1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Die Herren von Licht und Ton sind die unsichtbaren Helfer im Karnevalsverein

Beim letzten Auftritt der Saison hat sich das Narrenheer am Mittelmeer präsentiert Die Herren von Licht und Ton sind die unsichtbaren Helfer im Karnevalsverein

Von Mike Fleske 27.02.2013, 02:16

Am Sonnabend hat sich der Genthiner Carneval Club (GCC) aus der Karnevalssaison verabschiedet. Wieder wurden die Besucher im voll besetzten Stadtkulturhaus bestens unterhalten. Nicht nur dank der Arbeit der Akteure auf, sondern auch denen hinter der Bühne.

Genthin l Noch weniger als eine Stunde bis zum Beginn der letzten Karnevalsvorstellung des GCC in dieser Saison. Überall im Stadtkulturhaus herrscht dichtes Gewusel. Die Mitglieder des Karnevalsvereins laufen durcheinander. Hinter den Kulissen herrscht ein ständiges Kommen und Gehen.

In den Umkleideräumen richten sich sämtliche Akteure des Abends für ihren späteren Bühnenauftritt her. Hier wird ein Kostüm übergestreift, dort noch etwas Schminke aufgelegt. Hier werden Hüte aufgesetzt, dort noch ein Bart angeklebt. Im Saal sind bereits Zuschauer zugegen, mancher gibt die erste Bestellung auf, andere stehen bei einem Plausch zusammen. Auf der Bühne werden die Kulissen eingerichtet, Accessoires für die Sketche aufgestellt. Kurz, das ganze Stadtkulturhaus ist voller Leben und scheint vor Betriebsamkeit fast überzuquellen.

Dennoch gibt es auch in diesen Momenten ruhige Plätze. Einer liegt direkt neben der Bühne. Über eine kleine Leiter erreicht man Michael Kliemann. Er ist an diesem Abend, wie stets bei den GCC-Veranstaltungen, der Herr über das Licht. Kliemann steht hinter der fast schon historischen Steuerwarte für die Scheinwerfer aus den 50er Jahren. Die technischen Daten der Anlage kann der Lichttechniker aus dem Kopf herunterspulen. "Wir haben hier zirka 25000 bis 30000 Watt, verteilt auf 50 Scheinwerfer." Die Anlage tut ihren Dienst, wenn sie auch ein wenig erweitert wurde. Zwei Monitore stehen zur Verfügung.

"Ich muss nicht nur sehen, was auf der Bühne vor sich geht, sondern auch was im Saal passiert", erläutert er. Einige Auftritte des Abends, wie der Einzug des Elferrates oder die Tanzdarbietung der Gruppe "Impuls", finden vor der Bühne statt. Die Lichtleisten lassen sich dabei einzeln bedienen oder mittels eines Rades auch mehrere gleichzeitig. Auf einem Zettel hat Kliemann die Programmpunkte des Abends notiert. "Daneben habe ich geschrieben, welches Licht ich dann zuschalten muss."

Die kleinen Schalthebel werden auf einer in Fünferschritten beschrifteten Skala verschoben. "Das sind Prozentzahlen", so Kliemann. Jeder Bühnenscheinwerfer hat 2000 Watt und hier wird die prozentuale Helligkeit eingestellt. Während der Aufführung gibt es für ihn keine ruhige Minute, denn schließlich soll später jeder Auftritt bestens ausgeleuchtet sein.

Dass man ihn selbst nicht sieht? Kein Problem, schließlich hat Kliemann hier sein eigenes Reich und weiß dank der Bildschirme genau, was um ihn herum geschieht. Er ist aber nicht der Einzige, der zum Gelingen der rund dreistündigen Show beiträgt, ohne dass er vom Publikum bemerkt wird. Mitarbeiter der Kulissen, Requisiten und der Kostüme bleiben bei den Veranstaltungen ebenfalls unsichtbare Helfer. Auf der anderen Seite des Stadtkulturhauses sitzt in der oberen Etage Dirk Zelmanski und blickt durch eine kleine Öffnung in den Saal. Er ist seit über 20 Jahren für den guten Ton verantwortlich.

Jeder Akteur bekommt seinen eigenen Ton von Zelmanski

Vor Zelmanski ein Mischpult, ein Tuner, ein CD-Spieler und ein Laptop.

Fast sieht es aus wie in einem Radiosender und ganz abwegig ist das auch nicht. "Wir befinden uns hier in den Räumen des ehemaligen Betriebsfunkstudios des Waschmittelwerkes", sagt Zelmanski. "Von hier werden die Saalverstärker gesteuert", erklärt er. Dafür nutzt er das große Mischpult vor sich. Dieses hat unter jeder Taste für die Lautstärke eine farbige Markierung. Sämtliche Akteure des Abends bekommen ihren Ton extra.

"Hier sind komplett die Sänger drauf, hier die Büttenreden, hier der Präsident", weiß der Ton-Mann. "Ich weiß wer, welches Mikro nimmt und kann die Personen aussteuern, damit es keine Rückkopplung gibt." Dabei ist über den Abend immer wieder ein Justieren der Lautstärken notwendig. Wer leise spricht, wird lauter gedreht, wer laut spricht leiser. In der Hand von Zelmanski liegt es, ob die Mitwirkenden verstanden werden. Dass auch er vom Publikum nicht gesehen wird, ist ihm egal.

"Ich bin so lange dabei und habe mich daran gewöhnt, im Hintergrund zu arbeiten", sagt Zelmanski lachend. Bevor sich der letzte Vorhang öffnet, kommen alle Mitwirkenden im Keller noch einmal zusammen. Präsident Wolfgang Fleischer geht die einzelnen Programmpunkte durch. Einmarsch? Klappt. Erste Bütt? Steht. Männerballett? Alle da.

"Aber wir hatten letztes Mal keine richtige Polonaise zum Schluss, bezieht das Publikum mit ein", fordert Fleischer seine Truppe auf und bittet noch einmal um volle Konzentration. "Wir wollen uns nicht auf der gelungenen Vorstellung von letzter Woche ausruhen." Dann wird es langsam ernst. Alle gehen auf ihre Positionen. Ein letztes dreifaches "Jengteng Helau", dann hebt sich der Vorhang und ein letztes Mal präsentiert sich das "Narrenheer am Mittelmeer".