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Herrenhäuser Dretzeler Schloss begeistert Berliner

Der Freundeskreis Andrè Schmitz machte während einer Bereisung von Herrenhäusern auf Schloss Dretzel Station.

Von Mike Fleske 18.07.2016, 06:00

Dretzel l „Das ist großartig, Gebäude und Park bilden eine wunderbare Einheit“, lobte Klaus-Henning von Krosigk. Der Gartenhistoriker und ehemalige Gartenbaudirektor war kürzlich der Initiator und Leiter einer Bereisung von Herrenhäusern und Schlössern im Gebiet zwischen Havelland und Altmark. Eine Station war das zwischen 1807 und 1810 im klassizistischen Stil errichtete Schloss Dretzel.

Die rund 30-köpfige Besuchergruppe, zu der auch der frühere Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz gehörte, wurde von den Eigentümern Petra und Hans-Fabian von Ostau empfangen.

Der Schlossherr konnte gleich mit einer Legende aufräumen: „Dieses Gebäude ist kein Schinkel-Werk.“ Der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel habe zwar Anfang des 19. Jahrunderts berühmte klassiszistische Bauwerke geschaffen, das Schloss Dretzel gehörte aber nicht dazu. Dafür präsentierte von Ostau andere bemerkenswerte Fakten während der Führung durch das Anwesen und den angrenzenden Park.

Zum Dretzeler Herrensitz, der über 400 Jahre Familiengeschichte derer von Ostau erzählt, gehörten einst 700 Hektar Land. Grundbesitz und das 1810 vollendete „Schloss“ wurden nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet, die Familie floh nach Schleswig-Holstein.

1999 konnte Hans-Fabian von Ostau das Herrenhaus sowie Wald und Ackerland in der Gegend zurückkaufen. Mit großem finanziellen Aufwand wurde das Anwesen saniert und ist seit fast zehn Jahren eine Außenstelle des Genthiner Standesamtes. Herrenhaus und Park können für Feste aller Art gebucht werden. Besonders der 5,5 Hektar große Schlosspark hatte es den Berliner Besuchern angetan.

„Was für ein großzügiger und gepflegter Park“, lobte André Schmitz während des Rundganges. Das Interesse an der Natur entlang des Schlosses kam nicht von ungefähr.

Organisator von Krosigk war bis 2014 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL). „Man kann an diesem Park die Handschrift Peter Joseph Lennés erkennen. Beleg seien die geschwungenen Wege und die Blutbuche, überall wo Blutbuchen sind, ist auch ein Hauch von Lennè.“

Denn der große Berliner Gartenarchitekt hatte die Blutbuche einst in Deutschland eingeführt. Nach dem Rundgang durch das Haus und den Park hatte Petra von Ostau für die Besucher eine Kaffeetafel im Eingangsbereich gedeckt. Ihr Mann berichtete derweil aus seiner Familiengeschichte, sprach über seinen Vater, der einst Page bei Paul von Hindenburg war und präsentierte den Besuchern ein historisch besonders wertvolles Dokument. „Das ist ein alter Lehensbrief - ein Originalpapier mit Siegel.“

Auch die Frage, weshalb er Ende der 90er in seine alte Heimat zurückgekehrt sei, beantwortete der Schlossherr mit dem ihm eigenen verschmitzten Humor. „Ich stand kurz vor der Pensionierung und hatte ein Rentnerdasein auf Mallorca als Alternative. Die alte Heimat hat mich mehr gereizt.“

Als von Ostaus aus Norddeutschland nach Dretzel zogen, war das Gebäude in keinem guten Zustand. „Auch im Schloss war nichts“, schilderte er. Doch mit viel Engagement sanierte das Ehepaar das Gebäude, richtete es geschmackvoll ein und öffnete es für Übernachtungsgäste. „Ein gelungenes Konzept“, stellte von Krosigk zum Abschluss des Besuches fest.

Die Berliner Reisegruppe machte sich nach der Visite in Dretzel auf den Weg zu einem Besuch des Schlosses Brandenstein und des Rittergutes Briest, das sich seit 1345 im Besitz der Familie von Bismarck befindet. Weitere frühere Güter der Familie von Bismarck sind das Schloss Birkholz in der Altmark und der Gutshof von Welle, die sich heute in Privatbesitz befinden. Aber nicht nur aufgrund der Historie der besichtigten Gutsanlagen, sondern auch in Anlehnung an das Bismarckjahr 2015, hatte die Reise den Titel „Bismarck, Buchsbaum, Briest“ erhalten. Insgesamt zehn Stationen besuchte die rund 30-köpfige Runde bestehend aus Berliner und Brandenburger Gartenfreunden- und Gartenarchitekten. Sie setzen sich für den Erhalt von Grünanlagen und Parks im öffentlichen und privaten Bereich ein.

Während ihres Besuches im Herrenhaus von Apenburg wurde im Beisein der Deutschen Baumkönigin eine Sammlung von Bäumen des Jahres 2016 eröffnet, im Schlosspark von Krumke besichtigten die Gäste die barocke Orangerie aus dem Jahr 1751 sowie die 100 Meter lange und 300 Jahre alte Krumker Buchsbaumhecke.