1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Die Städte Genthin und Havelberg kämpfen gemeinsam für 24-Stunden-Notversorgung

Gesundheit Die Städte Genthin und Havelberg kämpfen gemeinsam für 24-Stunden-Notversorgung

Von Mike Fleske 09.04.2021, 17:17

Genthin

Genthin und Havelberg wollen sich gemeinsam für eine  24-Stunden-Notfallversorgung einsetzen. Außerdem wollen die  Parteien im sachsen-anhaltischen Landtag eine fraktionsübergreifende Runde einrichten, die die Verbesserung der Medizinversorgung  im ländlichen Raum vorantreiben soll. Diese beiden Pläne, sind im Kern die Ergebnisse einer Diskussionsrunde im Genthiner Lindenhof.

An dieser haben kommunale Vertreter der beiden Städte, des Landkreises Jerichower Land sowie Vertreter aller Landtagsfraktionen teilgenommen unter ihnen Bernhard Bömisch (CDU), Kristin Heiß (DIE LINKE), Cornelia Lüddemann (B90/Die Grünen), Ulrich Siegmund (AfD) und Andreas Steppuhn (SPD).  Hintergrund der Gespräche war, dass es in Genthin seit 2017 und in Havelberg seit 2020 keine Krankenhäuser mehr gibt.

Johanniter bieten sich erneut als Partner an

Erstmals haben die städtischen Vertreter in einer so großen Runde ihre Wünsche und Forderungen an die Landespolitik vorgetragen. Der Genthiner Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) machte deutlich, dass die Forderung nach einer stationären Notversorgung ein Anliegen der Stadt bleibe und im eigens gegründeten Medizin-Ausschuss auch weiter verfolgt werde. Sein Havelberger Amtskollege Bernd Poloski (parteilos) sah zudem viele Gemeinsamkeiten der beiden Kommunen. „Vieles von dem, was in Genthin gesagt wurde, trifft auch auf Havelberg zu und wird künftig von uns gemeinsam vertreten.“

Zwar gab es am Ende der mehr als dreistündigen Veranstaltung keine konkreten Ergebnisse. Die Johanniter, vertreten durch Geschäftsführer Thomas Krössin, signalisierten erneut die Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit im Hinblick auf die medizinische Versorgung. Wie diese aussehen könnte, ist noch unklar. Nicht zur Sprache kam, wie mit den Plänen für ein sogenanntes Johanniterquartier (Senioreneinrichtung mit ambulanter und stationärer Medizinversorgung) auf dem früheren Genthiner Krankenhausgelände umgegangen werden solle.

Nordrhein-Westfalen als Vorbild für zentrale Portalpraxen

In Genthin schaut man jetzt nach Nordrhein-Westfalen. Dort sollen bis 2022 Portalpraxen, die von den Krankenhäusern und den Kassenärztlichen Vereinigungen betrieben werden, flächendeckend eingeführt werden. Patienten werden in Krankenhäusern über einen zentralen Empfang der Portalpraxis und ein strukturiertes Ersteinschätzungssystem zum richtigen Behandlungsort weitergeleitet.

„Möglicherweise ist das ein Vorbild für weitere Gespräche über die medizinische Versorgung in unserer Region“, sagte Matthias Günther. Ein Vorteil sei, dass man über den Genthiner Städtepartner Datteln Einblick in dieses Modell bekommen könnte. Steffen Burchhardt (SPD), Landrat des Jerichower Landes, sah die Hürden für die Einrichtung einer Notversorgung als gar nicht so hoch an.  Die Kommune habe klare Vorstellungen, die nicht überzogen, sondern realistisch seien.

Gemeinsames Vorgehen mit Gesundheitsministerium

„Zudem haben wir mit den Johannitern einen Partner vor Ort, der für den Standort seine Vorstellungen hat und bereit ist, seine Infrastruktur und Investition zu nutzen, um sich an einer Realisierung zu beteiligen.“ Genthin und Havelberg können Beispielgeber für ganz Sachsen-Anhalt werden, meinte der Landrat.

Der Genthiner Grünen-Stadtrat und Mitorganisator der Runde Lutz Nitz sieht nun die Politik am Zuge. „Wir sind mit unserem Medizin-Ausschuss am Ende unserer Möglichkeiten angelangt, es muss eine politische Entscheidung geben“, meinte er auch mit Blick auf das Magdeburger Gesundheitsministerium. Ihm gehe es nicht um Kritik an Ministerin Petra Grimm-Benne (SPD), sondern darum, dass die Forderungen des ländlichen Raumes gehört würden und dass gemeinsam Möglichkeiten erarbeitet werden, mit denen eine rechtliche Grundlage für eine medizinische Notversorgung eingerichtet werden könne.