzwischen jeder Burger in dieser oder jener Form, mehr oder weniger mit der gebürtigen Burgerin Brigitte Reimann vertraut ist. Sei es auch nur durch gestalteten Schaufenster oder die Banner, die in der Stadt Zitate oder Lebensdaten und das Porträt der Schriftstellerin enthalten. Und es wird die Erkenntnis bleiben, dass dieses freie Zusammenwirken der Kulturschaffenden der Stadt Gewaltiges stemmen kann.
Noch etwas ist geschehen: Der Stammtisch ist gereift, hat eine neue Qualität in der örtlichen Kulturszene zu Tage gefördert und was mit einer sehr umstrittenen Kulturresolution begonnen hat und in erfolgreicher Zusammenarbeit am Projekt Brigitte-Reimann-Jahr gipfelt, wird von der Politik ernst genommen. Ein Zeichen dafür, dass sich bürgerschaftliches Engagement in Burg lohne, meinte Bibliotheksleiterin Stefanie Obieglo.