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Bestand wird „digital“ Förder- und Heimatverein Jerichow stellt seine Sammlung online

Große Teile der Sammlung, die der Förder- und Heimatverein Stadt und Kloster Jerichow sicher und verborgen in einem Depot lagert, erblicken bald die „digitale Wirklichkeit“. Ehrenamtler des Vereins arbeiten an diesem Projekt.

Von Simone Pötschke 06.07.2023, 20:10
Theresia Gebauer und Claudia Hartung fotografieren die Sammlung des Jerichower Förder- und Heimatvereins Stadt und Kloster Jerichow, um sie später zu digitalisieren.
Theresia Gebauer und Claudia Hartung fotografieren die Sammlung des Jerichower Förder- und Heimatvereins Stadt und Kloster Jerichow, um sie später zu digitalisieren. Foto: Simone Pötschke

Jerichow - Ein Hauch scheinbarer Vergänglichkeit liegt in der Luft des Depots, in dessen offenen Regalen Exponate zur Jerichower Stadtgeschichte streng nach einem Ordnungsprinzip gelagert werden.

Etwa 1000 bis 1200 solcher Exponate, darunter Alltags- und Gebrauchsgegenstände des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, haben unter dem Dach der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt einen Platz für die Ewigkeit gefunden.

Verstauben und vergessen werden sie hier jedoch nicht. So können etwa 500 bis 800 Exponate dieser Sammlung schon bald von Interessierten digital in Augenschein genommen werden. Der Förder- und Heimatverein Stadt und Kloster Jerichow bestreitet mit dieser Sammlung keine umfängliche Präsentationen, obwohl er im Kloster in Kooperation mit der Stiftung für die ständige Ausstellung zur Stadtgeschichte verantwortlich zeichnet. Da sei die Digitalisierung schon ein faszinierendes Projekt, sagt Theresia Gebauer, neben Dr. Petra Zacke eine der ehrenamtlichen Helfer des Vereins, die dieses Vorhaben umsetzen. Mit unendlicher Geduld trägt Theresia Gebauer Exponat um Exponat zusammen, so dass sie von Claudia Hartung – zügig ausgeleuchtet - fotografiert werden können. Bei der technischen Ausstattung des „kleinen, provisorischen Foto-Ateliers“ unterstützt das Kreismuseum Jerichower Land den Verein. Zwei- bis dreimal wöchentlich trifft sich das kleine Vereinsteam für jeweils vier Stunden, um das Riesenpensum Stück für Stück abzuarbeiten. Dienstagvormittag hat Archäologin Claudia Hartung Exponat Nummer 343 fotografiert, bald ist die „Halbzeit“ erreicht.

Förderung durch dasLand Sachsen-Anhalt

Bis September sollen alle Aufnahmen im Kasten sein. Für das Projekt kann der Verein eine Förderung des Landesverwaltungsamtes über das Programm „Digitalisierungsmaßnahmen im Kulturbereich“ in Anspruch nehmen. Von den anfallenden Gesamtkosten in Höhe von etwa 30.000 Euro muss der Verein allerdings einen Eigenanteil von 30 Prozent erbringen. Durch den fachmännischen Aufbau und die Betreuung der Sammlung, die bis heute in den Händen von Rolf Naumann, Museologe und Diplom-Kunsthistoriker, liegt, kann die Digitalisierung der Exponate fast so professionell wie in Museen „abgearbeitet“ werden. Denn alle Exponate wurden unter seiner Leitung penibel genau inventarisiert, alle notwendigen Informationen, wie die zur Herkunft oder Datierung, sind auf Karteikarten dokumentiert. Beim Fotografieren achtet Claudia Hartung deshalb peinlich genau darauf, dass dem Exponat die Karteikarte beigefügt ist.

Wenn sie die Fotoausrüstung eingepackt hat, ist die Arbeit für das Projektteam allerdings noch nicht beendet.

Bevor die Fotos ins Netz hochgeladen werden, müssen die Angaben zum Exponat in eine vorgegebene Maske eingetragen werden, so dass Text und Bild nach einer einheitlichen Vorgabe zusammengefügt werden. Wichtig ist dabei die so genannte Verschlagwortung, die die Ehrenamtler dann vornehmen müssen. Dabei werden den Exponaten Stich- beziehungsweise -Schlagworte zugeordnet, um sie später online schneller finden zu können.

Klingt alles etwas trocken und vielleicht auch kompliziert. Dass die Arbeit aufwendig ist, bestreiten Theresia Gebauer und Claudia Hartung nicht. Aber möglichst viele Exponate durch ihre Hände gehen zu lassen, sei nicht nur interessant, sondern berge auch so manche kuriose Überraschung. Claudia Hartung ist so auf ein interessantes Büchlein aus dem Jahr 1931 gestoßen, dessen Autor sich mit Fragen der künftigen Energiegewinnung beschäftigt. Schon vor über 90 Jahren thematisierte man Sonnenenergie und die Abkehr von fossilen Brennstoffen. Der Inhalt des Büchleins sei nach wie vor aktuell - einfach erstaunlich, bemerkt die Archäologin.

Ein vermeintliches Wunderwerk der Medizin, ein über Strom betriebenes, mit vielen Einzelteilen ausgestattetes Allround-Instrument, das ganz viele Zipperlein vertreiben soll, erheitert Theresia Gebauer. „Einfach toll, da braucht man doch keinen Arzt mehr“, sagt sie mit einem erfrischenden Lachen.

Den Grundstein dieser Sammlung legte der damalige Heimatverein Jerichow Anfang der 1990er Jahre. Nach einem Aufruf an die Bevölkerung wurden die Exponate zusammengetragen.