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Fährbetrieb Diskussionen um Fähre hält an

Das Thema Fähre erhitzt auch weiterhin die Gemüter in Ferchland. Auch im Ortschaftsrat wurde diskutiert.

Von Thomas Skiba 22.08.2020, 09:16

Ferchland l „Wenn Ortschaftsratssitzung ist, dann muss auch das Thema Fähre auf der Tagesordnung stehen", sagt Mandatsträger Daniel Richter und jeder sieht ihm die Erregung deutlich an. Der Ärger stand sichtlich spürbar bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung im Konferenzraum des Dorfgemeinschaftshauses in Ferchland. Hier brachten die Anwohner und Mandatsträger einiges auf den Tisch, über Angelegenheiten, die ihrer Meinung nach in Ferchland und besonders in der Einheitsgemeinde schief laufen. Dazu gehört ganz klar die Fähre.

Ortsbürgermeister Otto Schmidt zeigte sich verwundert, dass „die Fähre lange keinen interessiert hat“, und führt an, dass bei der ersten öffentlichen Veranstaltung im Dezember 2019 in Güsen, kein Ferchländer anwesend war „und dort seine Meinung vertreten hat“. Ein Rückblick: In dieser Gemeinderatsitzung brachte Bürgermeisterin Nicole Golz zum ersten Mal die Probleme mit dem Betreiben der Fährverbindung Ferchland – Grieben öffentlich zur Sprache. Unter anderem gab sie dort Informationen zu den Stillstands-Zeiten und den Kosten der des anstehenden Fähr-TÜV`s.

Dabei deutete sie an, dass die Einheitsgemeinde die Kosten der Verbindung nicht mehr allein tragen könne. Schon damals waren politische Vertreter der Landkreise beiderseits der Elbe anwesend und zeigten Verständnis für die Sorgen der Pareyer – so schien es. Doch Absichtserklärungen und schönen Worten folgten keine Taten, so dass sich Golz und manch Gemeindevertreter allein gelassen fühlten, mit der Konsequenz, die Fährverbindung zu kappen.

Zurück zur Ortschaftsratssitzung. Otto Schmidt war sichtlich sauer, als er sagt: „Als das Kind in den Brunnen gefallen war, da kamen alle hinter dem Ofen hervor.“ Der Ortschef hätte sich gewünscht, dass die Ferchländer viel früher die Brisanz des Themas erkannt hätten. Dann wäre er für den Erhalt der Fähre vorangegangen. So entschied er sich, für die Schließung der Fähre zu stimmen, mit allen Konsequenzen. „Es hat einfach keinen interessiert“, so sein Fazit.

Ortschaftsrats-Mitglied Daniel Richter sieht das anders. „Keine Informationen dazu, wann solch Besprechungen stattfinden, dann falsche Informationen zu den Rahmendaten der Fährschließung und – warum werden solche Angelegenheiten in Güsen besprochen und nicht in Ferchland“, so Richter. Zu wenig, zu spät, zu ungenau, fasst er zusammen. Richter spricht die Bemühungen an, die der Heimatverein anstellte, um den Fähranlieger touristisch aufzuwerten, etwa durch Informationstafeln und regelmäßiger Pflege.

„Was passiert jetzt damit?“ Sollen die Mitglieder die Tafeln zurückbauen und das Gelände sich selbst überlassen, stellt er die Frage an seine Kollegen im Ortschaftsrat: „Da wurden Fördermittel versenkt.“ Rückendeckung bekam Richter von anwesenden Ferchländern, denen immer wieder auffällt, dass dort viele Besucher Rast halten und die Aussicht am Fähranlieger genießen. „Also erstmal stehen lassen“, legt Richter fest und ärgert sich, „dass über die Fähre in Ferchland selbst nicht öffentlich gesprochen werde – nur hinter vorgehaltener Hand.“

 

Er schreibe sich auf die Fahne die Brisanz des Themas nicht erkannt zu haben, sonst hätte er sich viel früher engagiert und für deren Erhalt gekämpft. „Es dachte ja keiner, dass der Gemeinderat gegen die Fähre stimmt“, so Richter und schlägt wieder den Bogen zur schlechten Informationslage in der Einheitsgemeinde. Die greift Gemeinderatsmitglied Walter Henning von der AfD-Fraktion auf und nimmt sich die Stellungnahme der Bürgermeisterin im Gemeinde-Blatt vor. Nach Ansicht Hennings streue Golz mit diesen Aussagen den Menschen Sand in die Augen und bringt Beispiele: Die Kosten der Revision stimmen nicht. So sollen laut Aussage Golz, die Reparatur der Fähre rund 1,2 Millionen Euro betragen.

„Die Werft hat dieses Angebot jedoch als Fördermittelantrag erstellt – also unter ganz falschen Vorgaben seitens der Verwaltung, wie mir der Unternehmer versichert“, sagt Henning. Für das Geld hätte auch gleich eine neue Fähre gebaut werden können. Weiterhin erbat sich der Mandatsträger bei der Bürgermeisterin Akteneinsicht zu den Gesprächen mit dem Landkreis, dem Verkehrsministerium oder der Nachbargemeinde Tangerhütte. „Sie spricht immer von Hilfeersuche und dass sie im Stich gelassen wurde“, so Henning, doch schriftliche Anfragen wies Golz nicht vor: „Angeblich habe sie das immer bei Zusammenkünften angesprochen.“

Für den Bürgervertreter ein unhaltbarer Zustand für so eine ernste Problematik mit folgenreichen Entscheidungen. Er sieht hier, dass seitens der Bürgermeisterin „mit Un- und Halbwahrheiten gearbeitet werde". Ortsbürgermeister Schmidt glaubt in Sachen Fähreseien die Nachbargemeinden viel weiter in ihrer Beschlussfassung als die eigene Gemeindevertretung.

So fasste erst in der letzten Woche der Jerichower Stadtrat den Beschluss, eine Machbarkeitsstudie zur Fähre mit bis zu 10 000 Euro zu unterstützen – und dass unter dem Beifall vieler anwesender Ferchländer. Auch Tangermünde sei bereit, die Studie zu unterstützen. „Was jetzt noch fehlt", betont Schmidt „Das jemand das Zepter aufnimmt und die Bemühungen zur Wiedererrichtung der Fährverbindung bündelt."