Die 25-jährige Romina Zinnecker ist mit Leib und Seele Artistin / Gastspiel in Genthin Einmal Zirkus, immer Zirkus - ein Leben zwischen Wohnwagen und Manege
Zum zehnten Mal gastiert der Zirkus "Humberto" diese Woche in Genthin. Mit dabei ist die 25-jährige Romina. Sie begeistert die Zuschauer mit ihren akrobatischen Fähigkeiten in der Luft und auf dem Seil. Ihr Zuhause ist der Zirkus. Etwas Anderes kennt und will sie nicht.
Genthin l "Mit drei Jahren war ich das erste Mal in der Manege. Das ist normal, wenn man in einer Zirkusfamilie aufwächst", erzählt Romina. Ursprünglich kommt sie aus dem Schwarzwald, ihren Eltern gehört der Zirkus "Lamberti". Viel hat die Mutter ihr beigebracht, auf einer Artistenschule war sie insgesamt nur zwei Wochen.
Seit sieben Jahren ist sie nun mit dem Zirkus "Humberto" unterwegs. Schweren Herzens hat sie damals ihre Familie verlassen. Warum? Wegen der Liebe, sagt sie. "Zirkusfamilien sind sehr groß und weitläufig miteinander verwandt und bekannt. Auf einer großen Familienfeier habe ich Roberto kennen gelernt." Es ist wie im Märchen, die Zirkustöchter heiraten die Söhne eines anderen Zirkusbesitzers. So gehört Romina mittlerweile zu der sechsten Generation des "Humberto".
Seit fünf Jahren zieht auch der kleine Carlos mit dem Zirkus durch die Welt. Rominas Sohn tritt in Opas Manege als Clown auf und weiß jetzt schon, dass er niemals etwas Anderes machen will. Auch Carlos Mutter weiß genau, was sie nicht will. "Ich kann mir nicht vorstellen, richtig zu wohnen und arbeiten zu gehen. Immer am gleichen Ort zu bleiben, wäre nichts für mich, dann kribbeln die Beine", erzählt sie lachend. Das Leben und Aufwachsen im Zirkus sei anders. Die Kinder übernehmen früher Verantwortung, gehen nicht regelmäßig feiern und lernen viele Menschen kennen. Früh Kinder zu bekommen, sei normal und dass jedes Zirkuskind einen anderen Geburtsort habe, sei auch nicht verwunderlich. "Die Kinder werden eben da geboren, wo wir gerade sind", sagt sie lächelnd. Auch zur Schule ging sie da, wo der Zirkus gastierte. Carlos wird es ab diesem Sommer genauso machen, eine andere Möglichkeit gibt es nicht.
Romina liebt den Zirkus, besonders wegen des Zusammenhalts. Die 50 Tiere und 32 Mitarbeiter um Zirkuschef und Schwiegervater Joschi Ortmann bilden ein gutes Team. Gegenseitig aufeinander achten müssen sie, denn Unfälle bleiben nicht aus. Die junge Mutter hat sich bisher noch nie ernsthaft verletzt, aber vorsichtig ist sie trotzdem, denn es kann immer etwas passieren. "Angst habe ich nicht, ich glaube, dann darf man das auch nicht weitermachen, wenn man Angst hat."
Angst um den Zirkusbetrieb haben Künstler und Mitarbeiter jedoch von Zeit zu Zeit. "Manchmal leben wir von der Hand in den Mund", erzählt Romina. Verdient wird nur so gut, wie die Vorstellungen laufen, und seit Jahren schwinden die Besucherzahlen. Doch die Artistin würde ihren Beruf nie aufgeben. "Man muss immer weitermachen, egal ob für 1000 oder 30 Zuschauer", sagt sie entschlossen. Wenn Romina Zinnecker in ihrem glänzenden Kostüm an zwei Seidentüchern durch die Luft wirbelt oder auf dem Seil tanzt, ist sie Zuhause. Zirkus hat sie eben im Blut.