Zum Abschied gibt es spöttische Giftpfeile gegen die Regierung Das Kabarett-Trio "Sündikat" begeistert die Zuschauer im Hotel Müller mit Bemerkungen zu Politik und Zeitgeist
Genthin l Als scharfzüngige Beobachter des politischen Zeitgeistes präsentierte sich das Kabarett-Trio "Sündikat" in der vergangenen Woche im Saal des Hotel-Restaurants Müller. Zahlreiche Besucher hatten sich eingefunden und saßen bequemer, als es auf der Bühne wurde.
Dort teilten Wolfgang Koch, Axel Lutter und Fabricio Fettig unter dem Motto "Endspurt für die Ritter der Merkelrunde" nach Herzenslust aus und zogen die politische Klasse, allen voran die Regierungskoalition, durch den Kakao. "Die Gesundheitsreform ist schwarz-gelbe Magie. Verstehen kann man sie nur in der Psychiatrie", reimte die Gruppe und präsentierte sich zunächst als ernste Clowns, die mit Trauermiene verkündeten: "Wir wollen heute alle lustig sein" und "Es geht uns gut". So gut, dass in zahlreichen Wortduellen und Wortverdrehereien für zahlreiche Lacher gesorgt wurde.
"Die Regierung ist wie ein Fass Atommüll: Außen schwarz-gelb - innen ausgebrannt." Auch hätte Angela Merkel nie gesagt, dass Atomkraftwerke sicher seien, sondern: "Ich bin mir sicher, dass es Atomkraftwerke sind." Die Regierungschefin bekam an diesem Abend ohnehin die meiste Prügel.
"Wenn sie vor dem Sprechen so guckt, denke ich, die ist genau so gespannt auf das, was sie gleich sagt wie ich", ätzte Wolfgang Koch. Auch die FDP wurde an diesem Abend in regelmäßigen Abständen Opfer des beißenden Spotts der Truppe. "An der Spitze der Partei steht ein Arzt, ein Priester wäre besser - wegen der letzten Ölung." Philip Rösler wurde dann auch gleich von einer Altenheimgang gekidnappt, die sich so selbst um ihre Rentenfinanzierung kümmern wollte. Allerdings schlug die "Graue Armee Fraktion" nur Eintrittskarten für die Sendung "Wer wird Millionär" für die Freilassung des Parteivorsitzenden heraus.
Über das Seniorendasein wurde überhaupt häufig an diesem Abend gewitzelt. Wie auch über das flache Fernsehprogramm und das daraus entstehende niedrige Bildungsniveau vieler Zuschauer.
"80 Prozent halten den Dalai Lama für den Ex-Mann von Daliah Lavi." Im "Krankenhaus am Rande des Wahnsinns" präsentierte das Trio in Marktschreiermanier gleich ganz neue Methoden zur allgemeinen Patientenversorgung. "Operationen zum Mondscheintarif ab 0 Uhr" oder "Drei Prostata-Operationen zum Preis von einer". Nicht fehlen durften an diesem Abend Pförtner und Hausmeister sowie der Kantinenwirt des Bundestages Luigi. Ihnen konnte das Publikum bei ihrer verantwortungsvollen Arbeit über die Schulter schauen und quittierte deren ganz besondere Betrachtungen über Menschen und Politik mit zahlreichen Lachern.
Am Ende gab es für den gelungenen Abend stürmischen Beifall. Wahrscheinlich zum letzten Mal in Genthin, da das Trio nach 25 Jahren in Rente gehen möchte.