Vielen Einwohnern stinkt es gewaltig, aber Ausbringung geschieht mit Billigung des Landes Das Frühjahr ist da und die Gülle-Saison wieder eröffnet
Genthin l Viele Anwohner beschweren sich derzeit wieder über den strengen Geruch, der von den Feldern in die Gärten weht, denn die Landwirtschaft beginnt mit der Gülle-Ausbringung.
"Es stinkt an manchen Tagen heftig", meint beispielsweise Edelgard Schlaffke die in Genthin-Süd wohnt. "Am Abend durchlüften, geht dann gar nicht." Sie kenne einige Anwohner, denen es ähnlich gehe. Auch Marion Paeper machte in der vergangenen Woche die Erfahrung, dass der Geruch sehr stark war, hat aber festgestellt: "In den vergangenen Tagen war es weniger, das liegt wohl am Wind."
Beide Anwohnerinnen fühlen sich durch die Gerüche belästigt, haben aber auch Verständnis für die Landwirte. "Wo sollen die sonst damit hin", meint Schlaffke. Marion Paeper meint, dass das Düngen ein notwendiges Übel ist: "Wir wollen schließlich auch etwas zu Essen haben." Dafür sei das Düngen notwendig.
Die Gülle Aufbringung erfolgt zudem gezielt und nach strengen Vorgaben vom Land Sachsen-Anhalt. "Gülle wird nicht einfach auf das Feld gesprüht, sondern ausgebracht", erklärt der Geschäftsführer des Bauernverbandes Jerichower-Land, Edmund Hermann.
Das bedeutet, dass bestimmte Feldflächen gezielt mit der biologischen Substanz begossen werden. Je nach Bedarf der Pflanzen wird in Etappen die Schweine-, Rinder- oder Biogasgülle ausgebracht. Doch auch hier gibt es Unterschiede.
"Es wird untersucht, welche Nährstoffe sich in dem zu düngenden Boden befinden und wo, wie gedüngt werden kann. Außerdem wird die Gülle aus verschiedenen Anlangen anders behandelt", so Hermann. Vor der Düngung werden Bedarfsrechnungen gemacht und alle Vorgänge streng dokumentiert.
Wie viel von der Substanz auf das Feld gelangt, ist davon anhängig, wie schnell Tankwagen, Lkw oder Güllefahrzeuge über das Feld fahren. Auch der Boden und das Wetter sind entscheidend.
"Bei 28 Grad wird natürlich nicht gegüllt, denn in Verbindung mit der Wärme bildet sich Ammoniak, bei warmen Temperaturen würde es dann viel zu sehr stinken." Der Geruch bleibt dennoch nicht aus, doch nach ein bis zwei Tagen verflüchtigt er sich. Damit die Anwohner nicht zu sehr von dem Geruch belästigt werden, erfolgt die Ausbringung sehr zügig und kontrolliert.
Es wird zudem zwischen Ackerland, Grünland und Ausbringungsweg unterschieden. "Von März bis Mai wird entsprechend des Bedarfs gedüngt, dann in der Erntephase nicht und ab Mitte Juni bis Oktober kommt wieder Gülle aufs Feld, um es für das nächste Jahr vorzubereiten", erzählt der Vorsitzende des Bauernverbandes. Auch wenn es vielen Leuten lästig erscheint, die Gülle ist nicht schlecht.
"Man könnte natürlich auch Mineraldünger verwenden, der riecht nicht, aber er geht in das Grundwasser. Die Gülle ist organisch", so Hermann. Also sollte sich niemand beschweren. Ein paar Mal stinkt es und dann ist alles wieder gut.