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Denkmaltag Die Rückkehr der Parchener Baronin

Einstige Barone und Gräfinnen Kerkerandrohungen stehen beim Tag des offenen Denkmals 2016 im Mittelpunkt des Parchener Schlosses.

Von Juliane Just 17.07.2016, 06:00

Parchen l Im Damenzimmer sitzt die Baronin am Kaffeetisch, der rigoros gedeckt ist. In einem prunkvollen Kleid wartet sie auf den Hausherrn, der sie heute zu Tisch bitten will. Sie ist so in ihrem Buch vertieft, dass sie die Besucher nicht kommen hört. „Würden Sie mir die Ehre zutun und mir verraten, wer sie sind?“, fragt sie erschrocken. Sie sei doch hier die Hausherrin und fremde Personen hätten um Erlaubnis zu bitten, um ihr Eigen zu betreten. Für einen Tag im September wird die Baronin im Schloss wieder auferstehen und die Besucher in eine andere Zeit des Schlosses entführen. Mit ihr beleben vier weitere Auferstandene den Tag des offenen Denkmals am 11. September. Mit Hofgesprächen, Schuss-Duellen und schaurigen Nachtwächtern wird die Zeit, in der sich das Schloss in der Blüte befand, wiederbelebt.

Zum neunten Mal richtet der Förderverein des Schlosses den Denkmaltag aus. „In diesem Jahr haben wir uns etwas Besonderes überlegt“, sagt Enrico Köhler, Vorsitzender des Fördervereins. Die Idee dazu lieferte ein Bekannter. Die Mitglieder des Fördervereins schmiedeten einen Plan: reale Personen schlüpfen in die Rollen der damaligen Hofgesellschaft Parchens und bieten den Besuchern eine Zeitreise der anderen Art.

Zwei Barone, zwei Gräfinnen und ein Nachtwächter werden am Tag des offenen Denkmals durch die Flure des Schlosses wandeln. Um den Originalen so nah wie möglich zu sein, wurden insgesamt vier Kostüme bestellt. Die Sparkasse Jerichower Land spendete dem Verein dafür 300 Euro. „Die historische Kleidung wurde jedoch nicht eigens für den Tag bestellt, sondern soll auch bei kommenden Veranstaltungen zum Einsatz kommen“, erklärt Köhler, der den Nachtwächter mimen wird. Wenn es am 11. September dann laut wird in den Gängen der historischen Runde, steht ein Schreckmoment für die Besucher an. Zwei Herren werden lautstark streiten und sich zum Duell im Hofe herausfordern. Mit zwei Steinschlosspistolen werden sie dann ihr Können messen – mit ungewissem Ausgang.

Bisher bot das Schloss bereits historische Führungen an, bei denen die Personen historisch gekleidet waren. Mit dem Programm zum Tag des offenen Denkmals wird diese Idee erweitert. „Es soll sich für die Besucher so anfühlen, als wären sie wirklich in einer anderen Zeit, erzählt Heiko Mahrenholz, Schatzmeister des Fördervereins. Im Ritter- und Damensaal, der Bibliothek und dem Gartensaal erfahren die Besucher mehr über die einstigen Bewohner des Schlosses. Besucher sollten sich vor allem vor dem Nachtwächter in Acht nehmen, denn mit diesem ist nicht zu spaßen. Wer seinen Anweisungen nicht folgt, könnte eine Schandgeige, eine hölzerne Fessel aus dem Mittelalter, um den Hals gelegt bekommen. Oder es droht das Einsperren in den hauseigenen Kerker. „Ob wir die Gefangenen allerdings wieder freilassen, bleibt offen“, berichtet der Nachtwächter mit ernster Miene.

Bei den Rollenspielen kann der Förderverein auf umfassende Recherchen und Daten im eigenen Archiv zurückgreifen. „Die Familie von Byern, die im Schloss wohnte, ist gut erforscht“, erzählt Enrico Köhler. „So können wir sie realitätsnah darstellen.“ Nicht nur die Kostüme und Frisuren, auch im Sprachgebrauch müssen die Damen und Herren in die Zeit des Mittelalters zurückreisen. Die Vorbereitungen für den 11. September laufen auf Hochtouren. Bis dahin wird in den historischen Räumen weiter fleißig geräumt, verkleidet und geübt – damit am Hoftage hochkarätige Gesellschaft empfangen werden kann.