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Denkmalschutz Abrissbirne wird verbannt

Denkmalschutz für das Krankenhaus: Das geht laut einer Umfrage für eine Mehrheit der Genthiner in Ordnung.

Von Simone Pötschke 30.07.2018, 01:01

Genthin l Die Denkmalschutz-Befürworter haben sich in der Online-Umfrage der Volksstimme, die bis Sonnabend lief, deutlich durchgesetzt. 620 Leser beteiligten sich, 533 (86 Prozent) sprachen sich für einen denkmalgeschützten Erhalt aus, 86 (14 Prozent) votierten für die Abrissbirne. Die Pro-Denkmalschutz-Stimmung, die sich bereits in den sozialen Medien angedeutet hat, bestätigte sich in der Volksstimme-Umfrage , die allerdings nicht den Anspruch erhebt, repräsentativ zu sein. Darüber hinaus nutzten Leser auch die Möglichkeit, zu diesem Thema mit der Redaktion am Telefon ins Gespräch zu kommen oder sich per E-Mail zu Wort zu melden.

Egal, ob sich die Leser für oder gegen den Denkmalschutz aussprachen, stellte die Umfrage mit 620 Klicks unter Beweis, dass der denkmalgeschützte Erhalt des Krankenhaus ein großes Thema ist, das die Öffentlichkeit bewegt. Auffällig: Nach nur vierwöchiger Amtszeit hat Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) mit starkem Rückenwind der Grünen Stadtratsfraktion eine handfeste öffentliche Debatte in Gang gesetzt. Vergnügungssteuerpflichtig wird sein bevorstehendes Gespräch mit den Johannitern über die Zukunft des Standortes Genthin deshalb wohl nicht sein. Zumal die Johanniter dem Bürgermeister deutlich ein Mitverschulden zugewiesen haben, dass die angekündigten Investitionen durch den Denkmalschutz nun massiv gefährdet seien.

Wer warum bei welcher Umfrage-Option seinen Klick gesetzt hat, ist anhand des Gesamtergebnisses nicht darstellbar. Hilfreich waren da Gespräche am Lesertelefon, in denen sich die Mehrzahl der Anrufer, ähnlich der Online-Umfrage, gegen den Abriss aussprachen.

„Ich spreche im Namen vieler älterer Genthiner, die sich sehr wünschen, dass das Krankenhaus nicht abgerissen wird. Hier haben jahrzehntelang Schwestern und Ärzte sehr gute Arbeit geleistet, so etwas vergisst meine Generation nicht. Das Krankenhaus gehört zu Genthin“, sagte Inge Mrazek aus Altenplathow.

„Meine Eltern haben hier gearbeitet, persönlich bin ich deshalb immer noch mit dem Krankenhaus verbunden. Den Johannitern ist im Inneren des Gebäudes jede Umgestaltungsmöglichkeit gegeben, wichtig ist, dass die Hülle erhalten bleibt“, meinte Waltraud Herm aus Genthin. Auch Mechthild von Arnim aus Brandenstein will das Krankenhaus vor der Abrissbirne bewahren. „Man kann Genthin nicht zu einem geschichts- und gesichtslosen Ort machen“, fasste sie sich kurz.

Hannelore Dümecke aus Bergzow räumte ein, dass ihr der Erhalt historischer Gebäude generell wichtig sei. Im Falle des Genthiner Krankenhauses sei sie jedoch zu einer anderen Auffassung gekommen. Wer alte Leute in Pflege geben muss, wisse, wie schwer es sei, einen guten Pflegeplatz zu bekommen. Man sollte deshalb bedenken, dass in der Region Genthin dringend Pflegeplätze gebraucht würden. Um Investitionen im Bereich der Pflege zu ermöglichen, würde sie einem Abriss des Altbaus zustimmen.

Begleitend zur Umfrage erreichten die Redaktion E-Mails, deren Verfasser sich durchweg für den denkmalgeschützten Erhalt des Krankenhauses aussprechen. Die E-Mails können allerdings nur auszugsweise widergeben werden.

Helga Doms argumentierte: „Im AWO-Fachkrankenhaus Jerichow hat man es verstanden, die alte Bausubstanz zu erhalten und die Gebäude entsprechend den heutigen Ansprüchen geschickt zu ergänzen. Hut ab! Was der AWO und den Jerichowern gelungen ist, sollte doch auch den Johannitern mit Fingerspitzengefühl und nicht mit der Abrissbirne möglich sein.“

Werner Schönemann teilte mit: Die Entscheidung, das Krankenhaus unter Denkmalschutz zu stellen, sollte aus bautechnischer Sicht als völlig korrekt angesehen werden. Unsere Vorfahren haben sich seinerzeit viel Gedanken und Mühe damit gemacht, einen architektonisch lange schön aussehenden Gebäudekomplex zu errichten. .... Es macht in Genthin eigentlich keinen Sinn, solide Bausubstanz abzureißen, um sie anschließend wiederum neu zu erschaffen. ... Ein erfahrener Architekt macht aus dem jetzt bestehenden ‚Gesamtkomplex‘ gewiss eine schöne Senioren-Residenz.“ Das Krankenhaus als Gebäude erhalten und unter Denkmalschutz zu stellen, sei richtig, schrieb Lutz Buchheister. „Es ist für die Johanniter die rote Linie: bis hier und nicht weiter. Es ist für unsere Landesregierung die Erinnerung an Pflichten der Gesundheitsversorgung in unserer Stadt. Wir haben ein Krankenhaus als Denkmal. Es hat davor 150 Jahre sehr gute Dienste geleistet. Die medizinische Versorgung wurde geopfert an die freie Marktwirtschaft.“

Fritz Mund schlug den Bogen zur alten Berufsschule: „Sie wurde vor Jahren von den Johannitern erworben, um es im Gesamtensemble einzubeziehen. Nichts ist passiert. Da das Gebäude bereits unter Denkmalschutz steht, finde ich es sehr logisch, die anderen Gebäude auch unter Denkmalschutz zu stellen.“