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Künstler zurück in der alten Heimat Ein inspirierender Sommer in Jerichow

Einen inspirierenden Sommer hat Andreas Müller (44) aus Göttingen in seiner Heimatstadt Jerichow erlebt. Das kleine Steinitz verhalf seinen Bildern und Gedichten zu öffentlicher Anerkennung.

Von Simone Pötschke 01.09.2023, 15:33
Maler Andreas Müller in der Kunstscheune Steinitz vor seinen Arbeiten.
Maler Andreas Müller in der Kunstscheune Steinitz vor seinen Arbeiten. Foto: Simone Pötschke

Jerichow - In der kleinen Galerie der Steinitzer Kunstscheune von Christine Liebsch haben Bilder von Andreas Müller neben denen von namhaften regionalen Künstlern in diesem Sommer Einzug gehalten.

Er freue sich wahnsinnig, hier mit seinen Arbeiten präsent sein zu können, sagt der jungen Mann mit der Schiebermütze. In Steinitz erlebt der gebürtige Jerichower, der jetzt in Göttingen lebt, so etwas wie einen Premieren-Sommer. Mit seinen Bildern und Kunstdrucken war er auf dem Steinitzer Dorffest im Juni vertreten, wenige Wochen später durfte er das Programm beim Scheunen-Event in Steinitz erstmalig mitgestalten. Neben seinen Bildern las Andreas Müller, der auch in der Schreibrunde der Elbestadt mitwirkt, Lyrik und Prosa aus eigener Feder. „Es ist hier sehr schön und inspirierend“, schwärmt er von seinem Sommeraufenthalt in Jerichow.

Als 16-Jähriger einen Malwettbewerb gewonnen

Für seine Mal- und Zeichenleidenschaft war der jugendliche Andreas Müller in seiner Heimatstadt bereits bekannt. Doch mit den Jahren und unter den Eindrücken seiner beruflichen Tätigkeiten bieten die aktuellen Arbeiten des Erwachsenen Andreas Müller jetzt eine kleine Neu-Entdeckung.

16-jährig sorgte er 1996 als Gymnasiast für Schlagzeilen, als er einen ersten Platz in einem Malwettbewerb der Telekom gewann und sein Siegerbild die Titelseite der „Gelbe Seiten“-Regionalausgabe zierten. Beruflich hat es den Autodidakten nach dem Abitur jedoch nicht zur Kunst verschlagen, entschieden hat er sich für eine Ausbildung zum Elektroniker. Das Malen und Zeichnen hat ihn dennoch nie losgelassen, wenn auch über die Jahre mit unterschiedlicher Intensität. Viele Arbeiten, erzählt er, habe er einfach verschenkt. Müller ist im Gespräch zurückhaltend, von sich als einem Künstler zu sprechen, wenn er von Vorlieben wie dem Aquarell sowie Arbeiten in Öl oder seinem derzeitigen Lieblingsmotiv, der Möwe, erzählt. Ein bisschen hat er dabei immer noch die Worte seines Kunsterziehers Dieter Kießwetter aus der Zeit des Güseners Gymnasiums im Hinterkopf. Dieser meinte, er sei ein guter Handwerker, aber eben kein Künstler. Andreas Müller konnte dieses Handwerk in den vergangen Jahrzehnten mit viel Individualität anreichern und hat so einen eigenen Stil gefunden. Seine Art zu malen und zu zeichnen ist nicht aufdringlich, sie sucht in Motiv und Farbe Stille und Harmonie, manchmal auch ein Gefühl der Sehnsucht. Es bleibt dem Betrachter überlassen, die Kunst in Müllers Werken für sich zu entdecken.

Beruflich war er in den vergangenen Jahren auf vielen Wegen unterwegs. Mit manchen Höhen und auch Tiefen, wie er erzählt. Er arbeitete unter anderem bei der Bahn und war als Erzieher tätig - das hat ihn geprägt. Auch diese Erfahrungen haben ihm die Tür zum Schreiben geöffnet.

Philosophie und Iranistik im 5. Semester

Heute studiert er Philosophie und Iranistik im 5. Semester an der Uni Göttingen. Seit 2020 bietet er Bilder, die in den letzten beiden Jahrzehnten entstanden sind, als hochwertige Kunstdrucke an. Eines der Markenzeichen seiner Werke, die online angeboten werden, sind die Motive, die das Jerichower Land und seine Heimatstadt zu bieten haben. Vor seinem Studium befasste sich Müller unter anderem auch mit der professionellen Webseiten-Gestaltung, so dass er Zugang zu der digitalen Wiedergabe seiner Werke fand. Druck, Bestellung und Vertrieb liegen dabei in den Händen eines geschäftlichen Partners.

Dass seine Arbeiten sowohl beim Dorffest als auch in der Kunstscheune so gut ankommen, hätte er nie gedacht, resümiert Müller seinen Sommer-Aufenthalt in Jerichow. Dass seine Bilder, vor allem jene mit den Jerichow-Motiven, Freude bereiten, sei für ihn ein schönes Gefühl und sporne ihn für seine weitere Arbeit an.

Auch in seiner schriftstellerischen Arbeit, betont der 44-Jährige, hätte ihn der Jerichower Sommer „beflügelt“. Da sei zum einen die Anerkennung, die er in der Schreibrunde erfahren habe, und zum anderen eine erfolgreiche Lesung beim Steinitzer Scheunenevent. „Ich habe viel Zuspruch bekommen“, sagt er.

Im nächsten Jahr will er deshalb bei der Neuauflage der Veranstaltungsreihe wieder dabei sein.