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Fitnessstudio Training derzeit nur digital

Im Genthiner Fitnessstudio „Shivanja“ wächst der Unmut über die fehlende Perspektive. Die Corona-Beihilfen laufen schleppend an.

Von Mike Fleske 22.02.2021, 14:00

Genthin l Es tut sich was im Genthiner Fitnessstudio. Betreiberin Anja Sauer zeigt in einer Ecke eine Reihe von Übungen, für die Rückenmuskulatur, für die Oberarme, für die Bauchmuskeln. Allein, es sind überhaupt keine Mitstreiter vor Ort, die die Übungen nachmachen. Alles, was Anja Sauer zeigt, wird über eine Kamera ins Internet übertragen, die Mitglieder rufen die Übungen im Livestream zuhause ab. Auf diese Weise wird der Kontakt gehalten, die Möglichkeit zum Training gegeben.

Denn nach wie vor ist das Fitnessstudio geschlossen. Perspektiven für die Öffnung gibt es seitens der Politik derzeit noch nicht. „Unverständlich“, findet das Maik Sauer, der das Studio in Genthin gemeinsam mit seiner Frau Anja betreibt. „Wir sind heute Gesundheitsdienstleister in ganz verschiedenen Bereichen. Die Stärkung des Herz- und Kreislaufsystems, des Rückens und der Gelenke aber auch die Unterstützung beim Abnehmen seien wichtige Aspekte, die die allgemeine Fitness langfristig verbessern und erhalten. Letztlich ist unser Ziel eine Stärkung des Immunsystems und damit auch die Infektionsvorbeugung.“ Sauer hält diese positiven Argumente für stärker als das der Infektionsrisiken, die nachweislich sehr gering seien, in den Studios.

Jedoch würden diese von der Politik zu wenig betrachtet. Ein Jahr gäbe es mittlerweile die Corona-Problematik. „Von zwölf Monaten, hatten wir sechs Monate geschlossen“, bilanzieren die Betreiber. Die Folgen sind deutlich: Mitglieder hätten dem Studio den Rücken gekehrt, da sie durch die wirtschaftlichen Corona-Verwerfungen oft selbst in Kurzarbeit oder in die Arbeitslosigkeit gehen mussten. Daneben verließen auch Trainer das Haus, um krisensichere Tätigkeiten anzunehmen. Und dennoch gibt es sie, die Solidarität in der Krise. Viele Mitglieder wollen, dass das Fitnesscenter in Genthin erhalten bleibt und zahlen ihre Beiträge weiter, auch wenn die Gegenleistung, also das Trainieren vor Ort und an den Geräten im Moment ausbleiben muss. „Für uns ist das eine Art Vorleistung der Mitglieder, wenn wir wieder öffnen dürfen, bieten wir unseren Kunden, in Höhe der gezahlten Vorleistung, eine Gegenleistung an“, erklärt Anja Sauer.

Ein weiteres Problem sei, das die zugesagten staatlichen Hilfen nur verzögert ausgezahlt würden. Die viel zitierten Novemberhilfen seien erst im Januar eingegangen. „Das waren zweieinhalb Monate, die wir überbrücken mussten.“ Bereits im vergangenen Jahr hatten die Genthiner Betreiber einen Maßnahmenkatalog vorgelegt, der Grundlage für einen dauerhaften Betrieb hätte sein können. Allerdings wird die Fitnessbranche in der Politik nach wie vor als nicht systemrelevant eingestuft. Nachdem vor einigen Wochen der CDU-Landtagskandidat Thomas Staudt zu Besuch im Shivanja-Center war, gab es einen Kontakt zum Landkreis Jerichower Land, wo das Ehepaar Sauer ein Konzept vorgelegt und einen möglichen Betrieb im Rahmen der aktuellen Verordnung dargelegte.

Denn eine Reihe von Vorbereitungen treffen die Fitnessstudiobetreiber bereits. Derzeit wird der Innenbereich mit einem Kredit der Investitionsbank umgebaut und erweitert. So gibt es etwa ein Drehkreuz, mit dem die Anzahl der Besucher gesteuert werden kann. „Sind z.B. 40 Personen drin, bleibt das Drehkreuz zu und es kommt niemand mehr rein“, erklärt Maik Sauer. Außerdem sei die Möglichkeiten für das bargeldlose Bezahlen erweitert worden, so dass hier die Kontakte vermindert werden können. An anderer Stelle trennt eine Plexiglasscheibe die Trainingsbereiche voneinander. Es gibt Desinfektionsmöglichkeiten für die Besucher, aber auch Handschuhe und Mundschutz für die Mitarbeiter.

„Selbst wenn das Infektionsgeschehen noch länger anhält, wollen wir die Möglichkeit zum Training geben.“ Denn langes Nichtstun führe zu Muskelschwund, eine gesunde Muskulatur sei ein Schlüssel zur Gesundheit. „Das kennt jeder, der ein paar Tage im Krankenhaus gelegen hat, man fühlt sich schlapp und kraftlos, weil der Abbau der Muskulatur schon bei kurzer Bewegungslosigkeit beginnt.“

Derzeit hilft also auch weiterhin nur der digitale Kontakt. So gibt es auf diesem Weg ein sogenanntes eins-zu-eins-Training, also eine persönliche Betreuung über das Internet. Das Fitnessstudioteam hat auch verschiedene sogenannte Challenges, also Wettbewerbe ins Leben gerufen, die die Bereiche Ernährung und Bewegung umfassen. Beim Wintereinbruch in der vergangenen Woche gab es sogar einen Fotowettbewerb mit den schönsten selbstgebauten Schneemännern – denn auch diese zu erschaffen, hat mit Bewegung zu tun.