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Fähre  Einer Rettung keinen Schritt näher

Weiter Bangen um die Fähre Ferchland-Grieben. Es gibt keine finanzielle Hilfe durch das Land für die Fähre.

Von Bettina Schütze 12.03.2020, 05:00

Parey l „Wir haben die Herausforderungen mit der Fähre in den letzten Jahren noch gemeistert. Was uns ab 2022 erwartet, erfreut uns nicht“, machte Nicole Golz, Bürgermeisterin der Gemeinde Elbe-Parey deutlich. Die Fähre wurde am 1. April 1998 in Dienst gestellt und befindet sich seit 2011 in kommunaler Trägerschaft. Das Gesamtdefizit in den Jahren von 2011 bis 2019 beläuft sich auf rund 299.300 Euro. Allein im vergangenen Jahr lag das Defizit bei etwa 94.300 Euro. Nicole Golz: „Wir stehen an einem Punkt, wo wir sagen müssen, wir können die Fähre nicht mehr allein betreiben.“ Dem Vorschlag, auf eine Gierseil-Fähre umzusteigen, steht die Bürgermeisterin skeptisch gegenüber. Sie verwies auf die Strömungsproblematik.

Die Fähre Ferchland-Grieben ist die einzige motorbetriebene Fähre mit Shuttlebetrieb in kommunaler Hand. Sie ist die einzige direkte Verbindung zwischen dem Landkreis Jerichower Land und dem Landkreis Stendal. Zwischen der Brücke auf der Autobahn 2 und der Brücke Tangermünde liegen 70 Kilometer.

Die Problematik der Fähren seien bekannt, erklärte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU). 90 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten werden durch das Land gefördert. Im Haushalt des Landes seien bisher rund 300.000 Euro für die Fähre Ferchland Grieben eingestellt. „Die Höchstförderung für die Fähre liegt nach den beihilferechtlichen Hilfen der Europäischen Union bei 500.000 Euro. Diese Summe gilt für einen Zeitraum von drei Jahren“, so der Minister. Nicole Golz: „Für die Landrevision der Fähre werden rund 1,2 Millionen benötigt. Mit 500.000 Euro können wir die Landrevision nicht durchführen. Am 1. Juli 2020 binden wir die Fähre an.“

Für den CDU-Landtagsabgeordneten Detlef Radtke gibt es nichts anderes als den Erhalt der Fähre Ferchland-Grieben. Das Land habe schon die neue Anlegestelle im Jahr 2002 unterstützt. „Das Land ist bereit, zu helfen. Die Notwendigkeit zum Erhalt ist gegeben. Wenn der Wille zum Weiterbetrieb manifestiert wird, muss es Möglichkeiten geben.“ Rita Platte aus Grieben wies darauf hin, dass „Fähren mobile Straßen sind. Für diese infrastrukturell schwache Region müssen wir eine Lösung finden.“ Sie machte auch darauf aufmerksam, dass der Bund die ländlichen Strukturen fördern möchte. „Dann muss er die gesetzlichen Grundlagen ändern“, hielt Thomas Webel dagegen. Und fügte hinzu: „Über eine Brücke brauchen wir nicht spekulieren.“

Für Thomas Staudt (CDU-Direktkandidat Wahlkreis Genthin) stellt sich die Frage der Perspektive. „So geht es nicht weiter. Dann muss man auch mal Druck aufbauen.“ Für Cora Schröder, Vorsitzende des Gemeinderates Elbe-Parey, ist ein Weiterbetrieb nur möglich, wenn Unterstützung von Land, Bund, Kreis und Kommunen kommt. Auch Julius Haacke, Vorsitzender des Ausschusses Bau, Wirtschaft und Umwelt, ist ein Verfechter zum Erhalt der Fähre. Für ihn ist es wichtig, dass die Kosten verteilt werden. Er regte an, die anstehende Revision so zu nutzen, dass die Fähre verkehrssicher ist und gleichzeitig über eine neue Fähre nachzudenken. „Dieser Weg müsste vom Land unterstützt werden.“

Für Andreas Brohm, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Tangerhütte hat die motorbetriebene Fähre an diesem Standort keine Zukunft. Unter dem Aspekt Klimawandel funktioniert sie hier nicht mehr. Außerdem ist sie ein Schrotthaufen.“ Man müsse eine kluge Entscheidung finden, wie die Entfernung zwischen der Brücke auf der Autobahn 2 und der Brücke Tangermünde zu bewältigen sei.

„Treffen Sie eine weise Entscheidung“ gab Minister Thomas Webel zum Abschluss der Diskussionsrunde allen Beteiligten mit auf den Weg. Der Gemeinderat Elbe-Parey will in seiner Sitzung am 29. April eine Entscheidung über die Zukunft der Fähre Ferchland-Grieben treffen.