Traumkulisse mit Eis und Schnee für rundum gelungene Veranstaltung zum 26. Winterschwimmertreffen. Von Sigrun Tausche Ferchland: Fast 180 Teilnehmer beim Eisbaden
Fast 180 Teilnehmer aus 24 Vereinen und Gruppen badeten - zumeist bunt kostümiert - unter dem Applaus von jeder Menge Zuschauer im Ferchländer Feuerlöschteich. Das 26. Eisbaden war erneut eine rundum gelungene Veranstaltung, und dank Wetterumschwung auch vor einer Traumkulisse.
Ferchland l Wer hätte noch eine Woche vorher gedacht, dass es eine vier Zentimeter dicke Eisdecke und Schnee geben würde zum 26. Ferchländer Winterschwimmen? Man hatte sich schon fast auf Frühling eingestellt, doch nun passte einfach alles. Freilich, die Zeiten der Rekord-Zuschauerzahlen sind vorbei, trotzdem war es noch eine beachtliche Menge, die sich an den Hängen des Feuerlöschteichs versammelt hatte.
"Schwanensee" möchte Ferchlands Ortsbürgermeister Walter Henning den Teich lieber genannt wissen, nach der Gründer-Gruppe des Eisbadens, den "Ferchländer Schwänen" um Henry Stielau. Er begrüßte die Gäste hier am See, um dann das Mikrofon an Gerhard Fabian zurück zu geben, der nach dem Einmarsch der Teilnehmer seinen Stammplatz auf dem Steg einnahm.
Zwei Berichte auf MDR
Für die vielen Teilnehmer, die sich auf ihren Badeauftritt vorbereiteten, war es enger geworden am Ufer als in den Vorjahren. Denn erstmals seit Jahrzehnten war der Wasserspiegel des Feuerlöschteichs wieder gestiegen - etwa 30 Zentimeter, schätzten die Rettungstaucher der DLRG Tangermünde. Für diese Traditionsveranstaltung ist das natürlich eine erfreuliche Tatsache.
Noch ein wenig enger wurde es, weil gleich zwei MDR-Kamera-Teams zwischen den Badelustigen auf der Jagd nach eindrucksvollen Szenen waren - und auch nicht auf das zu dünne Eis ausweichen konnten. Auf MDR-Thüringen wird das Eisbaden in der Sendung "Draußen" am 15. Februar zu sehen sein, auf MDR-Sachsen-Anhalt in der Sendung "Unterwegs..." am 25. Februar. Vom Thüringer Fernsehteam wollte Beate Thyron genau wissen, wie sich das Eisbaden anfühlt, und startete einen Selbstversuch. Gemeinsam mit den "Ferchländer Schwänen" ging sie zum Abschluss ins Wasser.
Medaille und Pokal
Wie gewohnt gab es auch wieder einige Höhepunkte. Gleich für zwei hat Angelika Ehrke von den Berliner Seehunden gesorgt.
Der erste war die Übergabe einer Weltmeisterschafts-Silbermedaille hier am Ferchländer Feuerlöschteich! Sie war mit bei der WM in Jurmala/Lettland gewesen, berichtete sie. Dort hatte ihre Team-Kollegin Marina Hunger erfolgreich am 450-Meter-Ausdauerschwimmen im eisigen Wasser teilgenommen, musste aber schon vor der Siegerehrung abreisen. Sie hat ihr nun Urkunde und Medaille mitgebracht - eine gelungene Überraschung.
Der zweite Höhepunkt war die Vergabe des Wanderpokals "Die kupferne Wärmflasche" für "den coolsten Winterschwimmer des Jahres". Der jeweilige Inhaber darf entscheiden, wer diesen Pokal als nächster bekommen soll, und Angelika Ehrke entschied sich für Ronald Hanns von den "Leipziger Pinguinen". "Es hat schon Tradition, diese Übergabe hier in Ferchland zu vollziehen", erzählte sie und begründete ihre Entscheidung: "Ronald ist ein sehr aktiver Eisbader, und er organisiert auch Winterschwimmer-Sommertreffen, um den Kontakt aufrecht zu erhalten." An verschiedenen Orten haben sich etwa 30 bis 35 Winterschwimmer so im Sommer schon getroffen, um zu wandern, Neues kennen zu lernen, Kultur zu erleben - im vorigen Jahr schon zum 15. Mal.
Übrigens: Henry Stielau hatte die "Kupferne Wärmflasche" im Jahr 2000 bekommen.
Und auch Marco Buschmann von den "Bielefelder Eisvögeln" - ebenfalls WM-Teilnehmer in Jurmala - hatte sie schon. Vor zwei Jahren war das. Er brachte diesmal Team-Kollegen mit nach Ferchland: Wolfgang Heller war zum erstan Mal hier und war begeistert: "Eine tolle Atmosphäre!" Ebenfalls zum ersten Mal hier dabei war Heiner Inkmann, der dem Verein gerade erst beigetreten war. Die als Engel verkleidete Sylvia war zwischen den bunt kostümierten Männern ein Hingucker, verzichtete aber darauf, mit dem Kleid ins Wasser zu gehen.
Alle anderen, zum Teil recht aufwändigen Kostüme wurden nicht geschont. Das gehört einfach dazu bei solchen Höhepunkten, wenn viele Winterschwimmer beim Training auch das "Adam-und-Eva-Kostüm" bevorzugen. Der Grund ist verständlich: Nach dem Eisbaden ist es wichtig, sich ganz schnell trocken zu rubbeln und warm anzuziehen. Da kann ein an der Haut klebendes, durchnässtes Kostüm ziemlich hinderlich sein. Es kühlt den Körper nach dem Baden schneller aus. Ganz unangenehm wird\'s bei richtig kaltem Wetter, so zehn Grad minus zum Beispiel. "Dann gefriert das Kostüm sogar ganz schnell am Körper", berichtete eine Eisbaderin.
Mit drei ihrer vier WM-Teilnehmer in ihren Reihen waren die "Frosty Koalas" in Ferchland. Sie traten in neuen T-Shirts auf, die der unterschiedlichen Herkunft der Team-Mitglieder gerecht werden und den Heimatort mit zeigen: Dirk Rechholtz, Jens Rohland, Reiner Besing (WM-Teilnehmer) und Hartmut Nothe aus Kade, Klaus-Peter Pietsch aus Dunkelforth und Hartmut und Heiko Gibtner aus Roßdorf. Als Gast war Steve Glockmann aus Hamburg dabei. Er war hier zum ersten Mal, aber schon ab und zu in Magdeburg beim Eisbaden.
Die Kader hatten natürlich auch wieder einen Spaß auf Lager: Sie nahmen einen "schwimmenden Tisch" mit ins Wasser und genossen im eisigen Nass (zwei Grad waren gemessen worden) heiße Getränke. Es war aber nicht Glühwein, sondern frische Wurstbrühe von der Landschlachterei Carsten Pietrzak!
Eistaucherausbildung
Noch bevor die ersten Winterschwimmer und Zuschauer eintrafen, waren am Feuerlöschteich - wie schon seit Jahren - die Rettungstaucher von der DLRG Tangermünde aktiv. Sie nutzen diesen Anlass gern zu ihrer jährlichen Eistaucher-Ausbildung - ein Glück also für sie, dass es noch rechtzeitig kalt genug geworden war. Insgesamt neun Mitglieder waren vor Ort, davon sind sechs getaucht, berichtete Vereinsvorsitzender Dietmar Schiess. Das Problem beim Eistauchen: Man kann nicht direkt nach oben aus dem Wasser, sondern muss immer wieder erst zum aufgehackten Loch zurück. Da könnte schon mal Panik aufkommen, wenn man nicht ordentlich darauf vorbereitet ist. "Beim Eistauchen gelten deshalb auch besondere Vorschriften", erklärt Dietmar Schiess. "Man darf nicht tiefer gehen als 20...25 Meter."
Wie die Sicht diesmal war im Teich? "Der Erste hatte herrliche Sicht..." schmunzelt Dietmar Schiess. Will heißen: Danach gab es nur noch "trübe Suppe". Denn anders als beim Sporttauchen, wo ein Stück überm Grund geschwommen wird, müssen Rettungstaucher den Grund direkt absuchen, erklärt er. Und dort befindet sich eine zehn bis 30 Zentimeter dicke Schlammschicht. "Sie ist dicker geworden in den letzten Jahren", zieht der Taucher Bilanz.
Stimmung auch danach
Auch nach dem Eisbaden war noch eine ganze Zeit was los am See. Oben am kleinen Festplatz herrschte fröhliche Stimmung. Die zahlreichen Imbissangebote wurden ordentlich in Anspruch genommen. Ein großer Teil der Teilnehmer freute sich derweil schon über die Gastfreundschaft der Ferchländer, die im Elbehaus reichlich selbstgebackenen Kuchen aufgetischt haben.
Erleichtert sah Otto Schmidt, Vorsitzender des Anglervereins - des Veranstalters vom Eisbaden - in die Runde. Zwar wird die Abrechnung erst das genaue Ergebnis zeigen, aber gut gelaufen ist auch diesmal wieder alles.